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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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Betätigung zur schweißtreibenden Anstrengung. Man lag gemütlich im Liegestuhl, trank Kaffee und aß Reginas frische Scones. Kurz darauf erschien Susi im Bikini und setzte sich zu ihnen.
    Über ihrem Kopf wippten rosarote Bougainvilleas. Eine pflaumengroße, bunt gemusterte Spinne ließ sich an ihrem Seidenfaden langsam auf Susis Kopf hinunter. Auf lans Zügen spiegelte sich erwartungsvolle Schadenfreude.
    »Achtung!«, rief er, »über dir - die wird dich gleich verschlingen!« Er lachte herzlich. Susi blickte hoch und schoss ihm dann einen aufreizenden Blick zu.
    Vorsichtig nahm sie die Spinne in beide Hände, stand auf, trug das Tier hinüber zu lan, hakte schweigend einen Finger in seine Badehose und ließ die Spinne hineinfallen. »Nun pass auf, dass sie dir nichts abbeißt!« Jetzt lachte sie, laut und herzlich, lan sprang brüllend auf und hechtete in den Swimmingpool. Unter Wasser fischte er die halb ertrunkene Spinne aus seiner Hose und legte sie auf den Beckenrand.
    »Sie hat sogar Raupen gegessen«, Henrietta bog sich vor Lachen, »du musst dich in Zukunft vor ihr vorsehen, sie kann nichts mehr erschrecken.« Mich auch nicht, nichts und niemand mehr, dachte sie, aber nicht wegen der Raupen. Sie glitt zu ihrem Mann ins Wasser und in seine Arme. »Ich lass dich nie wieder los«, flüsterte sie. Gegen vier fuhr Dietrich mit seiner Frau vor. »Das ist Silke, genannt Silky, meine Seidige«, stellte er sie seiner Schwester vor, so sichtlich stolz, dass es sie anrührte.
    Silke war schlank, gebaut wie eine Leichtathletin, hatte herrliche goldbraune Haut, fast faltenlos, hellblonde Haare und Augen so klar und durchsichtig, wie man sich das Wasser in den Schären vorstellt, nur nicht so kalt. Wenn sie lächelte, kräuselte sie ihre Nase, bis die winzigen Sommersprossen darauf tanzten. Dann erfuhr sie die Geschichte ihres Bruders. »Erinnerst du dich noch an den Weihnachtsabend, an dem ich Papa sagte, dass ich mir jetzt die Welt ansehen würde und das Leben
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    genießen?« Er lachte amüsiert. »Ich bin bis nach Hamburg-\Vellüigsbüttel gekommen, auf eine Party. Dort lernte ich Birgit kennen und verliebte mich bis zum Wahnsinn. Ihrem Vater gehörte eine Pferdezucht in der Holsteinischen Schweiz. Ich meinte, das große Los gezogen zu haben. So eine tolle Frau und dann noch Tochter eines Reitstallbesitzers. Ich sah für mich schon das Leben eines Landedelmanns vor mir. Aber er jagte mich zuerst mit seinem Hund und der Mistgabel vom Hof!« Er lachte noch einmal in Selbstironie. »Am Ende kamen wir aber gut miteinander zurecht. Als Birgit bei einem Springturnier starb, verkaufte er seine Pferde, und zur Auktion kamen Käufer aus aller Welt, unter ihnen auch Silke mit ihrem Vater aus Kapstadt.«
    Vergnügt ergriff er die Hand seiner Frau und küsste ihre Handfläche. »Ein Pferd hat sie nicht gefunden, aber einen Ehemann. Auf die Dauer eine bessere Investition, he, Silky?«
    »Warum hast du dich nie gemeldet?«, fragte Henrietta schroff, »Papa hat dich gebraucht, und Mama sowieso - du warst immer ihr Liebling. Du hast sie sterben lassen, ohne dich noch einmal zu melden, obwohl du die ganze Zeit in ihrer Nähe warst. Mama ist 1984 gestorben und Papa ein paar Monate nach seinem 78.
    Geburtstag.« »Es tut mir Leid«, sagte er nach einer Weile, »unsere Familie ist so langlebig, ich dachte, sie leben ewig - außerdem hätte ich Papas Spott nicht ertragen, und dann später ... irgendwie passte es nie. Ich hatte mein eigenes Leben.«
    »Ich versuche seit Jahren, dich zu finden. Ich habe einen Haufen Scherereien mit Papas Erbe, ohne dich bekomme ich keinen Erbschein. Ich war kurz davor, dich für tot erklären zu lassen! - Woher kamen denn all diese Postkarten?« Ihr Ton war aggressiv. Er grinste ohne Verlegenheit. »Einer meiner Freunde fährt zur See. Der hat das erledigt.«
    Henrietta presste ihre Lippen zusammen. Sie fühlte sich betrogen. »Du hattest kein Recht, uns so zu behandeln«, begehrte sie auf, »ich nah völlig allein dagesessen, als die Eltern starben.« Dietrich zuckte mit den Schultern. »Ach, Schwesterlein - Recht! Ich
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    habe mir das Recht genommen, mein Leben zu leben, und wenn ich das so betrachte, hast du genau das Gleiche gemacht. lan sagte gestern, dass ihr in Deutschland lebt und nicht in Afrika. Erzähl mir nicht, dass das freiwillig ist.« Sein Blick war sehr direkt, und es war ein anderer Dietrich, der sie jetzt musterte, als sei eine Maske verrutscht.
    Nun war es an ihr zu

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