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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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wartete gleich mit Herkunft und Preis auf.
    »Finden Sie? Tja, wahrscheinlich«, sagte Stamper, leicht überrascht, als Mann von Geschmack zu gelten. Er reichte Dalziel ein Kristallglas, das mit dem blassen Nektar gefüllt war, und setzte sich hinter seinen Schreibtisch.
    »Man häuft so einiges an«, sagte er. »Aber ich bin kein Sammler im eigentlichen Sinn. Nur diesen Schreibtisch – den habe ich mir geholt. Erinnern Sie sich an ihn?«
    »Sollte ich?«
    »Er ist aus der Bibliothek von Mickledore Hall! Man hat einen Teil der Möbel verkauft, bevor der National Trust sich alles krallte.«
    »Sie wollten ein Erinnerungsstück. Souvenir aus Blackpool sozusagen?«
    »So würde ich es nicht formulieren, aber es war ohne jeden Zweifel ein denkwürdiges Wochenende. Hinterher war niemand mehr derselbe Mensch.«
    »Pamela Westropp mit Sicherheit nicht«, sagte Dalziel. »Und auch Westropp nicht. Und Partridges Karriere ging ebenfalls den Bach runter, aber wie Sie davon betroffen gewesen sein sollten, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, Sir Arthur.«
    »Nein?« Stamper klang leicht überrascht. »Na ja. Vermutlich sind Sie gekommen, um herauszufinden, ob ich irgendwelche Zweifel an dem Urteil gehegt habe. Da kann ich Sie aber beruhigen. Ich hatte keine Zweifel, und ich fand auch, daß Superintendent Tallantire die Ermittlungen ohne Fehl und Tadel geführt hat.«
    »Aber nun, da die Kohler auf freien Fuß gesetzt wurde …«
    »Administrative Inkompetenz«, sagte Stamper kurz angebunden.
    »Wollen Sie damit sagen, daß jemand die Tür offenstehen ließ und sie einfach hinausspazierte?« sagte Dalziel.
    »Ich wollte sagen, daß man die Frau entweder schon vor Jahren hätte freilassen sollen oder falls sie sich tatsächlich weigerte, einen Antrag auf Straferlaß zu stellen, wie es immer heißt, dann hätte man das als Prima-facie-Beweis für ihre geistige Verwirrung nehmen und sie in die Klinik zurückschicken sollen, in der sie ihre Haft begonnen hat.«
    »Aber wenn sie unschuldig wäre – und davon geht das Innenministerium ja wohl aus …?«
    »Ja, ja«, sagte Stamper gereizt. »Vielleicht hat sie Mickledore nicht direkt geholfen, sie wußte aber wahrscheinlich zumindest, was er vorhatte, und fühlte sich hinterher so schuldig, daß sie sich das Verbrechen anzog. Diese liebeskranken Mädchen haben die albernsten Vorstellungen, finden Sie nicht?«
    »Entzieht sich meiner Kenntnis, Sir«, sagte Dalziel stur. »Muß auch für Sie ein schlimmer Schock gewesen sein, wo Sie doch so eng mit Sir Ralph befreundet waren.«
    »So eng befreundet waren wir nun auch wieder nicht.«
    »Aber doch eng genug, daß er Sie anpumpte, oder?«
    »Um sich einen Zehner zu leihen, bedarf es wohl eines gewissen Grades an Vertrautheit«, sagte Stamper. »Für große Beträge reicht eine geschäftliche Vereinbarung.«
    »Sie haben Ihr Geld zurückbekommen, nicht wahr, Sir?«
    »Ich habe das bekommen, was ich wollte. Geld ist nicht alles, Dalziel. Aber vielleicht können Sie das nur schwer nachvollziehen.«
    »Daß man mit seinem Beruf zufrieden ist? Oh, ich denke, das verstehe ich sehr wohl.«
    »Dann verstehen Sie vielleicht auch, was für eine Freude es damals war, britischer Geschäftsmann zu sein. Während der fünfziger Jahre und zu Beginn der sechziger Jahre. Von 39 bis 45 hatten wir den Krieg gewonnen, aber von 45 bis 51 hätten wir ihn beinahe wieder verloren. Die Aufräumarbeiten nach den Sozialisten waren hart, aber wir haben es geschafft, bei Gott, wir haben es geschafft. Und wir haben unsere Belohnung erhalten.«
    »Ach ja. Ich erinnere mich daran, so gut ist es Ihnen noch nie gegangen.«
    »Und Macmillan hatte ganz recht! Und ohne diese dumme Nutte wäre es uns sogar noch bessergegangen! 16 Jahre hat sie uns gekostet!«
    »Ich habe immer gehört, daß Mr. Profumo da auch noch mitgemischt hat«, sagte Dalziel, von einem Anfall milden Feminismus heimgesucht. »Auf jeden Fall kamen die guten alten Zeiten für Sie und Ihre Kumpel wieder.«
    »In der Tat. Aber es war nicht mehr dasselbe. Damals waren wir entschlossen, es wieder an die Spitze zu schaffen. Und inzwischen müssen wir uns abstrampeln, um mit den Franzosen überhaupt mithalten zu können, Herr im Himmel!«
    Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Ende des Gesprächs? fragte sich Dalziel. Statt dessen nahm Stamper ihm das Glas ab und fragte: »Noch einen Schluck?«
    »Soviel Sie wollen. Das Zeug ist großartig.«
    »Ich freue mich, daß er Ihnen schmeckt. Ich

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