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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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man müsse nur dahinterkommen, welcher Idiot auf dem Gehirn sitzt? Waren das nicht … Sie? Entschuldigung. Was hat sich eigentlich in der Verhandlung abgespielt?«
    »Die Kohler hat sich selbst den Strick um den Hals gelegt. Sie hat sich schuldig bekannt, hat nicht ausgesagt, saß nur da, als sei das Ganze eine Zeitverschwendung. Die reinste Lady Macbeth.«
    Wir haben sie geliebt, weil sie uns liebte. So lauteten William Stampers Worte in seiner Sendung. Wie konnte es zu einer solchen Veränderung gekommen sein?
    »Und Mickledore?«
    »Er behauptete, unschuldig zu sein und keine Ahnung zu haben. Er spielte den aufrechten Landjunker, als stünde er auf der Bühne. Er war so offenherzig, daß man einen Bus in ihm hätte parken können. Mir wurde schon bange, er könnte noch einmal davonkommen. Aber irgendwie gelang es dem Ankläger, die andere Seite seines Lebens zur Sprache zu bringen, und dann hockte da ja auch noch die Kohler wie etwas, das er am liebsten auf seinem Speicher versteckt hätte. Richtig komisch wurde es, als die Geschworenen ihren Schuldspruch fällten. Mickledore schien noch immer davon auszugehen, daß er freikäme, hat jedoch nicht mit der Wimper gezuckt, als der Sprecher ›schuldig‹ sagte. Er hob ein wenig die Augenbraue, als hätte man ihm ein Pik ausgeteilt, wo er doch lieber ein Karo gehabt hätte. Und als man ihn fragte, ob er vor der Urteilsverkündung noch etwas sagen wolle, sagte er laut und vernehmlich: ›Wenigstens Sie, Eure Lordschaft, müßten wissen, daß ich an diesem Verbrechen vollkommen unschuldig bin, und ich habe keinen Zweifel, daß man das eines Tages auch nachweisen wird.‹ Kohler, die sich schuldig bekannt hatte, brach zusammen und mußte ins Krankenhaus eingeliefert werden. Seelischer und physischer Zusammenbruch. Sie hat die ersten sechs Monate ihrer Haft im Krankenhaus verbracht.«
    »Und Mickledore? Hat er Berufung eingelegt?«
    »Sozusagen. Er bekam keinen offiziellen Urlaub, aber er verlangte, Wally zu sehen. Wart mal kurz.«
    Dalziel wühlte in den Unterlagen zu den einzelnen Fällen herum und fand ein etwas dickeres Bündel getippter Seiten, die zusammengeheftet waren.
    »Was ist das?« fragte Pascoe.
    »Ich hab dir doch erzählt, daß Wally mit dem Gedanken gespielt hat, seine Memoiren zu schreiben. Das Exposé hat er noch geschafft. Hier ist die Stelle über den Mickledore-Fall.«
    Pascoe nahm ihm das Blatt ab und las.
    Nach dem Prozeß wollte Mickledore mich sprechen. Er sagte, er ginge davon aus, daß ich ein ehrlicher Mensch sei, und dann würde ich nicht mit Zweifeln leben wollen. Zweifel müsse ich jedoch haben, so glatt, wie der Fall gelaufen sei. Ich forderte ihn auf, zur Sache zu kommen. Ja, sagte er, er habe gehofft, daß es nie so weit käme, aber nun müsse er die Wahrheit sagen. Es sei James Westropp gewesen, der seine Frau umgebracht habe. Er habe aus Loyalität den Mund gehalten und habe während des Prozesses darauf vertraut, freigesprochen zu werden. Ich fragte: »Und was ist mit der Kohler?« Er sagte, sie sei Westropps Geliebte und ihm so hörig gewesen, daß sie alles für ihn getan hätte, vor allem, nachdem sie am Tod seiner Tochter schuld war. Ich fragte, wo der Beweis sei. Er sagte, das sei mein Job. Er wisse nur, daß Westropp protegiert werde. Mickledore behauptete, man hätte ihm zu verstehen gegeben, es würde alles in Ordnung gehen, solange er nur den Mund halte. Aber er habe nicht damit gerechnet, daß man die Sache so weit treiben würde. Nun mache er sich langsam Sorgen. Er müsse verzweifelt sein, sagte ich, um mit einer solchen Geschichte aufzuwarten. Woraufhin er sagte: Nun seien Sie doch nicht genauso ein Schurke wie alle anderen, Tallantire. Ich verlange doch nur, daß sie alles zweimal überprüfen. Das habe ich ihm zu guter Letzt dann versprochen. Ich habe alles überprüft. Nichts. Mickledore hat es einfach versucht. NB . Westropp stand nicht zur Verfügung. Jetzt, nachdem sich der Staub etwas gelegt hat, wäre es nicht uninteressant, seinen Aufenthaltsort ausfindig zu machen und zu sehen, wie er darauf reagiert, daß Mickledore ihm den Schwarzen Peter in die Schuhe schieben wollte.
    »Hat er mit Ihnen darüber gesprochen?«
    »Er hat seinen Besuch im Gefängnis erwähnt.«
    »Wie genau wird seine Überprüfung gewesen sein? Ich meine, nach dem, was Sie gesagt haben, war er von Anfang an der Meinung, daß Mickledore sein Mann war. Außerdem hat er bei dem Fall jede Menge Lorbeeren geerntet, nicht wahr? Höhepunkt seiner

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