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Ins Eis: Roman (German Edition)

Ins Eis: Roman (German Edition)

Titel: Ins Eis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Nieberg
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der sie zum Hotel brachte, verlangte, dass die Familie ihr Dinner am Abend im Hotel einnehmen sollte. Der Sysselmann würde heute noch mit ihnen sprechen wollen. Ort und Uhrzeit würden sie am Nachmittag erfahren. Im Anschluss ging er mit Elisabeth in Erlands und Monikas Zimmer, wo Elisabeth für Monika ein paar Kleidungsstücke zusammensuchte. Danach verschloss er sorgfältig die Tür hinter ihr. Ob die Polizei Erlands Besitz durchwühlen wolle, verlangte Hartmut zu wissen. Der Polizist erwiderte, das würden sie mit Erlands Ehefrau besprechen, sobald das Krankenhaus ihnen grünes Licht gab.
    Die Familie hatte sich auf ihre Zimmer zurückgezogen, ohne über den Rest des Tages beratschlagt zu haben. Kirsten hatte keine Lust, an Türen zu klopfen, und so ging sie über Mittag allein mit Jonas in das Café, in dem sie vor einer Woche mit Ingrid gesessen hatte. Sie aßen Suppe, Sandwiches und zum Nachtisch ein Stück Schokoladenkuchen. Kaum fertig begann Jonas unruhig auf seinem Stuhl herumzuzappeln, was Kirsten um ihren zweiten Cappuccino brachte. Als sie aus dem Café traten, war der Himmel heller geworden, am Horizont brachen Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke und tauchten die fernen Berge jenseits des Fjords in schmeichelndes Glühen. Linker Hand, die Straße hinab, trat eine Frau in einem langen Mantel aus dem Krankenhaus und eilte, ohne sie zu bemerken, zurück zum Hotel. Elisabeth.
    Kirsten warf einen Blick auf ihre Uhr. Lange hatte Elisabeth es nicht im Krankenhaus ausgehalten.
    »Können wir zu Opa und Tante Monika gehen?« Jonas erkannte das gelblich gestrichene Gebäude wieder, er zupfte an Kirstens Ärmel.
    Im Hotel erwartete sie eh nichts außer Langeweile, Brüten und schlechte Stimmung. Sie gingen die Rampe zur Krankenhaustür empor; dahinter begrüßte sie eine freundliche Atmosphäre mit einer Kinderecke gleich im Eingangsbereich. Über rötliche Fliesen hinweg ging es geradeaus auf einen ausgestopften Eisbären zu, vor welchem der Gang nach links abknickte. Eine Schwester begrüßte sie durch eine Glasscheibe hindurch; im Wartebereich musterte eine Frau mit einem geschienten Arm neugierig die Ankömmlinge.
    Kirsten stellte sich als Fredrik Stolts Schwiegertochter und Monika Stolts Schwägerin vor. Die Schwester beschied ihr, Monika sei gerade eingeschlafen, sie habe einen Schock und leichte Erfrierungen erlitten, aber sie seien zuversichtlich, dass sie sie am nächsten Tag wieder entlassen könnten. Fredrik Stolt sei wach, er habe über Schmerzen in der Brust geklagt und fühle sich schwach. Sie wollten noch ein paar Untersuchungen vornehmen, bislang glaubten sie jedoch nicht an einen Infarkt. Die Krankenschwester führte Kirsten und Jonas zu Fredriks Zimmer, dann brachte sie Jonas noch einen Sack voll mit Bauklötzen, ein Puzzle und ein paar Bilderbücher. »Falls du dafür nicht schon zu groß bist«, sagte sie.
    Fredrik lag alleine in seinem Zimmer, die helle Decke zurückgeschlagen. Bei ihrem Eintreten setzte er sich auf, doch seine Bewegungen waren langsam, und er musste sich mit den Händen abstützen. Jonas warf sich ihm an den Hals, Kirsten lehnte sich vor, um Fredrik einen Kuss auf die von zwei tiefen waagrechten Falten geteilte Fläche über seinen Augenbrauen zu drücken. Sie hatte ihn nie zuvor auf die Stirn geküsst.
    Sie zog sich einen Stuhl herbei, während Jonas unbefangen neben Fredrik aufs Bett kletterte. Er fragte seinen Opa, ob er Schmerzen habe, ob er krank sei, und wann sie wieder nach Hause fliegen würden.
    »Der Flieger ist für morgen bestellt«, erwiderte Fredrik, »aber ich weiß nicht, ob wir nicht noch einen Tag länger bleiben müssen.«
    Kirsten wusste auch nicht mehr. »Der Gouverneur möchte heute Abend mit allen sprechen. Was hat deine Frau erzählt?«
    »Elisabeth sagte, sie würde den Flieger wie geplant bestätigen. Sie denkt, es müssten bestimmt nicht alle hierbleiben.«
    Kirsten hätte gerne gefragt, an wen Elisabeth dabei gedacht hatte. Sie aß die Reste von Fredriks Mittagessen – er hatte seinen Joghurt stehen lassen –, während Enkel und Großvater zusammen puzzelten. Jonas’ Anwesenheit tat Fredrik sichtbar gut, während des Spiels bekamen seine Wangen ein wenig Farbe. Um zwei Uhr erschien ein Arzt. Kirsten und Jonas versprachen, später wiederzukommen, und zogen los zu einem Spaziergang zum winzigen Friedhof über der Stadt. Als sie Fredrik wie verabredet am späteren Nachmittag erneut aufsuchten, wartete er noch auf die Ergebnisse seiner

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