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INRI

INRI

Titel: INRI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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würdest.«
    »Ich habe keinen Glauben…»
    »Genau!«
    Karl lachte wieder. »Ich bin bereit, gegen jeden in diesem Pub passiven Widerstand zu leisten.«
    »Oh, halt doch den Mund! Ich habe etwas gefunden, was keiner von euch beiden je finden wird.«
    »Es scheint dir nicht viel geholfen zu haben«, sagte Karl grausam, bereute es gleich und legte Johnny die Hand auf die Schulter. Aber der junge Mann zuckte die Achseln und verließ den Pub.
    Karl wurde sehr niedergeschlagen.
    »Mach dir keine Sorgen wegen Johnny!« sagte Gerard. »Er schnappt immer gleich ein.«
    »Das ist es nicht. Er hatte recht. Er hat etwas, woran er glaubt. Mir will es nicht gelingen, etwas zu finden.«
    »Das ist gesünder.«
    »Ich verstehe nicht, wie du von Gesundheit reden kannst, bei deinem krankhaften Interesse für Hexensabbate und solches Zeug…«
    »Wir haben alle unsere Probleme«, sagte Gerard. »Trink noch einen!«
    Karl zog die Stirn kraus. »Ich habe Johnny nur angegriffen, weil er mich verlegen machte, mich irgendwie bloßstellte.«
    »Wir haben alle unsere Probleme. Trink noch einen!«
    »Na schön.«
    Gefangen. Versinkend. Kann nicht ich selbst sein. Zu etwas gemacht, was andere Leute von mir erwarten. Ist das jedermanns Schicksal? Waren die großen Individualisten die Produkte ihrer Freunde, die einen großen Individualisten zum Freund haben wollten?
    Große Individualisten müssen einsam sein. Jeder muß glauben, sie seien unverwundbar. Und am Ende werden sie weniger als menschliche Wesen behandelt als alle anderen. Als Symbole für etwas hingestellt, das es nicht geben kann. Sie müssen einsam sein.
    Einsam…
    Es gibt immer einen Grund dafür, einsam zu sein.
    Einsam…
    »Mami - ich möchte …«
    »Wer will wissen, was du möchtest? Fast ein Jahr weg gewesen. Nie geschrieben. Was schert es dich, was ich möchte? Wo warst du? Ich hätte sterben können…«
    »Versuch mich zu verstehen…«
    »Warum sollte ich? Hast du je versucht, mich zu verstehen?«
    »Ich habe es versucht, ja…»
    »Den Teufel hast du. Was willst du diesmal?«
    »Ich möchte…«
    »Habe ich dir erzählt, was der Arzt mir gesagt hat…«
    Einsam…
    Ich brauche…
    Ich möchte…
    »Man bekommt in dieser Welt nichts, was man sich nicht verdient hat. Und was man sich verdient hat, bekommt man auch noch nicht immer.«
    Betrunken lehnte er an der Bar und sah den kleinen Mann mit dem roten Gesicht an, der das gesagt hatte.
    »Es gibt eine Menge Leute, die nicht bekommen, was sie verdient haben«, sagte der Wirt und lachte.
    »Was ich meine, ist…«, sagte der rotgesichtige Mann langsam.
    »Warum halten Sie nicht den Mund?« sagte Karl.
    »Halt doch selbst den Mund!«
    »Oh, haltet doch beide den Mund!« sagte der Wirt.
    Liebe…
    Scheu. Zart. Süß,
    Liebe …
    »Dein Problem, Karl«, sagte Gerard, als sie die High Street entlang zum ›Mitre‹ gingen, wo Gerard ein Mittagessen spendieren wollte, »ist, daß du dich an eine romantische Liebe hängst. Sieh mich an! Ich habe alle möglichen krankhaften Neigungen - wie du mir so gern mit deiner vorwurfsvollen Stimme vorhältst. Ich werde so schrecklich geil, wenn ich eine schwarze Messe beobachte und all das. Aber ich schleiche nicht umher und schlachte Jungfrauen ab - teils, weil es gegen das Gesetz wäre. Aber ihr perversen Romantiker - euch bietet kein Gesetz Einhalt. Ich kann es nicht tun, wenn sie nicht einen schwarzen Schleier oder so etwas trägt, aber ihr könnt es nicht tun, wenn ihr nicht ewige Liebe geschworen habt und sie euch ewige Liebe geschworen hat und alles fürchterlich vernebelt ist. Der Schaden, den ihr anrichtet! Wie ihr euch selbst schadet und den armen Mädchen, die ihr gebraucht! Es ist widerlich…«
    »Du bist noch zynischer als gewöhnlich, Gerard.«
    »Nein! Kein bißchen. Ich spreche mit absoluter Aufrichtigkeit - ich habe in meinem ganzen Leben nichts so leidenschaftlich ernst gemeint. Romantische Liebe! Es sollte tatsächlich ein Gesetz dagegen geben. Widerlich. Verheerend. Sieh dir an, wie es Romeo und Julia ging! Das muß uns allen eine Warnung sein.«
    »Oh, Gerard…«
    »Warum kannst du nicht einfach ficken und es genießen? Laß es dabei bleiben! Nimm es als selbstverständlich hin! Pervertiere nicht auch noch irgendein armes Mädchen!«
    »Sie sind es gewöhnlich, die es so haben wollen.«
    »Da ist was dran, mein Lieber.«
    »Glaubst du überhaupt nicht an Liebe, Gerard?«
    »Mein lieber Karl, wenn ich nicht an irgendeine Art von Liebe glaubte, würde ich mir dann

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