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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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BRAUCHEN UNTERSTÜTZUNG , die sich über ihren Brüsten wellte. Sie bemerkte ihn, und ihre köstlichen Lippen weiteten sich zu einem strahlenden Lächeln. Dann warf sie ihm eine Kußhand zu und verschwand.
    »Sehr schön«, sagte er.
    Dabei wurde ihm bewußt, daß er wie unter dem Einfluß eines Sympathiezaubers ein rübenförmiges Stück Gebäck streichelte.
    »Was ist das?« fragte er.
    »Das Gebäck? Halt ein Stück Gebäck.«
    »Ach ja? Ewig her, daß ich so was gegessen habe«, sagte Dalziel und biß genießerisch hinein.
    »Herr im Himmel!« prustete er durch eine Krümelwolke. »Das ist doch verdammt noch mal kein Gebäck! Das ist ja Kuchen!«
    Er trank einen großen Schluck Kaffee. Das war das Problem mit diesem verrückten Land. Da dachte man, man hätte es endlich geschnallt, und schon aß man Kuchen zum Frühstück.
    Von nun an war Schluß mit den Überraschungen.
    Er sagte: »Was versucht denn Ihrer Meinung nach unser Mr. Pimpernel und meiner Meinung nach euer Mr. Rampling zu vertuschen?«
    Waggs lachte beinahe triumphierend.
    »Sie lassen sich nicht in die Karten schauen, was? Sie wollen sich ganz sicher sein, daß ich weiß, wovon wir hier reden. Ich werde die Dinge beim Namen nennen. Ich kenne mich mit den Medien aus, Mr. Dalziel, und ich weiß, daß nichts so geeignet ist, die Leute von der Presse mit hängender Zunge und flatternden Scheckbüchern nach Hollywood zu locken, wie eine Story, in der ein Sexmord in der Oberschicht oder das englische Königshaus vorkommen. Selbst ein Computer könnte nicht Besseres erfinden als diese Geschichte von einem Mitglied des Königshauses, das seine bezaubernde amerikanische Frau aus dem Weg räumt und dann alles so dreht, daß sein bester Freund, der sie gevögelt hat, dafür gehängt wird.«
    Er schwieg und wartete gespannt auf Dalziels Reaktion.
    Der Dicke trank noch einen Schluck Kaffee. Na also, das war ja gar nicht so schlecht gelaufen. Irgendwann und irgendwo hatte es ja jemand aussprechen müssen, und nun, wo die Katze aus dem Sack war, konnte er die Sache in die Hand nehmen.
    »So lautet also das Evangelium, wie es die Kohler predigt, ja?«
    »So hat Cissy es mir erzählt.«
    »Dann sollte ich wohl am besten mal mit ihr reden. Wo ist sie?«
    »Oben in ihrem Zimmer, sie wartet auf mich.«
    »Sie wohnen hier? Wenn ich das gestern abend gewußt hätte, hätten wir schon gleich einiges bereinigen können.«
    »Mr. Dalziel, ich wüßte nicht, was es da zu bereinigen gäbe …«
    »Sie werden Augen machen. Kommen Sie!«
    Er sprang so plötzlich auf, daß sich der Tisch auf Jay Waggs’ Seite senkte. Resignierend zuckte der Amerikaner mit den Schultern und stieg mit Dalziel in den Aufzug. Sie sprachen kein Wort, bis sie vor Cissy Kohlers Tür standen.
    Waggs klopfte an und rief: »Ich bin’s, Ciss. Mach auf.«
    Keine Antwort. Waggs runzelte die Stirn, holte einen Schlüssel aus der Tasche und schloß die Tür auf.
    Das Zimmer war leer.
    »Wo ist sie hin?« fragte Dalziel.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Können Sie es nicht erraten? Sie wird zu Westropp gegangen sein.«
    »Wahrscheinlich. Mist. Ich habe ihr extra gesagt, sie soll warten. Ich wollte dabei sein.«
    »Warum? Was soll sie da schon groß machen? Jesusmaria, Sie haben doch nicht etwa gehofft, daß es dort zum großen Höhepunkt kommt und die Kohler den Revolver zieht und Westropp wegpustet?«
    »Dazu wird es wohl nicht kommen«, sagte Waggs. »Sie hat ganz schön gemischte Gefühle.«
    »Gemischte Gefühle? Für einen Mann, der ihren Liebsten an den Galgen gebracht hat? Der schuld ist, daß sie ihr halbes Leben im Gefängnis verbracht hat?«
    Einen Augenblick sah Waggs ihn verdutzt an, dann lachte er los.
    »Dalziel, das soll doch wohl kein Test sein, oder? Sie haben tatsächlich noch immer nichts kapiert! Ihnen Fragen zu stellen ist die reinste Zeitverschwendung. Sie tappen völlig im dunkeln! Es war doch Jamie Westropp, nach dem sie verrückt war, sie hat mit Jamie Westropp gevögelt. Mit Mickledore hat sie nie eine Affäre gehabt. Ihr Engländer habt die Geschichte erfunden, weil sie euch in den Kram paßte, und Cissy hat mitgespielt, weil es
ihr
paßte.«
    Nun war er wirklich platt. Es war immer das Nächstliegende, das einen am härtesten traf. Aber nur weil es das Nächstliegende war, mußte es noch lange nicht wahr sein.
    »Einer verrückten Frau sollte man nicht zu schnell glauben, Mr. Waggs.«
    »Verrückt? Ja, vielleicht eine Weile, nachdem das kleine Mädchen ertrunken war. Dadurch war

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