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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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gejagt, und nun müssen wir in drei Tagen dieses Land verlassen haben und dürfen niemals - nie! - hörst du? - nie wieder zurückkehren! Man hat mir meine Zuflucht genommen, und all das hat auch mit dir und deinem Mann zu tun!« Sie stand aufrecht, spürte den Boden unter ihren Füßen und die Kraft, die sie noch in sich fühlte.
    Mary warf den Kopf zurück und lachte dieses grausige Lachen. »Bringt sie in die Hütte«, bellte sie dann, und die beiden Männer stießen sie mit ihren Maschinenpistolen zum Eingang der Kochhütte. Sie bekam einen Schlag in den Rücken und rutschte neben den drei anderen auf den Boden. So blieb sie einfach liegen. »Haben sie dir etwas getan?«, fragte Susi leise. Sie konnte nur den Kopf schütteln, hörte die Frage nur wie aus weiter Ferne.
    »Was ist, was haben sie mit Jeremy gemacht - die Schreie ... das war doch Jeremy?« Isabella zeigte zum ersten Mal nackte Angst. »Ich meine - haben sie wirklich ... es riecht nach ... nach ... o mein Gott, sie haben das Halsband benutzt, nicht? Ich muss gleich kotzen!« ochweißnass und käsig legte sie sich flach auf den Boden, Augen geschlossen, Hände geballt, zitternd, ohnehin geschwächt von sturzartigem Durchfall. »Ich habe Angst«, wimmerte sie. »Hat Lukas mitgemacht?«
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    Henrietta schüttelte den Kopf. »Nein, im Gegenteil, er versucht, uns zu helfen. Er hat Jeremy, der offensichtlich ein Polizeispitzel ist, beim Funken überrascht und wurde dabei angeschossen - keine Angst«, beruhigte sie die jäh hochfahrende Isabella, »es ist ihm bis auf eine kleine Fleischwunde nichts passiert.« Nachdenklich musterte sie ihre Nichte, die sie fast nur abfällig über Menschen mit farbiger Haut hatte reden hören. Alles nur eine Nebelwand?
    Eine Art Schutz? Vor ihren eigenen Gefühlen oder der Meinung anderer? Oder lag das Geheimnis in der verdrängten Liebe zu ihrer Nanny? Der schwarzen Frau aus Zululand mit dem großen Herzen und voller Liebe, zu der sie keine Zuneigung empfinden durfte, weil sie in den Augen des weißen Südafrikas ein Mensch zweiter Klasse war, ja, im Grunde genommen kein Mensch, eher ein Gegenstand?
    »Du magst ihn, nicht wahr?«
    Ein schneller Blick unter gesenkten Lidern, hochrote Wangen, Kopfschütteln, gleichzeitig Nicken - Isabella gab eine stumme Darstellung ihrer Zerrissenheit. »Ja«, wisperte sie und sah erstaunt aus, als sei sie von ihrer eigenen Reaktion überrascht worden. »Ja.« Sie schlang die Arme um ihre Knie, legte den Kopf darauf, ihre Haare fielen über ihr Gesicht wie ein schimmerndes Seidentuch. Für eine kurze Zeit glaubte Henrietta ein Leuchten in der dämmrigen Hütte wahrzunehmen.
    Das Rauschen des Regens wurde sanfter, und als der Abend kam, sank der Sturm allmählich in sich zusammen, aber es regnete stetig weiter. Durch das feine Sirren der Stechmücken wach gehalten, döste Henrietta nur. Irgendwann schreckte sie hoch. Sanftes Rascheln, eine schattenhafte Bewegung, ein Luftzug, der anzeigte, dass jemand die Kuhhaut zurückgeschlagen hatte.
    Isabellas Platz war leer, sie war hinausgeschlüpft.
    Sie wartete, und als sie nach zehn Minuten noch nicht zurückgekehrt war, folgte sie beunruhigt. Die Luft war feucht vom Regen und köstlich nach der stickigen Hütte, in der kein Luftzug den Gestank der faulenden Häute vertrieb, der immer noch penetrant im trockenen Gras des Daches hing und an den Lehmwänden haftete. Sie wartete
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    vor der Hütte, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten und sie Konturen unterscheiden konnte. Stimmen, leise, murmelnd, ein Kontrast zu den lauten der Männer, die aus Marys Hütte drangen, berührten ihr Ohr. Sachte tastete sie sich vor. Hinter den fliegenden Wolken glühte ein sanfter Mond. In seinem fahlen Licht entdeckte sie einen goldenen Schimmer. Isabella! Sie lehnte mit Lukas an der Wand der obersten Hütte, den Blicken Marys und ihrer Männer entzogen. Eine Hand steckte unter ihrem T-Shirt, die andere im geöffneten Verschluss ihrer Shorts, ihre Arme lagen um seinen Hals, die goldroten Haare flössen über ihren Rücken. Ihr Atem kam in rhythmischen Stößen. Sie stand stockstill. Was sie sah, waren eine Frau und ein Mann, die sich liebten. Isabella, die behütete weiße Südafrikanerin, und Lukas, der schwarze Freiheitskämpfer. Einen extremeren Kontrast konnte sie sich kaum vorstellen. Lukas, verfolgt von Polizei und Soldaten, kaum eine Nacht im selben Bett, immer in Deckung, wie ein gehetztes Tier. Um ihren Hunger nach Liebe zu

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