Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].

einer Sauerstoffatmosphäre explodieren,
wenn eine gewisse Zahl von Staubteilchen pro Kubikzentimeter erreicht wird und
ein Auslöser vorhanden ist. Ich vermute, dass die Gewalt des Sturms ausgedehnte
Ablagerungen von Kohle und Schwefel und Kaliumsalpeter in der Grauen Wüste
freigelegt hat, pulverisiertes Material dieser Ablagerungen mit in die Höhe riss
und vermischte. Es wurde über die Stadt getragen und erreichte eine kritische
Dichte. Plasmaentladungen zündeten die Mischung. Über der Stadt explodierte ein
Feuersturm.
    »Soll das heißen, dass wir
durch eine Wüste aus Schießpulver fahren, die explodieren kann?«
    »Das bezweifle ich, Grimm. Dann
hätten die Flammen uns schon erreicht. Andere Faktoren in der Stadt könnten durch
Reibung entstandene und noch anhaltende elektrostatische Aufladung sein, und
die Auswirkungen des Chaos. Wir sollten ein Dankgebet sprechen, dass Shandabar
zerstört ist.«
    »Was?«
    »Am Morgen, wenn die Sonne
aufgeht, steigt die Temperatur. Die Menschenmassen wären gut beraten, nach
Hause zurückzukehren. Aber nun ist ihr Zuhause ausgelöscht worden. Wir werden
weiterhin eine Nadel in einem großen Heuhaufen sein. Eldar, Chaoskrieger und lokale
Streitkräfte werden einander weiter bekämpfen, wenn sie nicht in der Explosion
umgekommen sind. Sie werden ermüden.«
    Mit der Zeit ermüdeten auch sie
in der Enge des vibrierenden Fahrerhauses und einigten sich darauf, dass Lex, Jaq
und Grimm abwechselnd den Fahrer überwachten, während die anderen zu schlafen
versuchten. Rakel konnte schlafen, so lange sie wollte oder dazu imstande war.
    Jaq und seine Gefährten konnten
nicht wissen, dass ein zweites Chaosschiff auf dem Gelände des Raumhafens
gelandet war. Aber warum sollten sie es auch wissen, hatte der Feuersturm
dieses Schiff doch bereits verbrannt? Als es Tag wurde, war der Rauch des
brennenden Shandabar ein ferner Schmutzschleier über dem nördlichen Horizont.
Die Wüste war in allen Richtungen gesprenkelt von Fahrzeugen und den
leistungsfähigsten Fußgängern, die ihr Tempo die ganze bedrohlich warme Nacht
hindurch gehalten hatten. In der Tat war es erstaunlich, dass noch immer
Fußgänger in der Nachbarschaft waren. Todesfurcht war ein starker Ansporn. Aber
es musste auch andere Ursachen geben.
    Fahrzeuge mussten in den letzten
Stunden mit Pannen oder aus Treibstoffmangel liegengeblieben sein und ihre Passagiere
ausgesetzt haben. Beinahe alle funktionsfähigen Fahrzeuge waren wegen
Überlastung verlangsamt und krochen schwankend über den unebenen Wüstenboden,
viele begleitet von Möchtegernenterern wie von Fliegenschwärmen, die einen
geplagten und erschöpften Ochsen umkreisen. Da und dort in der rollenden Flut
der Flüchtlinge begann sich Gemeinschaftsgefühl herauszubilden, so dass die
Leute abwechselnd fuhren und marschierten.
    Ein hartnäckiges Gerücht wollte
wissen, dass es eine Route gebe, die in Sicherheit führe. Aber wer kannte sie?
Und wer wollte in Unkenntnis dieser Route jemanden überholen, der diese
Kenntnis besitzen mochte?
    F ührte die Route geradewegs nach Bara Bandobast? Wenn
die Sonne im Begriff war, alles Leben auf Sabulorb zu vernichten, würde auch
Bara Bandobast verbrennen! Vielleicht aber hatte das Geheimnis der Route mit den
plötzlich aufgetretenen Außerirdischen zu tun oder den gepanzerten,
marodierenden Mutanten. Vereinzelte Überlebende beider verfeindeten Gruppen
fuhren fort, einander und den örtlichen Streitkräften lustlose Schießereien zu
liefern. Als es Tag wurde, schien nur noch eine bewaffnete Flugmaschine intakt
zu sein. Die übrigen mussten abgeschossen oder wegen staubverstopfter Luftfilter
defekt sein, so dass ihre Piloten sie aufgeben mussten. Niemand wusste
Genaueres.
    Gruppen von Marschierern,
Fahrzeuge und Kameloparden wurden von den Kontrahenten als bewegliche Deckung
benutzt.
    Da es nur vereinzelt zu Feuergefechten
kam, war die Gefahr, im Kreuzfeuer getötet zu werden, eher gering. Hinzukam,
dass sich die Flüchtlinge nicht wirklich von diesen Kämpfern zu distanzieren wünschten,
die den Weg in die Sicherheit wissen mochten. Mit Ausnahme der Gardisten und
Arbitratoren kamen die Kämpfer von außerhalb der Welt. Und wenn die Welt
verbrennen musste, dann gab es Sicherheit nur außerhalb von ihr. Bald breitete
sich das Gerücht aus, eine große Flotte Raumschiffe warte im Innern der Wüste,
um die Menschen zu evakuieren, deren Glaube stark war, deren Glaube jetzt auf
die Probe gestellt werde.
    Die Sonne schob sich über