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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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Sah sie umgeben von Fotos von Profispielern.
    «Noch eins?» fragte Gus.
    «Ein Quickie», sagte Sam. «Du wolltest mir gerade was über den Fall erzählen.»
    «Ja. Dieser Graham East. Jeder, der ihn kannte, sagt, er könnte nicht der Gesuchte sein. Alles deutet auf ihn, aber niemand glaubt, daß er dazu fähig ist. Was hältst du davon?»
    «Erstens glaube ich, daß er sich verändert hat», sagte Sam. «Wir wissen, daß er jähzornig sein kann. Wir wissen, daß er gewalttätig werden kann. Vielleicht hat er sich verändert. Was immer es ist, warum niemand glaubt, er sei der Täter, dieser Teil von ihm stirbt, und die gewalttätige Seite entwickelt sich.»
    «Was allerdings nicht sehr wahrscheinlich ist», sagte Gus.
    «Dann denke ich: Was ist, wenn er nicht allein arbeitet? Sagen wir mal, Frances hat ihn in dieses Haus in Leeds eingesperrt. Vielleicht ist der Typ durchgeknallt. Wie Jekyll und Hyde. Zeitweise ist er ein Schwächling, und am nächsten Tag ist er ein Messerstecher.»
    «Wie kommen wir in das Haus?»
    «Ich will Frances beobachten, mal sehen, ob sie ein Verhaltensschema hat. Wenn wir in ihr Haus in York und an die Schlüssel für das Haus in Leeds kommen, ist es ganz einfach.»
    «O ja», sagte Gus. «Besonders, wenn du drinnen einem Irren mit Schaum vor dem Mund begegnest.»
     



Kapitel 25
     
    Der Cortina sprang nicht an. Sam und Gus wechselten sich ab, bis am Ende die Batterie leer war. «Das hier soll doch angeblich eine der Arbeitsnebenleistungen sein», sagte Gus. «Und an meinem ersten Tag löst sich die einzige Nebenleistung gleich in Luft auf. Jesus, wenn das hier der große Knaller sein soll, will ich meinen alten Job wiederhaben.»
    «Ist schon in Ordnung», sagte Sam. «Das schaff ich schon.»
    Gus lachte. «Genau das hast du auch über die letzte Schwarze gesagt.»
    «Ich laß ihn reparieren», sagte Sam. «Himmel, Scheißtechnik. Man soll sich nie drauf verlassen.» Sam holte seine Metzgertüte aus dem Handschuhfach, schloß den Wagen ab und ließ ihn stehen.
    Sie gingen durch die vom alten Münster beherrschte Stadt, schlugen einen Bogen um Touristen, Schaufensterbummler und Einzelhändler, die Feierabend machten und nach Hause zu ihren normalen Leben zurückeilten. Das Wetter war umgeschlagen, und aus dem Norden wehte eine scharfe Brise. Sam stellte den Kragen seiner Jacke hoch. Sie gingen durch das Coppergate Centre, drei Hauseingänge hintereinander beherbergten Obdachlose, zwei davon mit obdachlosen Hunden. «Früher hat man das nicht gesehen», sagte Gus.
    «Interessiert doch keinen einen Furz», sagte Sam. «Die verhungern, erfrieren, und der Staat nimmt nicht mal Notiz davon.»
    «Wenn du mehr Angestellte brauchst», sagte Gus, «weißt du ja, wo du hin mußt.»
    Sam blieb stehen. «Gemacht.»
    «He, Moment», sagte Gus. «War doch nur ein Scherz.»
    «Aber nicht besonders witzig», sagte Sam. «Der Junge in dem Hauseingang da. Es ist fast, als würde er mich verfolgen. Jedesmal, wenn ich das Haus verlasse, renne ich ihm über den Weg.»
    Er kehrte zu der letzten bewohnten Tür zurück. Gus folgte ihm. Der Typ in dem Hauseingang war etwa achtzehn Jahre alt und marschierte stramm auf die zwölf zu, hielt einen jungen Hund im Arm. Neben seinem Bein lag ein Stück Pappe, auf dem stand: ABDACHLOS UND HUNGRIG.
    Als Sam vor ihm stehenblieb, streckte der Bursche eine Hand aus. Sein Gesicht war schmutzig, die Augen geschwollen. «Willst du einen Job?» fragte Sam.
    «Hast du fünfzig Pence, Kumpel?» fragte der Jugendliche. Er sprach mit Newcastler Dialekt, Geordie, wie ihn die Einheimischen nannten.
    «Nein. Ich hab dich was anderes gefragt», sagte Sam. «Erinnerst du dich an mich?»
    «Für eine Tasse Tee?»
    Sam hockte sich vor ihn. «Willst du einen Job?» fragte er.
    Der Jugendliche zog die Beine an und schob sich gegen die Tür zurück. «Ich hab Hunger», sagte er.
    «Du kannst dir was Geld verdienen», versuchte Sam es wieder. «Ich könnte dir einen Job geben.»
    Der Jugendliche starrte durch ihn hindurch. «Ich könnte Barney nicht verkaufen», sagte er. «Er ist mein Freund.»
    «Jesus», sagte Sam und richtete sich auf.
    Gus hockte sich jetzt hin, berührte den Jungen am Arm. «Der Mann bietet dir einen Job an», sagte er. «Du könntest dir was Geld verdienen. Dir was zu essen kaufen.»
    Der Jugendliche sagte: «Ich kann mich nicht selbst verteidigen.»
    Sam ging ein Stück fort, kam dann zurück. Er warf eine Handvoll Münzen in den Hauseingang. «Komm», sagte er zu

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