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Ins Eis: Roman (German Edition)

Ins Eis: Roman (German Edition)

Titel: Ins Eis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Nieberg
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Winter.«
    Die Schneemobile kreuzten vor ihnen die Straße und bogen auf eine extra ausgeschilderte Loipe ein. Die Fahrer trugen schwere Montur und Helme, sie saßen nicht auf den Sitzen, sondern standen in der Hocke leicht vornübergebeugt. Das Dröhnen ihrer Motoren passte wenig zu Kirstens romantischer Vorstellung von arktischer Stille. Unterdessen versprach Fredrik seinem begeisterten Enkel, er würde in den kommenden Tagen selbst mit so einem Motorschlitten fahren dürfen.
    Sie hatten den Hafen und die ersten industriellen Gebäudekomplexe passiert. Fredrik schlug vor, mit dem Auto eine kurze Runde durch Longyearbyen zu drehen, damit sie sich ein wenig orientieren konnten, danach würde er sie zum Hotel bringen. Schon das erste Gebäude, auf das er Kirsten hinwies, stand ganz oben auf ihrer Liste: Es war der Sitz des Gouverneurs von Svalbard. Mit seinen Schrägen, der gelblichen Front und der Konstruktion aus Zinkverkleidung, Stahl, Holz und Glas mutete es sehr modern an. Hier war Kristoffers Tod untersucht worden, und hier, hoffte Kirsten, würde sie in den nächsten Tagen ein paar Antworten bekommen.
    Sie passierten die Kirche, hinter der sich, auf hohe Stelzen gebaut, ein gräulicher Komplex erhob. »Ihr findet in der ganzen Gegend Zeugnisse des Kohlebergbaus«, erklärte Fredrik. »Das dort vorne ist eine alte Seilbahnstation, die zum Kohletransport gebraucht wurde. Ihr Kreischen hat einen früher in den Wahnsinn getrieben. Oben am Hang liegt die Grube 1a, aber sie ist schon lange außer Betrieb, wie überhaupt alle Minen um Longyearbyen herum bis auf eine, die Grube 7. Dort wird noch Kohle abgebaut. Natürlich nicht wie früher per Hand; heutzutage läuft das alles ganz anders, mit Maschinen.« Fredrik richtete den Blick auf seine Hände, die das Lenkrad umfasst hielten. Einst waren sie schwarz gewesen, eingerissen und von schwerer Arbeit gezeichnet. Jetzt waren es die Hände eines Bankdirektors, noch immer kräftig, mit wenigen blassen Altersflecken als einzige ausdruckslose Male eines langen Lebens.
    Einen Moment lang glaubte Kirsten, Fredrik würde sich in Details des Bergbaus und seines ersten Lebens verlieren, aber dann fuhr er weiter, vorbei an den Überresten des im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen zerstörten ältesten Teils der Stadt, von dem nur noch aus dem Boden ragende Pfähle zeugten. Wie Fredrik erklärte, stand alles auf Spitzbergen, was vor 1946 datierte, als Kulturdenkmal unter strengem Schutz. Selbst wenn es offen in der Landschaft herumlag, durfte man es nicht verändern, geschweige denn an sich nehmen.
    »Longyearbyen hat sich unglaublich verändert. Früher, in meiner Jugend, hat die Kohle alles dominiert. Jetzt gibt es Forschungseinrichtungen, die Universität, Satellitenanlagen wie EISCAT und SvalSat. Ein Glasfaserkabel verbindet Spitzbergen mit dem Kontinent, und es gibt tägliche Flüge. Der Tourismus hat sehr viel bewegt. Dort drüben, siehst du dieses Gebäude? Gästehaus 102, das war früher eine Unterkunft für Bergleute. Als ich ein junger Mann war, haben wir es immer ›Millionärsheim‹ genannt, weil es über Doppelzimmer mit eigenen Waschbecken verfügte und die Besserverdienenden beherbergte. Jetzt ist es ein Gästehaus für Touristen.«
    »Aber dort werden wir nicht übernachten?«
    »Kristoffer hat ein paar Mal dort übernachtet. Das Haus hat noch etwas von seinem alten Flair bewahrt mit Zimmern, die nach wie vor weder über Toilette noch Dusche verfügen. Aber glaubst du, Elisabeth könnte auch nur einen Tag ohne eigene Dusche überleben?«
    Kirsten versuchte sich Fredriks achtundzwanzig Jahre jüngere, stets wie aus dem Ei gepellte Ehefrau dabei vorzustellen, wie sie aus einer Gemeinschaftsdusche trat, vor der schon ein seit einer Woche nicht geduschter Trapper wartete, und kicherte. »Also doch ein Wellnessurlaub am Ende der Welt?«
    »Oh, bestimmt nicht. Da ist schon noch etwas Spannenderes geplant. Euch beiden jedenfalls wird es gefallen.« Es schien ihn nicht weiter zu bekümmern, dass in seinen Worten die Erwartung mitschwang, dass sein Geburtstagsprogramm wohl nicht alle Familienmitglieder restlos beglücken würde.
    Sie hatten den Stadtrand erreicht und fuhren nun auf der anderen Seite des Tals an rötlich braunen, zweistöckigen Häusern zurück in Richtung Zentrum. Linker Hand begleiteten dicke Rohre die Straße; rechts überholten sie einen Mann auf Skiern. Ein Geländewagen kam ihnen entgegen. Als sie auf gleicher Höhe waren, erkannte Kirsten den Hünen

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