INRI
eine Gestalt auf seinem Bettrand sitzen. Es war Headington, und er war völlig nackt. Er hatte seine Hand auf Karls Schulter liegen.
»Ich nehme an - «, begann Headington.
Glogauer schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Sir James.«
»Nun, ja«, sagte Headington. »Nun, ja.«
Sobald er gegangen war, begann Glogauer zu masturbieren.
Headington hatte ihn einige Tage später angerufen und gefragt, ob er wieder einmal nach Banbury kommen möchte, aber Glogauer hatte höflich abgelehnt.
»Wir sind dabei, einige der kleinen Probleme zu lösen«, erzählte ihm Headington. »Wir haben zum Beispiel herausgefunden, wie wir den Reisenden am besten schützen. Keiner meiner jungen Leute ist jedoch bereit, das Versuchskaninchen zu sein. Würde es Sie nicht interessieren, Glogauer?«
»Nein«, sagte Glogauer. »Tut mir leid, Sir James.«
Während der nächsten Wochen wurde Glogauer immer unruhiger. Monica kam nicht mehr so oft zu ihm, und wenn sie kam, schien sie keinerlei Lust zu Liebesspielen irgendwelcher Art zu haben.
Eines Nachts wurde er wütend und fuhr sie an.
»Was ist los mit dir? Du bist kalt wie ein Faß Eis.«
Sie ließ das eine halbe Stunde über sich ergehen, bevor sie müde sagte: »Nun, einmal mußtest du es ja erfahren. Wenn du es unbedingt wissen willst, ich habe ein Verhältnis.«
»Was?« Er wurde sofort ruhig. »Das glaube ich nicht.« Er war immer so davon überzeugt gewesen, daß sich kein anderer von ihr angezogen fühlen würde. Er hätte beinahe gefragt, wer sie schon nehmen würde, hielt sich aber dann zurück.
»Was ist es für einer?« fragte er schließlich.
»Eine«, sagte Monica. »Eine Kollegin in der Klinik. Zur Abwechslung mal was anderes.«
»Oh, Herrgott!«
Monica seufzte. »Es ist wirklich eine Erholung für mich. Ich habe nicht so schrecklich viel Spaß daran - aber ich war so müde von deinen Gefühlsausbrüchen, Karl. Krank und müde.«
»Warum verläßt du mich dann nicht ganz? Was für ein Kompromiß ist das?«
»Ich nehme an, weil ich die Hoffnung nicht aufgeben kann«, sagte Monica. »Ich glaube immer noch, daß etwas in dir steckt, das es wert ist, gefördert zu werden. Ich bin vielleicht blöd.«
»Was willst du mir antun?« Er wurde hysterisch. »Was - was ist…? Du hast mich betrogen!«
»Du mußt mich verstehen, Karl. Es ist kein Betrug - es ist nur ein Urlaub.«
»Dann mach lieber einen Dauerurlaub daraus!« sagte er wütend, ging hinüber und warf ihr ihre Kleider hin. »Scher dich fort, du Sau!«
Sie stand müde und resigniert auf und begann sich anzuziehen.
Als sie fertig war, öffnete sie die Tür. Er lag auf dem Bett und weinte.
»Leb wohl, Karl!«
»Hau ab!«
Die Tür schloß sich.
»Du Sau! Oh, du Sau!«
Am nächsten Morgen rief er Sir James Headington an.
»Ich habe meine Meinung geändert«, sagte er. »Ich bin bereit zu tun, was Sie von mir wünschen. Ich bin Ihr Mann. Es ist nur eine Bestimmung dabei.«
»Welche?«
»Ich will selbst bestimmen, in welche Zeit und an welchen Ort ich reise.«
»In Ordnung.«
Eine Woche später fuhr er an Bord eines privat gecharterten Schiffes in den Nahen Osten. Eine Woche danach verließ er 1970 und kam im Jahr 28. n. Chr. an.
14
In der Synagoge war es kühl und ruhig, und es duftete nach Weihrauch. In dem sauberen weißen Gewand, das Maria ihm geschenkt hatte, als er am Morgen von ihr ging, ließ er sich von den Rabbinern in den Hof führen. Genau wie die Stadtbewohner wußten auch sie nicht, was sie von ihm halten sollten, aber sie waren überzeugt, daß er nicht von einem Teufel besessen war.
Ab und zu sah er an seinem Körper herunter und berührte ihn, als ob er erstaunt wäre, oder befühlte verwirrt das Gewand. Er hatte Maria fast vergessen.
»Alle Männer haben einen Messiaskomplex, Karl«, hatte Monica einmal gesagt.
Die Erinnerungen wurden jetzt lückenhaft - wenn es überhaupt Erinnerungen waren. Er brachte sie durcheinander.
»Es gab damals Dutzende Messiasse in Galiläa. Daß es gerade Jesus war, der in der Legende und in der Philosophie weiterlebte, war ein historischer Zufall…«
»Es muß mehr daran gewesen sein, Monica.«
Es war Brauch bei den Rabbinern, vielen der jetzt überall in Galiläa umherziehenden Propheten Obdach zu geben, solange sie nicht irgendeiner verbotenen Sekte angehörten.
Dieser hier war sonderbarer als alle anderen. Sein Gesicht war die meiste Zeit unbeweglich, und sein Körper war steif, aber oft liefen ihm Tränen über die Wangen. Die Rabbiner hatten
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