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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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oberen Teil des abgerutschten Hangs umgeht, weiter unten wird der Schlamm das Geröll, das den Weg blockierte, mitgerissen haben, so dass der wenigstens frei sein wird. Es regnet nicht mehr, in einer Stunde solltet ihr das geschafft haben. Es ist jetzt vier Uhr, ihr habt noch drei Stunden Tageslicht.
    Die Leute aus dem Hubschrauber haben euch gesehen, sie werden auf der anderen Seite landen.«
    Der Hubschrauber! Henriettas Herz tat einen Sprung. Das Drama der letzten Stunde hatte sie ihn vergessen lassen. lan? Es musste lan sein! Wer sonst sollte hier herumfliegen, und das auch noch bei diesem Wetter? Sie klatschte in die Hände. »Kinder, lasst uns gehen. Es ist Zeit, diesen ungastlichen Ort zu verlassen.« Sie schlug ein letztes Mal die Kuhhaut zurück, die anderen folgten. Endlich! Draußen, frei, ohne Bedrohung - sie atmete tief durch. An einigen Stellen hatte die Sonne bereits Löcher in die Wolken brennen können, und zum ersten Mal seit Tagen spürte sie wieder ihre Wärme auf der Haut. Dann fiel ihr ein, was sie nicht verstanden hatte. »Lukas, was meint jemand, der sagt, dass er den Schwalben in die Berge folgen wird?« Lukas antwortete nach einer kurzen Pause. »Er will sterben.« Mit sanftem Schwirren strich ein Schwärm langschwänziger Mausvögel aus den Baumkronen, Zikaden sirrten durchdringend, eine kleine Lachtaube landete auf einem Busch. Gurrend äugte sie herunter, kicherte leise, dann flog sie davon. »Warum sollte sie sterben wollen?« fragte sie mehr sich selbst.
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    »Wer hat das gesagt?« Lukas klang beunruhigt. »Sarah«, antwortete sie und erzählte nun genau, was passiert war. »Sarah sagte, dass das alte Krokodil in den Fluss zurückgekehrt sei. Mary ist offenbar von dem Krokodil unter Wasser gerissen worden.« Für einen Moment starrte Lukas in die Ferne, seine Kinnmuskeln bewegten sich. Dann wandte er sich wieder um. »Mary hat noch etwas geschrien?« Als Henrietta nickte, nickte auch er. »Ich bin sicher, dass sie ihre Schwester mit einem Fluch belegt hat. Wenn dieser Fluch sehr schlimm ist, dann wird Sarah erwarten zu sterben. Das wird sie gemeint haben. Nur ein starker Sangoma kann diesen Fluch aufheben.«
    »Welch ein Quatsch«, rief Susi, »wer glaubt denn an diesen dummen Firlefanz!«
    Henrietta hörte sie nicht einmal. Hinter ihren geschlossenen Augen sah sie ihre schwarze Schwester, zwang ihre Gedanken, sie zu erreichen. »Ich bin auch deine Schwester, ich bin stärker als Mary, komm zurück.« Das Singen in ihren Ohren, das als leises Klingeln begann, wurde überwältigend, und sie merkte, dass sie ihre Lider nicht heben konnte. Wie lange das dauerte, wusste sie nicht. Als Erstes gehorchte ihr die Stimme wieder. »Wirst du für mich zu einem Sangoma gehen, Lukas? Wirst du den Fluch aufheben?«, fragte sie leise. »Ich werde bei Mrs. Robertson Geld dafür hinterlegen.« Sie dachte an die Kuh, die Vilikazi für Imbalis Freiheit hatte zahlen müssen. Als sie dann die Augen öffnen konnte, ihre verkrampften Muskeln sich entspannten, meinte sie Sarahs Lachen zu vernehmen, laut und voller Lebensfreude und ziemlich spöttisch.
    »Yebo.« Lukas' Ton war erstaunt. »Yebo.« Mehr sagte er nicht. Isabella hatte ihnen mit offensichtlicher Ungeduld zugehört. »Was heißt das, du kommst nicht mit?«, rief sie, ihre Stimme eine Oktave höher, ihr Lachen wie weggewischt.
    Lukas streckte seine Hand aus und berührte ihre leuchtenden Haare mit seinen Fingerkuppen. »Ich bin ein gesuchter Terrorist, Umsebe, mein Sonnenstrahl, sie würden mich einfangen, in einen Kerker werfen und einen Galgen für mich zimmern.«
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    Isabella stampfte mit dem Fuß auf. »Das lass ich nicht zu! Ich suche dir einen Anwalt! Schließlich hast du uns gerettet.« »Sie würden mich nicht lange genug leben lassen, um das zu beweisen.« Seine Augen liebkosten sie. »Ich will dich nicht verlieren!« Sie sah ihn an, nur ihn. »Ich will dich.«
    Sein weiches Lächeln galt nur ihr. »Hab Geduld. - Der große Ma-diba wird das Gefängnis bald verlassen, dann wird sich alles ändern.« »Mandela?«, fragte Henrietta verblüfft, »stimmt das wirklich?« Hatte Neu also doch Recht gehabt?
    Aber die Hoffnung, die sofort in ihr aufkeimte, erstickte sie. Noch war es zu früh, noch hatte sich nichts geändert.
    »Sie verhandeln. Es wird bald geschehen. In den nächsten Wochen.« Bei diesen Worten zog er ein geflochtenes Lederband aus der Hosentasche und gab es Isabella. »Trag es um deine Stirn - bis wir uns wieder sehen,

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