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Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].

Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].

Titel: Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch]. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Watson
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und trug sie weiter. Manchmal musste er sie durch
niedrige Öffnungen hinter sich herziehen.
    Verborgen
durch hohe Wände, war die untergehende Sonne längst verschwunden, aber die
Hitze blieb extrem wie zuvor, da sie von den Felsen abgestrahlt wurde.
Ungewohnte Nordlichterscheinungen tanzten am Himmel und lieferten unsichere
Beleuchtung.
    Nach einiger
Zeit stießen sie auf ein halbes Dutzend stolpernde Flüchtlinge, die wie sie
selbst das Labyrinth nach dem verheißenen Ort der Sicherheit absuchten, ohne
eine Vorstellung zu haben, wo genau und von welcher Art er sein mochte. Es
konnte nicht schaden, ein paar verzweifelten Überlebenden der Lotterie des
Exodus das Geheimnis zu verraten. Ganz im Gegenteil! »Habt ihr einen Kreis aus
hohen Felsen gesehen, die oben ausladend an Pilze erinnern?«, fragte Jaq.
    Diese
Flüchtlinge waren nicht auf ein solches Phänomen gestoßen.
    Nun wankten
sie fort, um es zu suchen.
    Manche
schlugen eine Richtung ein, manche eine andere. Sie versprachen einander, laut
zu rufen, wenn sie den Ort finden würden, in der Hoffnung, dass ihre heiseren
Stimmen durch Schluchten und Öffnungen weit genug zu hören wären.
    Jaq konsultierte
die Augenlinse. Die Route war deutlich zu sehen, doch wo war der Ausgangspunkt
in der wirklichen Welt?
    Lex ballte die
linke Faust.
    »O Dorn, Licht
meines Lebens«, betete er. »Hilf mir jetzt. Biff«, murmelte er. »Yeri ...« Was
konnte das Licht Rogal Dorns beschwören? Die Hitze war noch nicht groß genug,
um der Qual eines Nervenhandschuhs gleichzukommen, des verzehrenden Infernos
einer Bestrafung, die ihm in der Vergangenheit visionäre Einsicht gebracht
hatte. Welcher Schmerz konnte Erleuchtung bringen? »Dein Messer, Grimm«, sagte
Lex. »Du musst es mir langsam ins Auge stechen, bis ich unseren Weg sehe.« Er
kniete nieder. Rakel hing noch immer schlaff über seine Schulter.
    »Hör schon
auf, Lex! Was soll der Unsinn?« Grimm sah sich nach Jaq um, aber dieser nickte
voll schmerzlicher Zustimmung.
    Selbstopfer
war ein Werkzeug der Transzendenz. Überdies gab es hier ein Muster, eine
kryptische Gleichung, die Lex erkannt haben musste, eine Gleichung zwischen
Azuls Auge, das Lex einst persönlich herausgeschnitten hatte, und seinem
eigenen.
    »Siehst du
nicht die Harmonie der Umstände?«, fragte Jaq den Abhumanen.
    Der kleine
Mann schüttelte den Kopf.
    »Ein Auge für
ein Schlierenauge«, sagte Jaq leise. »Erleuchtung durch Schmerz. Die
Alternative könnte unser aller Tod und völliges Versagen sein. Du bist eine
inspirierte Seele, Lex. Wäre es dir lieber, wenn ich das Messer halten würde?«
    »Ich glaube,
dass der Abhumane diese Aufgabe so gut wie jeder Servitor erfüllen wird.« Nein,
Lex wünschte nicht, dass Jaq das Messer schwingen würde. War Lex ein Häretiker,
dass er sich von einem Mitglied der Inquisition Qualen zufügen lassen sollte?
    »Du wirst
nicht um dich schlagen?«, fragte Grimm den Knienden.
    » Ich werde
meine Augenlider offen halten, Grimm. Ich schwöre, dass ich nicht zucken werde.
Wenn ich mich schließlich wieder meinem Orden anschließe, können unsere
Apothekarii mich mit einem bionischen Auge ausstatten.« Das war gut möglich.
Aber für einen Kämpfer war das Opfer eines Auges wirklich eine mutige Tat, auch
wenn die Zukunft noch so sehr mit Ungewissheit befrachtet war. Oder war es
Torheit? »Du musst sehr langsam drücken, um den Schmerz zu schüren«,
instruierte ihn Lex.
    Grimm begann
seine Arbeit.
    Lex hielt den
Atem an.
    In dem
Augenblick, als der Augapfel barst und Flüssigkeit austrat, glomm Lexandros
geballte Faust in einem unheimlich phosphoreszierenden Licht auf. Sein
Zeigefinger streckte sich und wies in eine Richtung. Wies den Weg.
    Während Lex
ging, Rakel noch immer über die Schulter gelegt, drehte er den Kopf von einer
Seite zur anderen. So kompensierte er die verringerte Sehleistung. Die Assassinenschärpe
war jetzt wie eine blutige Bandage über sein zerstörtes Auge und um den Kopf
gebunden.
    Ohne diese
Binde wäre seine Sicht durch jedes Licht, das auf diese nackte Linse fiel, die
einem eitrigen Loch in einem aufgebrochenen Abszess ähnelte, hoffnungslos getrübt
worden. Sein leuchtender Zeigefinger wies geradeaus.
    Im Schein
wogender Nordlichtschleier betraten sie eine natürliche Fläche. Sechs an Pilze
erinnernde Steingebilde erhoben sich drei bis vier Meter hoch. Sie bildeten
einen Kreis und standen beinahe Kappe an Kappe.
    Im Innern war
eine aufrechte Scheibe dunstig blauen Lichts. Es war das Tor

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