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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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dann wirst du eins aus Perlen tragen, eins, das meine Mutter für dich gestickt hat.«

    Isabella wurde rot, ergriff das Band und wand es sich um den Kopf. Für einen Moment löste sie ihre Augen von Lukas, und Henrietta sah, wie Lukas verschwand. Als Isabella ihren Kopf wieder hob, war er weg. Henrietta sah, wie die Freude in ihren Augen starb, so schnell, als hätte sie jemand ausgeblasen.
    Langsam nahm Isabella das Band wieder ab und steckte es in die Tasche ihrer Shorts. »Er hat sich über mich lustig gemacht«, wisperte sie, »wie konnte ich nur darauf hereinfallen.«
    »Oh, das glaube ich nicht«, mischte sich Ron ein, »ganz sicher nicht. Denn ein Zulumädchen mit einem Perlenband um die Stirn sagt aller Welt, dass sie vergeben ist.« Er grinste, seinen gesunden Arm fest um Susis Schultern gelegt.
    Isabella errötete schlagartig, als glühte in ihr ein inneres Feuer, nestelte das Band wieder hervor und band es um die Stirn. »Wehe, einer von euch sagt auch nur einen Ton!« Drohend starrte sie in die Runde, traf überall auf Lächeln, lächelte zurück, leicht verlegen, aber sehr glücklich.
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    Sie machten sich auf den Weg. Ein paar Schmerzenslaute entrangen sich Ron bei seinen ersten Schritten, und die Wunde am Bein brach wieder auf, durchnässte schnell den Verband, aber auf Susi gestützt schaffte er es zu gehen, wenn auch nur sehr langsam. Susis gelbes Obeneil war verdreckt und zerrissen, aus ihrem ehemals hellen Leinenrock machte sie mit zwei heftigen Rucken kurzerhand einen Minirock, der sie nicht bei dem Abstieg behindern konnte. Kurz nachdem sie das Umuzi verlassen halten, kehrte Henrietta noch einmal zurück, holte eine ungeöffnete Flasche FORLISA. »Ich muss wissen, was es damit auf sich hat.«
    Immer häufiger traf die Sonne auf den durchweichten Boden, und der Busch begann zu dampfen. »Das ist ja schlimmer als in einer Waschküche!«, stöhnte Susi.
    Der Weg um den heruntergerutschten Hang war mühsam und schwierig und kostete viel Zeit. Henrietta wartete vergeblich auf das Knattern des Hubschraubers.
    Sorgfältig verbarg sie ihre Enttäuschung vor den anderen. Sie fühlte sich restlos ausgelaugt und völlig zerschlagen. Es hatte schlagartig eingesetzt, nachdem Sarah verschwunden war.
    Nein, korrigierte sie sich, erst seit sie versucht hatte, ihre schwarze Schwester mit der Kraft ihrer Gedanken zu erreichen. Energisch schüttelte sie das merkwürdige Gefühl ab, schob ihre Erschöpfung auf die Strapazen der letzten Tage. Was sonst sollte es wohl sein? Sie strich sich die Haare aus der Stirn, die steif waren vor Dreck und Schweiß, und ging weiter.
    »Geld für einen Sangoma! Ich wusste gar nicht, dass du so übersinnliche Anwandlungen hast«, kicherte Susi.
    »Das geht dich nichts an«, erwiderte Henrietta, aber sie lächelte auch.
    In diesem Moment entdeckten sie, dass Isabella verschwunden war. »Ich hab nicht auf sie geachtet«, bemerkte Susi und sah sich suchend um, »ich muss auf Ron aufpassen.«
    »Verdammt, ich befürchte, sie ist Lukas gefolgt.« Henrietta erkannte mit Erstaunen, wie besorgt sie um Isabella war, das junge Mädchen, 346
    das sich selbst nicht leiden konnte, das offensichtlich jedem hinterherlief, der ihr Zuneigung zeigte. »Wir können sie doch nicht einfach so laufen lassen!«
    »Lukas hat ihr das Stirnband geschenkt.« Ron Cox sank stöhnend auf einen Stein. »Er will sie zu seiner Frau machen. Er würde ihr nie etwas tun.«
    Henrietta biss sich auf die Lippen. »Das ist es nicht, wovor ich Angst habe.
    Ich habe Angst, welche Konsequenzen es für sie haben wird, sich einem gesuchten Terroristen anzuschließen.« »Verflucht, da hast du Recht.« Nun klang auch Ron äußerst besorgt. »Aber wir können nichts machen. Im Busch finden wir sie nie wieder, nicht, wenn sie nicht gefunden werden will. Es gibt Millionen Verstecke hier. Bei Lukas ist es etwas anderes, er findet sie sicher. Er ist zu einem Teil des Buschs geworden, er hört alles, kann jede Fährte lesen. Er wird aufpassen, dass ihr nichts passiert.« Schweren Herzens entschied sie, weiter zum Fluss zu gehen. Den Kopf gesenkt, suchte sie sich ihren Weg. Die letzten Regenwolken wanderten nach Süden, der Himmel riss auf, die Sonne brannte herunter, und die Hitze wurde unerträglich.
    »Mein Turm, Henrietta!«, rief Susi plötzlich, »sieh doch nur, mein Turm! -
    Ron, setz dich einen Augenblick, ich bin gleich wieder da.« Sie wirbelte davon, kraxelte über ein Gewirr von abgebrochenen Ästen und begann den

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