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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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ich hätte gern grünes Licht, daß ich in deinem Revier ein paar Fragen stellen darf … Danke. Oh, und am liebsten seit gestern, wenn das ginge … Ja, ich erzähl dir später mal, worum es geht. Vielen Dank. Ich schulde dir ein Halbes. In Ordnung, zwei. Prost.«
    Er hatte gerade den Hörer aufgelegt, als Wendy Stamper den Raum betrat.
    »Wollte nur die Zeitansage abhören«, sagte er.
    Sie sagte: »Mr. Hiller schien überrascht zu sein, Sie hier anzutreffen.«
    »Adolf? Machen Sie sich seinetwegen keine Gedanken. Er ist im Begriff, sein Kurzzeitgedächtnis zu verlieren. Alles, was nach 1963 passiert ist, verblüfft ihn. Deshalb hat man ihm auch diese Ermittlungen übertragen.«
    »Und warum befassen Sie sich damit, Mr. Dalziel?«
    Sie steckte nicht mit ihrem Vater unter einer Decke, sondern hatte selbst gemerkt, daß etwas nicht ganz koscher war, dachte er.
    »Gerechtigkeit«, sagte er streng.
    »Gerechtigkeit? Sie wollen damit sagen, weil die Unschuldigen einmal gelitten haben, sollen sie wieder leiden?«
    Er ging nicht davon aus, daß sie von Mickledore und Kohler sprach.
    Er sagte: »Besuchen Sie Ihre Mutter oft, Miss Stamper?«
    »Nein.«
    »Weil sie in Amerika lebt, wollen Sie sagen?« bohrte Dalziel weiter. »Für jemanden, der soviel fliegt wie Sie, dürfte das kein Hindernis sein.«
    »Mir ist nicht klar, was Sie das angeht. Kann ich bitte Ihren Ausweis haben?«
    Er reichte ihn ihr, sie setzte eine Zeit ein, unterschrieb ihn und gab ihn ihm zurück.
    »Damit können Sie das Tor passieren, wenn Sie in den nächsten 15 Minuten durchfahren.«
    »Ihr zählt die Besucher, wenn sie reinkommen und wenn sie rausgehen? Das ist eine strenge Überwachung.«
    »Haben Sie etwas dagegen?«
    Lächelnd befestigte er das Schildchen wieder an seinem Revers.
    »Natürlich nicht. Wie kommt’s, daß Ihr Bruder alles Ihrem Vater ankreidet und Sie alles Ihrer Mutter? Sie ist doch immerhin so lange geblieben, bis Sie alt genug waren, um auf sich selbst aufzupassen, oder?«
    »Ich war schon lange vorher alt genug, um mitzukriegen, was los war. Mädchen sind früher reif als Jungen.«
    »Ach ja? Ich habe die Erfahrung gemacht, daß Kinder zwar eine Menge mitkriegen, aber nicht mal die Hälfte verstehen, auch die Mädchen nicht.«
    »Dann haben Sie es wohl nicht allzuschwer gehabt«, brauste sie auf.
    Nachdenklich kratzte er sich am Kinn und sagte: »Ich mußte auf jeden Fall nicht allzu viele Wochenenden auf irgendwelchen Gütern aushalten.«
    »Es tut mir leid. Ich sollte meinen Mund halten, wenn es um das Leben anderer Menschen geht. Was wissen wir schon voneinander?« Sie hatte die Beherrschung zurückgewonnen. »Sie machen sich besser auf den Weg, Superintendent, sonst muß ich Ihren Ausweis erneuern.«
    »Stimmt. Vielleicht laufen wir uns ja noch mal über den Weg. Danke für den Whisky. Kein übler Tropfen, der Glencora [4] . Mit dem richtigen Management wäre er ein Renner, was?«
    Ihr Gesicht glättete sich zu androider Leere. »Das entzieht sich meiner Kenntnis, Mr. Dalziel. Leben Sie wohl.«
    Dies und anderes mehr ging ihm durch den Kopf, als er zurück zum Tor fuhr. Die Schranke war geschlossen, der joviale Hüne stand dagegengelehnt und hielt eine Pranke nachlässig hoch. Dalziel verlangsamte die Fahrt, so daß er nur noch kroch, fuhr aber weiter. Das selbstgefällige Lächeln verschwand nicht, bis das Auto nur noch einen halben Meter entfernt war. Da runzelte der Hüne mißbilligend die Stirn und lehnte sich vor, um gebieterisch auf die Motorhaube zu schlagen.
    Dalziel zog ein verwirrtes Gesicht und fuhr weiter. Die Stoßstange berührte nun das Schienbein des Wächters, schob ihn aber immer weiter zurück, bis er, alle viere von sich streckend und den Allerwertesten fest gegen die Schranke gepreßt, auf der Motorhaube lag und Dalziel mit Augen ansah, die ihm vor Wut aus den Höhlen zu springen drohten.
    Dalziel bremste, kletterte aus dem Auto, ging langsam nach vorn und hakte den langen Knüppel aus dem Gürtel des Mannes.
    Er hielt ihn senkrecht in die Luft und sagte leise: »Es gibt Leute, die der Auffassung sind, daß diese Waffe hier ein Ärgernis ist, Freundchen. Für mich ist das nur ein zusätzliches Rückgrat, und wenn du nicht willst, daß ich es bei dir persönlich einsetze, würde ich vorschlagen, daß du die Schranke öffnest, aber ohne deinen Mund zu öffnen, und schon gar nicht zu einem Lächeln.«
    Er schlenderte nach hinten und legte den goldenen Knüppel unter eines seiner Hinterräder quer

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