Ins Leben zurückgerufen
hole immer gern den Rat eines Experten ein, bevor ich investiere.«
»Investiere? Sie meinen …?«
Sir Arthur lächelte. »Aber, aber. Wir können doch einen hochrangigen Polizisten nicht in Insidergeschäfte verwickeln, was?«
»Vermutlich nicht. Um noch einmal auf Sir Ralph zurückzukommen. Hatten Sie den Eindruck, daß er sich für einen Kumpel aufopfern würde?«
»Was?« Stamper überlegte. »Ja, möglich. Eine bestimmte Form der Erziehung entwickelt einen Sinn für Loyalität, der für Außenstehende völlig unbegreiflich ist.«
»Wie bei einem Rassehund, wollen Sie sagen? So habe ich das noch nie gesehen«, sagte Dalziel mit vor unschuldigem Interesse glühendem Gesicht.
Eine Haßfalte zerknitterte für einen Augenblick Sir Arthurs Maske. Ein Telefon schrillte auf dem riesigen Schreibtisch. Er nahm den Hörer ab, lauschte und sagte: »Nein, das geht in Ordnung. Schicken Sie ihn herauf.«
Er legte den Hörer wieder auf, setzte auch sein wohlwollendes Lächeln wieder auf und erkundigte sich nach Dalziels Whisky.
Alles war wieder klar.
Hiller mußte angekommen sein, daran hatte Dalziel wenig Zweifel, und noch weniger Zweifel hatte er, daß der durchtriebene Kerl die ganze Zeit gewußt hatte, daß sein Besuch inoffiziell war, und ihn in ein Gespräch verwickelt hatte, um einen Frontalzusammenstoß mit Adolf zu provozieren.
Früher oder später war eine Konfrontation unvermeidlich. Angst hatte Dalziel keine davor, aber es wäre ihm lieber gewesen, wenn sie später stattgefunden hätte. Und er hielt überhaupt nichts davon, zur Marionette gemacht worden zu sein. Er konnte natürlich ein Lügenmärchen von sich geben, doch da fiel ihm ein, daß der schlaue Fuchs wahrscheinlich in seinem Schreibtisch ein Tonband hatte mitlaufen lassen. Andererseits war es Stamper gewesen, der mit der Vergangenheit losgelegt hatte, kaum daß er ihn erkannt hatte …
Er sagte: »Tja, es war nett, über die alten Zeiten zu plaudern, Sir Arthur, aber jetzt muß ich wirklich zur Sache kommen. Es geht um private Bewachungsfirmen. In jüngster Zeit wurden über den Einsatz privater Bewachungsfirmen eine Menge Bedenken laut, über die Art, wie sie ihre Leute rekrutieren und ausbilden und über den Umfang ihrer Vollmachten. Wir in Mid-Yorkshire haben ein Untersuchungsteam eingesetzt, und ich mache auf den Polizeirevieren der Umgebung die Runde, um Fakten zu sammeln. Sie hier bei Inkerstamm haben Ihre eigene Firma, und darüber wurde sich besorgt geäußert …«
Stamper sah ihn verblüfft an, richtig überrascht, mit hängendem Unterkiefer statt mit pseudoaristokratisch hochgezogener Augenbraue. Doch seiner Stimme war nichts anzumerken.
»Wie bitte? Wovon um alles auf der Welt sprechen Sie?«
Plötzlich war Dalziel auf den Füßen und beugte sich über den Schreibtisch. Sein Mund kam fast mit Stampers Gesicht in Berührung, so daß selbst ein empfindliches Mikrophon sein Flüstern nicht hätte auffangen können, es jedoch in Stampers Ohr wie Donner widerhallte.
»Ich spreche von aufgeblasenen Jasagern, die sich Privatarmeen halten, damit ihnen niemand auf die Pelle rückt, um ihnen zu verklickern, was für erbärmliche Würstchen sie sind.«
»Nun hol aber mal tief Luft, Dalziel! In einem solchen Ton spricht man nicht mit mir!«
Da war er wieder, der liebliche, alte Yorkshire-Akzent. Deutlich zu hören.
Dalziel stellte sich wieder aufrecht hin und sagte: »Teufel noch mal, Art. Wie großartig, daß du wieder ’n richtiger Mensch geworden bist.«
Es klopfte an die Tür. Sie öffnete sich im selben Moment und gab den Blick auf den stellvertretenden Polizeipräsidenten Hiller frei.
»Was treibt dich – Sie – denn hierher, Geoff – Verzeihung – Sir?« rief Dalziel. »Sir Arthur und ich sind gerade fertig geworden. Danke für Ihre Unterstützung. Ich finde den Weg alleine.«
Er hielt kurz inne, nur um zu überprüfen, daß sein Glas auch wirklich leer war, schob sich zwischen Hiller und der verblüfften Wendy Stamper hindurch, durchquerte rasch den Korridor und betrat ihr Büro.
Auf dem Schreibtisch stand ein Apparat mit einer Amtsleitung. Er hob den Hörer ab und wählte. Eine Stimme sagte: »Polizeipräsidium, Süd-Yorkshire, kann ich Ihnen helfen?«
»Kripo. Mr. Monkhouse, bitte. Bist du das, Des? Hier spricht Andy Dalziel … Es geht mir großartig. Hör mal, du kennst doch die Untersuchung über private Bewachungsfirmen, die wir in der Grafschaft durchführen? Mich interessiert die Sache persönlich, und
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