Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)
meinen Stiefsohn zu erreichen.« Ohne auf seinen Protest zu achten, fuhr sie fort: »Pippa, Sie übernehmen Melitta Wiek. Wo finden wir die Telefonnummer deiner Mutter, Florian?«
Florian zuckte mit den Achseln und schwieg.
»Das nehme ich als Einverständnis, dass Pippa bei dir danach suchen darf«, sagte Christabel ruhig. »Ganz wie du willst.«
»Sie klebt am Bildschirm meines Computers«, flüsterte Florian ergeben. »In meinem Zimmer. Das erste links im Obergeschoss.«
»Wenn ich weggeschickt werde, bekomme ich doch nichts mehr mit!«, ereiferte sich Brusche. »Die Presse …«
»… wird zu gegebener Zeit von der Polizei über alles informiert«, fiel Seeger ihm ins Wort. »Falls es für die Allgemeinheit von Interesse ist.«
Widerwillig stand Brusche vom Tisch auf und folgte Pippa ins Wohnzimmer.
Hinter ihnen sagte Christabel: »Ich ziehe mich zurück und lege mich im Wohnzimmer einen Moment hin. Ohne die Anwesenheit seiner Chefin, und sei sie von ihm auch noch so geschätzt, wird es Florian leichter fallen, sich zu offenbaren. Heinrich kann mich holen, wenn Florian mich braucht oder dabeihaben will.«
Pippa gab Brusche Severins Kontaktnummer und überließ ihn dann am Telefon seiner Aufgabe. Sie selbst warf sich eine Jacke über und rannte aus dem Haus. Schon aus der Entfernung erkannte sie vor Mandy Klöppels Domizil die dunkle Limousine, die sie einige Tage zuvor bei einem gefährlichen Bremsmanöver fast gestreift hätte. Also war Zacharias Biberberg wieder einmal bei der jungen Frau zu Besuch.
Mit dem Rücken zu Pippa lehnte Daria Dornbier an der Motorhaube und telefonierte. Als Pippa hinter ihr vorbeihuschte, sagte sie gerade: »Es tut mir wirklich außerordentlich leid, aber da kann ich Ihnen derzeit nicht helfen. Die Herren sind unterwegs – und es kann noch eine ganze Weile dauern, bis sie zurück sind. Ich gebe Ihre Nachricht selbstverständlich weiter. Sie können sich auf mich verlassen. Einer der beiden ruft ganz sicher zurück.«
Die liebende Schwester, dachte Pippa, immer im Einsatz für die Herren Brüder. Bestimmt ist sie eine gute Wahlkampfleiterin, aber für einen der beiden wird sie sich entscheiden müssen. Wer wohl das Rennen macht?
Pippa hatte das Haus der Wieks erreicht und war erleichtert, wenn auch ein wenig überrascht, die Haustür unverschlossen vorzufinden, denn sie hatte vergessen, nach dem Schlüssel zu fragen. Sie ging direkt in Florians Zimmer. Der Computer war eingeschaltet, und der Monitor leuchtete bläulich in der Dunkelheit. Sie sah sich um in der vagen Hoffnung, vielleicht einen Hinweis darauf zu finden, warum Florian die Plagiate der Gartenzwerge angefertigt hatte. Aber alles, was sie entdecken konnte, war das ganz normale Zimmer eines jungen Mannes – mit ein wenig mehr Unordnung, als sich die meisten Mütter wünschten.
Wie Florian gesagt hatte, klebte am Monitor ein Zettel mit einer Telefonnummer. Pippas Blick fiel auf ein Telefon in einer Ladeschale, und sie beschloss, gleich von hier aus anzurufen.
Sie wählte, und es läutete, bis sie die Geräusche einer Weiterleitung hörte und eine Ansage abgespielt wurde. Eine weibliche Stimme sagte auf Deutsch: »Sie haben die Nummer des Kerala Moon Ayurveda Resorts gewählt. Leider rufen Sie außerhalb unserer deutschsprachigen Bürozeiten an. Diese sind täglich von neun bis elf sowie von vierzehn bis sechzehn Uhr deutscher Zeit. Dann stehen wir Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite und unterstützen Sie dabei, einen unvergesslichen Aufenthalt im Kerala Moon zu planen. Vielen Dank für Ihren Anruf und …«
Fluchend beendete Pippa die Verbindung. »Vielen Dank auch«, schimpfte sie entnervt. »Offenbar befindet man sich bei euch auf der verdammten Rückseite des Kerala-Mondes und ist völlig von der Außenwelt abgeschnitten.«
Es musste doch eine Rezeption geben, die rund um die Uhr besetzt war, oder zumindest eine Telefonnummer, unter der man eine Nachricht hinterlassen konnte – ganz gleich, ob in Deutsch oder Englisch.
Kurzentschlossen setzte sie sich an den Computer und rief eine Suchmaschine auf. Kerala Moon Ayurveda Resort tippte sie ein, denn mit diesem Namen hatte sich die Kurklinik auf dem Anrufbeantworter gemeldet. Es gab keinen Eintrag. Sie versuchte andere Suchmaschinen, ebenfalls ohne Erfolg.
»Was ist das denn?«, sagte Pippa erstaunt. »Es kann doch unmöglich sein, dass eine große Kurklinik keine Website hat. Ein kleiner Haushüterservice wie meiner, nun gut – aber eine eingeführte
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