Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)
ausstieg, konnte Pippa auf den ersten Blick niemanden entdecken, der an einem Tag wie diesem Bücher ausleihen wollte.
Sie wartete auf Florian, der einige großformatige Bildbände unter dem Arm trug.
»Eben war die Polizei bei mir«, erzählte er bekümmert. »Alle müssen sich zur Verfügung halten, jederzeit. Und ich ganz besonders. Sie sind offensichtlich der Letzte, der Herrn Hollweg noch lebend gesehen hat , hat der Kommissar gesagt.« Florian schnaubte. »So ein Blödsinn! Der Letzte war sein Mörder – nicht ich. Morgen Mittag habe ich eine dringende Verabredung, die will ich auf jeden Fall einhalten. Und die ist nicht im Storchendreieck.«
Sein Blick ging unwillkürlich zum Haus, in dem Anett Wisswedel wohnte, und Pippa fragte sich, ob sein Termin wohl mit der jungen Frau zu tun hatte.
»Sprich noch mal mit Kommissar Seeger«, schlug sie vor, »wenn es wichtig ist, lässt er vielleicht mit sich reden.«
»Sollte ich wohl versuchen«, sagte der junge Mann vage.
»Hast du denn morgen einen freien Tag?«
Florian Wiek nickte und sah dabei weiter zum Hause von Anett Wisswedel hinüber, als wollte er die junge Frau dadurch vor die Tür locken. »Hatte ich extra bei Hollweg beantragt. Am Sonntag, bei ihm zu Hause. Deshalb darf ich ja jetzt nicht mehr weg, weil ihn angeblich danach kein anderer mehr lebend gesehen hat.«
»Anett hat mir erzählt, dass Hollweg dir ein Zeugnis verweigert hat.«
»Stimmt. Und wo er schon mal dabei war, den harten Chef zu geben, wollte er auch gleich den Urlaubstag ablehnen. So kurz nach Ostern sei zu viel zu tun, sagte er. Ich habe ihn nur rumgekriegt, weil ich ihm sagte, ich müsste in Wolfsburg ein Geschenk für Christabels Hundertsten besorgen. Etwas, für das ich noch einige Tage Bearbeitungszeit benötige.«
»Sagst du mir, was es ist?«, fragte Pippa neugierig. »Ich werde es Christabel nicht verraten, versprochen.«
»Keine Chance!« Florian schüttelte den Kopf und grinste. »Das bleibt mein Geheimnis. Nicht mal meine Mutter weiß Bescheid.«
»Ich drück dir die Daumen«, sagte Pippa herzlich. »Soll ich mich um die Hunde kümmern?«
Florian wandte sich zum Gehen. »Danke, aber das ist nicht nötig. Das macht Julius.«
Pippa schlenderte weiter, um Timo zu begrüßen, und registrierte überrascht, dass jetzt auch Julius Leneke den Bücherbus verließ. Leneke hatte zwei Bücher unter dem Arm und schlug den Weg nach Hause ein, als er abrupt stehenblieb und sich panisch umsah. Der Heimweg wurde ihm von Gabriele Pallkötter abgeschnitten, die auf die Bushaltestelle zusteuerte. Leneke drehte auf dem Absatz um und rannte wie von Furien gehetzt an Pippa vorbei und durch Mandy Klöppels Vorgarten zu deren Haustür.
Timo steckte den Kopf aus der Bustür. »Um mit der Palle reden zu können, muss er wohl erst noch eines der Bücher lesen, das er sich gerade ausgeliehen hat.«
»Welche hat er sich denn geholt?«, fragte Pippa.
» Wie führe ich zielgerichtete Gespräche und Wie gründe ich eine Stiftung «, sagte Timo. »Ich war verblüfft. Das ist ganz schön weit weg von Lebe und leide. Offensichtlich gibt es in seinem Leben gerade einen Themenwechsel.«
Pippa und Timo sahen zu, wie Julius gleichzeitig klingelte und klopfte, um sich dann an der verdutzten Mandy vorbei hastig ins Haus zu drängeln.
Gabriele Pallkötter war näher gekommen und beobachtete ebenfalls Julius’ Besuch bei Mandy. Ihre ganze Körperhaltung drückte höchste Missbilligung aus. »Was? Der auch?« Sie warf Timo einen herausfordernden Blick zu. »Er hat in seinem Leben doch wahrlich genug Probleme. Muss er sich auch noch mit Frau Klöppel einlassen?«
So, wie sie den Namen aussprach, klangen die Ps wie das Knallen einer Peitsche.
Timo Albrecht biss sich auf die Lippe. Es fiel ihm sichtlich schwer, sich nicht provozieren zu lassen.
Warum gibt ihr eigentlich niemand wirklich Kontra?, fragte Pippa sich ärgerlich. Diese unmögliche Person trägt ihre Selbstgerechtigkeit wie eine Monstranz vor sich her und nimmt sich das Recht heraus, andere in den Dreck zu ziehen. Und gerne hinter deren Rücken.
Sie spürte, dass sie wütend wurde, und sagte eisig: »Kontakt mit netten, wohlmeinenden Menschen tut jedem gut. Darin unterscheidet Julius sich nicht von anderen.«
Gabriele Pallkötter lächelte schmal. »Nett … O ja, da bin ich sicher. Ganz sicher. Frau Klöppel wird sehr nett zu ihm sein. Aber das ist ja allgemein bekannt, wie nett Frau Klöp-pel sein kann.«
»Ach, tatsächlich? Mir nicht.
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