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Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)

Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)

Titel: Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller
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Das erleichtert das Leben ungemein.« Sie lächelte. »Herr Lohmeyer wies mich übrigens darauf hin, dass Sänftenbeförderung schon vor langer Zeit für Würdenträger und Menschen mit Gehschwierigkeiten üblich war – und ich genieße jede Minute!«
    Vitus Lohmeyer ging vorne zwischen den Tragestangen und sah nicht so aus, als würde ihm das Gewicht Mühe bereiten. Er drehte den Kopf zu Pippa und erklärte: »Sänften waren in den großen Städten im buchstäblichen Sinne die Vorläufer der Taxen …«
    »Wenn ich Ihren Vortrag kurz unterbrechen darf, Herr Lohmeyer, aber Sie haben mir gerade ein so schönes Stichwort geliefert«, sagte Christabel Gerstenknecht und tippte Bartels auf die Schulter. »Sie sind doch immer so scharf darauf, ein Vorläufer zu sein, Bartels. Legen Sie mal einen kleinen Sprint hin. Informieren Sie Hollweg, dass ich in Kürze eintreffe.«
    Sofort trabte Bartels los, und Lohmeyer sah ihm mit deutlicher Genugtuung nach. Dann wandte er sich wieder an Pippa. »Als ich unsere historische Zwergenwelt des Rokoko gestaltete, bin ich bei der Recherche auf die Sänften und auf viele interessante Informationen dazu gestoßen. Berlin erließ zum Beispiel für seine Sänftenträger die allerersten Vorschriften für den öffentlichen Personennahverkehr. Eine der Regeln legte fest, dass sie nur die Straße und nicht den Bürgersteig benutzen durften.«
    »Haben Sie die Sänfte nach einem historischen Vorbild anfertigen lassen?«, fragte Pippa.
    »Selbstverständlich nicht«, sagte Christabel Gerstenknecht, »sie ist ein Original und stammt aus dem Rotlichtviertel von Paris. Zugegeben, sie gehörte keiner erstklassigen Kurtisane, aber die Dame hatte genug Geld, um sich so gutes Holz zu leisten, dass sich eine Aufarbeitung lohnte.«
    »Wäre es nicht naheliegender, Ihren Rollstuhl mit breiteren Rädern und einer Federung auszustatten?«
    »Ich bitte Sie!« Die alte Dame schüttelte empört den Kopf. »Glauben Sie, ich verzichte freiwillig auf den Luxus, mich von zwei Männern auf Händen tragen zu lassen?«
    »Darf ich diesen Satz zitieren?« Lokalreporter Brusche erschien plötzlich links neben ihnen. Er atmete schwer, denn er hatte sie erst nach einem kleinen Sprint eingeholt.
    »Stopp!«, befahl Christabel Gerstenknecht, und die Sänfte wurde abgesetzt. »Herr Lohmeyer, wir sehen uns später. Herr Brusche übernimmt für Sie, denn er will lebensnah für einen Artikel recherchieren.« Sie kicherte. »Wie wäre es mit: Ich trug die Königin der Zwerge zu ihrem Volk , Herr Brusche? Und Sie sagen sogar die Wahrheit, wenn Sie es einen Insider-Bericht nennen!«
    Verdattert stellte Brusche sich zwischen die beiden Holme. Er ächzte erschrocken, als er die Sänfte anhob und ihm klar wurde, auf was er sich gerade eingelassen hatte. Diesen Artikel würde er sich buchstäblich im Schweiße seines Angesichts erarbeiten.
    Als sie am Tor des großen Backsteingebäudes ankamen, erwartete sie ein Mann, der dort breitbeinig und mit vor der Brust verschränkten Armen Position bezogen hatte. Sein rundes Gesicht war rot, seine Halbglatze glänzte.
    »Ich muss Sie sprechen, Frau Gerstenknecht«, sagte er drängend.
    »Um was geht es, Herr Hollweg?« Die Stimme der alten Dame klang ungnädig, aber der stämmige Mann im Anzug ließ sich nicht abwimmeln.
    »Unter vier Augen. Es ist wichtig.«
    Christabel machte keine Anstalten, irgendjemanden wegzuschicken, nur weil ihr Betriebsleiter es verlangte. Hollweg war ganz offensichtlich nicht begeistert, wollte sich aber seinen Ärger nicht anmerken lassen. »Frau Gerstenknecht, ich bin untröstlich. Einer unserer neuen Gartenzwerge auf unerlaubter Wanderschaft!« Sein Versuch, einen Scherz zu machen, zündete nicht, also sagte er ernst: »Wem trauen Sie diesen ungeheuerlichen Vertrauensbruch zu? Für Wiek, Lohmeyer und unsere Mitarbeiter würde ich jederzeit die Hand ins Feuer legen, und Sie doch sicherlich auch!«
    Sieh da, Bartels taucht in dieser Aufzählung nicht auf, dachte Pippa und fing einen beredten Blick Brusches auf, dem diese Tatsache ebenfalls nicht entgangen war.
    »Die Hand ins Feuer, lieber Kollege Hollweg – wie recht Sie haben«, sagte Bartels, der aus dem Pförtnerhäuschen am Werkstor getreten war und sich vor Hollweg aufbaute. »Jemand hat Frau Heslichs Hand viel zu lange ins Feuer gehalten, nicht wahr? Und es ist ihr nicht gut bekommen. Bleibt das Rätsel, wie der geheime Prototyp aus unserer neuen Kollektion in ihren Besitz gelangt ist. Nur: Wer außer Herrn

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