Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
Vom Netzwerk:
erwarten ein neues Triebwerk aus Kapstadt, aber nicht vor morgen. Der einzige weitere Flug nach Johannesburg ist ausgebucht. Sie werden einen Hotelgutschein von uns erhalten. Wir bitten um Ihr Verständnis.«
    Sie starrten sich für ein paar Augenblicke sprachlos an, dann lehnte sich lan über den Schalter. »Holen Sie mir auf der Stelle den Stationsleiter«, sagte er mit dieser leisen Stimme, die die Schärfe einer Rasierklinge hatte. »Tut mir Leid —«

    Weiter kam der Angestellte der South African Airways nicht. »Sofort!«, befahl lan, und der Mann fuhr zusammen. Eine halbe Minute später erschien ein blasser Mensch in Dunkel-392
    blau, mit Oberlippenbärtchen und überheblichem Gehabe. »Ich höre, es gibt Probleme?«, fragte er mit blasiertem Lächeln. »Allerdings«, antwortete lan ruhig, »Ihre Regierung verlangt, dass wir um vierundzwanzig Uhr dieses Land verlassen haben, und Sie werden dafür sorgen, dass wir nach Johannesburg kommen und unseren Überseeflug rechtzeitig erreichen!« Er legte seinen und ihren Pass vor dem Stationsleiter auf den Tresen, die Seiten mit dem Stempel, den die von BOSS dort hineingeknallt hatten, aufgeschlagen.
    Der Mann sah die Stempel, und das herablassende Grinsen war plötzlich wie weggewischt. Er warf die Pässe wieder hin, als wäre er gebissen worden. »Einen Moment, Sir!«, rief er, das »Sir« militärisch betonend, und eilte davon.
    Fünf Minuten später waren ihre Tickets auf die nächste und einzige Maschine nach Johannesburg umgeschrieben, und sie wurden persönlich vom Stationsleiter als Erste an Bord begleitet, ganz nach vorn, auf die besten Plätze. lan wunderte sich flüchtig, wer wohl ihretwegen zurückbleiben musste.
    »Wenn ich nicht so aufgeregt wäre, würde ich lachen können«, flüsterte Henrietta und nahm das Glas Sekt, das ihr die offensichtlich von dem Stationsleiter eingeweihte Stewardess hinhielt, denn sie wirkte äußerst dienstbeflissen, vermied jedoch jeden Blickkontakt. In Johannesburg wurden sie mit den anderen Passagieren der Auslandsflüge im Gänsemarsch durch ein-Mann-breite Durchgänge zur Passkontrolle geschleust, langsam, einer nach dem anderen, vorbei an Soldaten mit hartem Blick und schussbereiten Maschinenpistolen, schnüffelnden Bombenhunden und den Herren mit den flinken Augen.
    »Weißt du, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben Herzrhyth-niusstörung habe«, er sprach leise, von tiefen, langen Atemzügen unterbrochen, »verdammt unangenehm, kann ich dir sagen.« Er schwankte, als wäre ihm schwindelig. Sie hielten sich an den Händen, und sie fühlte seinen Puls unter ihren Fingerspitzen. Hart und schnell und unregelmäßig. Nur noch zwei Schritte trennten sie von
    393
    dem Mann in dem schusssicheren Glaskäfig, der ihren Pass überprüfen würde. In einer Minute etwa, wenn er mit der Frau vor ihnen fertig sein würde.
    Der Beamte klappte den Pass der Frau zu, es war ein britischer, händigte ihn lächelnd wieder aus. Auffordernd blickte er zu lan hinüber. Es war soweit.
    Gleichzeitig strafften sie ihre Schultern, hoben das Kinn und machten die letzten zwei Schritte. Gleichzeitig legten sie ihre Pässe auf den Tresen.
    Der Mann, der nicht mehr ganz jung war, kaute offensichtlich an den Nägeln. Am oberen Rand seines Zeigefingernagels war sogar ein verkrusteter Blutfleck. Der einzige Nagel, der unversehrt war, der Daumennagel, hatte einen schwärzlichen Dreckrand - von den vielen Pässen vermutlich. Mit größtem Interesse studierte sie die Leberflecken auf dem Rücken der Hand, die jetzt lans Pass hielt. Es waren elf, und einer sah nicht gut aus. Schwarz, unregelmäßig, erhaben, mit einem zornig roten Rand.
    Der Beamte gab die Nummer in den Computer ein, und sie spürte, dass lan den Atem anhielt. Der Mann lehnte sich vor, bewegte die Lippen, als er etwas auf dem Bildschirm las, prüfte noch einmal den Pass, schoss lan einen kurzen Blick zu, schrieb etwas in den Computer. »Mr. Cargill.« Er senkte seine Stimme am Ende des Wortes, es war also keine Frage.
    lan antwortete nicht, stand stocksteif da, als warte er auf das Fallbeil. »Ihr Pass läuft in vier Wochen ab«, bemerkte der Beamte, knallte ein paar Stempel hinein, riss die Kopie des Einreiseformulars, das mit Heftklammern auf der letzten Seite befestigt war, heraus und reichte ihm den Pass. »Der Nächste«, sagte er und winkte Henrietta heran. An Bord, kurz nach dem Start, bestellte lan, völlig ungewöhnlich für ihn, einen doppelten Cognac.
    »Du wirst ganz schnell

Weitere Kostenlose Bücher