Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)
Waffenbrüder, weil er sie bei Zwangsversteigerungen als Strohmann einsetzte. Wir haben ja schon einmal kurz darüber gesprochen: Sie haben die Objekte ersteigert und mit ordentlichem Aufschlag weiterverkauft. Die Gewinne haben die beiden sich geteilt. Der Storchenkrug ist das beste Beispiel.«
»Bornwasser saß als Gerichtsvollzieher direkt an der Quelle. Er hörte als Erster von interessanten Angeboten. Aber hatte er keine Angst, dass Frau Heslich ihn doch mal verpfeift? Manchmal halten Allianzen nicht ein ganzes Leben.«
Seeger schüttelte den Kopf. »Das war nicht zu befürchten. Die beiden haben sich in ihren Testamenten gegenseitig als Alleinerben eingesetzt. Wer sich so absichert, liebt sich wirklich – oder das gemeinsame Geld.«
»Und ich dachte, Heslichs Busenfreundin Pallkötter soll alles bekommen.«
»Der Passus sollte erst in Kraft treten, falls Bornwasser vor Waltraut Heslich starb.«
»Was dann ja auch wirklich geschah«, sagte Pippa nachdenklich. »Umso spannender ist die Frage, was genau Waltraut Heslich in ihrem Testament ändern wollte. Und warum sie Timo Albrecht als Zeugen wählte. Wenn sie vorhatte, ihre Freundin aus dem Testament zu streichen, wäre das doch ein Mordmotiv für Frau Pallkötter, falls die davon Wind gekriegt hat. Für beide Morde.«
»Gut kombiniert. Das dachten wir auch – bis wir heute Morgen erfuhren, dass sie das gesamte Erbe abgelehnt hat. Sie hat sich aus Frau Heslichs Haus nur einige Erinnerungsstücke geholt.«
Pippa fiel die Kinnlade herunter. »Sie schlägt die Immobilien und das Geld von beiden aus? Unfassbar.«
Seeger nickte.
Bei meinen Trüffeln war sie nicht so bescheiden, dachte Pippa grimmig, dann fragte sie: »Wer ist der Nächste in der Erbfolge?«
»Maximilian Hollweg. Aber der hat jetzt auch nichts mehr davon.«
»Die vier aus der Doppelkopf-Runde hatten sich also über den Tod hinaus miteinander verbunden – und ich vermute, der Mörder wusste davon«, fasste Pippa zusammen.
Seeger nickte wieder. »Das ist absolut möglich. Aus diesem Grunde wüsste ich gern, ob Frau Pallkötter ebenfalls für die anderen vorgesorgt hat, und vor allem, wen sie jetzt bedenken will, nachdem sie erneut vor einem eindrucksvollen Erbe steht.«
»Die Dame ist jetzt eine richtig gute Partie, Herr Kommissar«, sagte Pippa und grinste.
Seeger bekam zwar einen roten Kopf, verlor aber seinen Faden nicht. »Wir müssen herausfinden, ob sie auch in Gefahr ist, aber ohne sie allzu sehr zu beunruhigen. Könnten Sie vielleicht mal bei ihr vorfühlen … so von Frau zu Frau …«
Pippa schnappte nach Luft. »Kommt überhaupt nicht in Frage. Das machen Sie selber. Da würde als Schmerzensgeld nicht einmal Ihre Jacke reichen.«
Seeger grinste beinahe verlegen. »Und ausgerechnet das hätte ich ganz besonders gerne an Sie delegiert. Ihre Fähigkeiten …«
Pippa unterbrach ihn, indem sie kategorisch den Kopf schüttelte. »Ich bleibe hart, egal, wie sehr Sie mir schmeicheln. Aber Sie haben doch Hartung. Wenn er das durchzieht, ist er ein wahrer Mann der Tat, und seine amerikanischen Vorbilder sind nur noch verblassendes Zelluloid.«
»Dann kann er auch gleich herausfinden, seit wann das Quartett zusammenhing«, murmelte Seeger, »und was sie zusammengeführt hat.«
»Da würde ich gern Mäuschen spielen«, sagte Pippa. »Dürfen Sie mir übrigens etwas zum Todeszeitpunkt sagen?«
»Das ist kein Geheimnis«, entgegnete Seeger, »schließlich benötigen wir von allen Verdächtigen ein Alibi für diese Zeit, daher wird es sich ohnehin herumsprechen. Eines wissen wir genau: Am Sonntagnachmittag um vierzehn Uhr hat Hollweg die Werksuhr auf die Sommerzeit umgestellt, wohl um sicherzustellen, dass er es nicht vergisst und die Stechuhren am Dienstagmorgen richtig funktionieren. Er ging also vor diesem Zeitpunkt in die Fabrik und kam nicht mehr heraus.« Er schwieg einen Moment, dann fragte er: »Haben Sie eine Ahnung, wer das Werk kommissarisch leiten wird?«
»Christabel selbst. Aber ich habe Angst, dass sie sich überanstrengt. Heute Abend werde ich versuchen, Severin Lüttmann zu erreichen, dann ist in Alaska früher Morgen. Ich hoffe, ich erwische ihn, bevor er unterwegs ist, und kann ihn überreden, sofort zurückzukommen. Wenn er mit Ihnen spricht, können Sie dann bitte auch …«
»Natürlich.« Seeger sah auf seine Uhr. »Ich muss los. Ich finde, unser kleines Treffen war sehr aufschlussreich.«
»Einen Moment noch. Bevor Sie gehen, wüsste ich gerne, ob Sie eine
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