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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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hier.«
    Also haben die beiden offenbar an derselben Stelle den Fluss überquert wie wir, dachte Henrietta und kratzte eine stark juckende Stelle am Fuß.
    Hoffendich ist das kein Zeckenbiss, schoss es ihr durch den Kopf. Sie rieb Speichel über die Stelle. Zeckenbissfieber war gefürchtet. Es zerstörte die Blutzellen, und der Gebissene konnte an Blutarmut und Gelbsucht sterben. Ein Dobermannwelpe war ihr in den siebziger Jahren unter den Händen weggestorben, und das einzige für sie sichtbare Anzeichen seiner Krankheit waren weißliches Zahnfleisch und weißliche Augenschleimhäute gewesen. In dem Moment hörte sie, wie der Himmel sich öffnete und das Wasser herunterfiel, als hätte jemand einen Badewanne umgekippt. Gewaltiges Rauschen und Platschen ertränkte im Nu alle anderen Geräusche. »Der erste richtige Regen hier oben«, bemerkte der Arzt, »es wird Überschwemmungen geben, der Boden ist so ausgetrocknet, dass er kein Wasser aufnimmt. Der Fluss wird in kürzester Zeit unpassierbar sein.«
    ' * • »Scheiße«, kommentierte Isabella trocken.
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    »Klingt wie ein Gewitter, so was hört doch auch wieder auf.« Susis Zähne klapperten aufeinander.

    »Ein Gewitter in Afrika ist nicht wie ein Gewitter in Hamburg«, klärte Henrietta sie auf, »es ist, als öffnet sich ein Schleusentor da oben. Solche Wassermassen kannst du dir nicht vorstellen. Sie spülen Straßen weg, reißen Telefonleitungen herunter, ertränken dich da, wo eben noch ein ausgetrocknetes Flussbett war.« Wie zur Unterstreichung ihrer Worte prasselte der Regen auf das Grasdach, krachten Donnerschläge, dass selbst sie zusammenzuckte. Susis Zähne klapperten noch lauter.
    Der Doktor erhob sich und setzte sich neben Henrietta. »Was ist hier eigentlich los? Ich bin neu, der alte Doktor ist krank. Vorher war ich bei Kapstadt auf dem Land. - Ich bin übrigens Ronald Cox, Ron für meine Freunde.«
    Er lachte ein breites, jungenhaftes Lachen und klopfte den Dreck von seinem dunkelblauen Hemd und den Kaki-shorts.
    Ihr gefiel sein offenes Gesicht unter den dichten, rotblonden Haaren. Sie deutete auf die beiden jungen Frauen. »Das sind Susi, meine Cousine, und Isabella, meine Nichte - ich bin Henrietta. Wir sind von vier maskierten Männern überfallen und hierher gebracht worden. Eine Frau, Mary Mkize ...«
    »Mary Mkize? Die Witwe von Cuba Mkize?« Er pfiff durch die Zähne. »Dann haben wir ein Problem. Sie ist berüchtigt für ihre Er-barmungslosigkeit. Sie gehört offiziell dem ANC an, aber man munkelt, dass sie unter dem Mantel des Freiheitskampfes Raubzüge durchs Land macht, man sagt ihr sogar einige Morde nach - ihr persönlich! Man nennt sie die Henkerin.«
    »Wie ich mich freue, das zu hören«, murmelte Isabella sarkastisch. »So beruhigend in unserer Lage.«
    Susi erbrach sich wieder in hohem Bogen. »Tut mir Leid«, schluchzte sie Mitleid erregend. Ron war sofort an ihrer Seite, legte sie hin und tastete schnell ihren Bauch ab. »Tief durchatmen«, befahl er und wischte ihr das Gesicht trocken, »alles in Ordnung, das ist nur die Aufregung.« Er lächelte sie aus fröhlichen blauen Augen an, strei-287
    chelte ihr fürsorglich übers Haar. »Wer weiß, dass ihr untetfwegs wart, Henri?«, fragte er sie dann.
    Ib »Nenn mich nicht Henri«, äffte Isabella sie halblaut nach. « Sie überhörte es geflissentlich, für derartige Feinheiten war jetzt keine Zeit. »Mein Mann lan und unsere Freunde, bei denen wir zu Besuch sind. Tita und Neu Robertson. Wir bringen Vitaminsaft in die umliegenden Dörfer. Meine Freundin macht diese Tour regelmäßig, aber da ihre schwangere Tochter verunglückt ist, sind wir ohne sie unterwegs. Deswegen hatMary es wohl auch auf mich abgesehen, sozusagen stellvertretend für Tita.«
    »Tita Robertson? Geborene Kappenhofer? Na, dann gibt es ja Hoffnung, ohne Zweifel wird hier bald eine Armee anrücken! Man liest ja oft, dass Vater Kappenhofer alles für sein Töchterchen tut.« Er sagte es abschätzig, schien innerlich auf Abstand zu ihr zu gehen. »Die finden uns hier nie«, piepste Susi, »ich hab ja selbst erst gemerkt, dass hier Hütten sind, als die Kerle das Gestrüpp weggeräumt haben. Oh, Gott, ist mir schlecht.« Sie lehnte sich mit flehentlichen Blick an Rons Schulter. »Endlich ist ein Mann hier«, wisperte sie. Er reagierte voraussehbar, streichelte sie, murmelte Beruhigendes, legte seinen Arm um ihre Schulter. Susi seufzte tief und zufrieden und schloss die Lider.
    »Tolle Vorstellung!«, murmelte

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