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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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aus dem Wagen und führte sie über die breite,
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    hölzerne Veranda durch hohe, luftige Räume mit frei liegenden Dachbalken, honigfarbenen Fliesenboden und weiß gekalkten Wänden.
    »Nelly, wir sind zurück!«, rief sie, und kurz darauf erschien eine mütterlich wirkende schwarze Frau, die nicht in die übliche Hausmädchenuniform gekleidet war, sondern in ein einfaches, aber recht modisch geschnittenes Kleid. Das passende Kopftuch trug sie mit einer großen Schleife auf der Stirn gebunden.
    Sie legte Jill eine Hand auf die Schulter, und diese lächelte sie liebevoll an. »Sag bitte dem Koch, er soll alles auffahren, was er im Haus hat.«
    Nelly nickte. »Guten Abend«, grüßte sie, »willkommen. Ich werd die Badezimmer herrichten lassen«, verkündete sie mit einem kritischen Blick auf Henrietta,
    »Ben sagt, der Regen wird noch schlimmer. Besser, wenn deine Freunde heute Nacht hier bleiben, und du solltest früh schlafen gehen«, brummelte sie streng und verließ den Raum.
    Jill seufzte, aber auf eine Art, die verriet, wie gern sie die Zulu hatte.
    »Sie hat mich aufgezogen, sie ist eigendich meine Mutter, sie vergisst nur, dass ich kein kleines Mädchen mehr bin. Aber sie hat Recht, es ist besser, wenn ihr hier übernachtet. Bei diesen Straßenverhältnissen ist eine Nachtfahrt nicht angenehm.«
    Nachdem sie geduscht, sich trockene Kleidung von Jill geliehen und ihre eigene, verdreckte einem untersetzten, fröhlichen Zulumädchen zum Waschen überlassen hatten, servierte Nelly das Essen. Es war vorzüglich. Henrietta aß mit Heißhunger, sagte wenig, drückte ihr Bein an das von lan, brauchte seine Wärme. Jan, seine Augen glänzend vom roten Kapwein, redete angeregt auf Jill ein. Jan und Julia hatten Neil in politische Gespräche verwickelt. Später standen Henrietta, lan und Jill auf der großen, quadratischen Terrasse. Der Regen tröpfelte nur noch, trommelte mit leichten Fingern auf den Holzboden der Veranda, zitterte auf den im huschenden Mond-ucht kupfern glänzenden Blüten des Bougainvilleabusches. Einzelne ßaumfrösche erhoben ihre Stimmen. »Es wird bald aufhören zu regnen«, prophezeite sie, »ich kann es riechen.« »: 361
    Jan tauchte aus der Dunkelheit auf. »Ihr seht müde aus«, sagte er zu ihr, »ihr solltet euch zurückziehen.« Hinter Jills Rücken machte er eine unmissverständliche Handbewegung, die Henrietta klar machte, was von ihnen erwartet wurde.
    »Danke für deine reizende Sorge um deine alten Eltern«, schmunzelte sie und zog lan ins Haus.
    In ihrem Zimmer öffnete er die großen Fenster weit, und sie legten sich in das große Doppelbett. Die weißgerüschten Trompetenblüten des Daturabusch.es neben dem Fenster verströmten ihren süßen Duft. »Letzte Nacht hab ich hier allein gelegen«, flüsterte er mit dem Mund in ihren Haaren, »und den Sonnenaufgang herbeigesehnt, den Moment, wo mich jeder Schritt, den ich tat, dir näher bringen würde. Es war eine sehr, sehr lange Nacht.« Er drückte sie an sich.
    Die Datura duftete betäubend, sie schlössen die Augen, und bald schliefen sie ein.
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    4. Januar 1990 - aufjill Courts Gästefarm
    Jrdenrietta schlief fünfzehn Stunden, und als sie endlich aufwachte, starrte sie benommen auf die sonnendurchschienenen weißen Gardinen, brauchte Minuten, bevor sie begriff, dass sie in Jills Gästezimmer lag. Sie tastete neben sich.
    Das Bett war leer. Sie war allein. Reglos verharrte sie, den Bodensatz ihrer Träume kostend. War sie in Zululand gewesen, war sie gekidnappt worden? Das, was fast passiert wäre, wollte sie nicht mit Worten bezeichnen, um es nicht für immer in ihrem Gedächtnis zu speichern. Oder war alles nur ein Traum? Sie setzte sich auf, bemerkte Verbände auf ihren Armen, spürte ein unangenehmes Pochen über ihrem Auge. Sie befühlte die Beule. Es war also kein Traum gewesen! »Ich will jetzt nicht darüber nachdenken«, erzählte sie dem leeren Raum, »irgendwann, aber nicht jetzt.« Entschlossen schwang sie ihre Beine über die Bettkante und ging ins Badezimmer, noch ein bisschen wackelig, aber nach einer langen, ausgiebigen Dusche sah das Leben schon angenehmer aus.
    Als sie nach einer Weile durch das Haus auf die Veranda spazierte, saßen alle anderen schon bei einem üppigen Frühstück. lan sprang auf. »Liebling, willkommen zurück!« Er zog ihr einen Stuhl zurecht und goss ihr Kaffee ein.

    »Du siehst aus, als könntest du ein paar Liter von dem Zeug gebrauchen.«
    Nach dem Frühstück fanden sie ihre

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