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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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hoffen. Sam scheint den Kopf festgeschraubt und die Füße fest auf den Boden gepflanzt zu haben.»
    «Um Ihr Bild aufzugreifen», sagte Celia. «Ich glaube, daß er sich von Zeit zu Zeit vorsätzlich auf unsicheren Boden begibt. Sogar Treibsand könnte ihn reizen.»
    «Sie meinen Jane Deacon?»
    «Diese Blondine, ja.»
    «Was kann ich da tun?» fragte Wanda. «Wenn sie es ihm angetan
    hat?»
    «Das will ich damit nicht sagen», sagte Celia. «Gus war nicht überzeugt. Ich denke, mit Ihnen steht er sich erheblich besser.»
    Wanda zuckte die Achseln. «Das liegt allein an ihm. Er weiß, wo ich wohne.»
    «Ich will mich ja nicht einmischen», sagte Celia. «Ich hätte auch gar nichts gesagt, wenn da nicht diese Träume wären.»
    «Wenn ich irgend etwas tun kann», sagte Wanda, «gar kein Problem. Ich werde helfen, wenn ich kann. Aber ich glaube kaum, daß Sam mich darum bitten wird. Es wird auf Sie ankommen.»
     

Kapitel 46
     
    Sam stieg aus dem Bett und ging ins Bad, kletterte dabei über Geor-die und Barney. Nur daß Geordie und Barney nicht da waren. Nur ein leerer Schlafsack. Sam lächelte. Mußte wohl irgendwann während der Nacht nach oben gegangen sein.
    Er wusch und rasierte sich, kehrte in die Küche zurück und machte Frühstück. Schob Musik in das Tapedeck, die den Jungen herunterlocken würde.
    An diesem Morgen traf Sam sich mit einem Burschen, dessen sechzehnjährige Tochter verschwunden, nach einem Familienstreit mit ihrem Freund durchgebrannt war. Sie hatten bereits bei Verwandten und Schulfreunden nachgefragt, jedoch immer eine Niete gezogen. Ob Sam sie finden, sich vergewissern könnte, daß sie wohlauf war? Verdammt, wer weiß? Wollte sie denn überhaupt gefunden werden?
    Sam wendete die Eier. Kein Laut von oben. Muß Geordie wecken. Er ging die Treppe hinauf, klopfte an und trat ein. Der Junge machte sich nicht mal die Mühe, seine Tür abzuschließen. In seinem Bett hatte niemand geschlafen. Wo steckte er? War mit seinem Hund spazieren. Wenn er nicht bald zurückkam, würde das Frühstück kalt.
    Sich selbst machte Sam ein Sandwich mit Speck, ließ zwei Eier, gebratenen Speck, Würstchen und Toast auf der Warmhalteplatte stehen. Der Bluesman beklagte die Tatsache, daß alle Freunde, die er je gehabt hatte, tot waren. Sam schenkte sich eine zweite Tasse Kaffee ein und ging damit hinaus auf die Straße, wollte mal sehen, ob Geordie vielleicht schon auf dem Rückweg war. Nichts. Die Straße führte in die Unendlichkeit. Regenwolken zogen sich in der Ferne zusammen und kamen auf ihn zu. Fast Zeit aufzubrechen.
    Er zog die Jacke an, schaltete das Tapedeck aus und blieb noch einen Augenblick im Sessel sitzen. Geordie kam immer noch nicht. Im letzten Augenblick rief Sam Celia an.
    «Geordie ist nicht hier», sagte er. «Ich wollte ihn eigentlich zu Ihnen bringen.»
    «Sollten Sie nicht schon längst unterwegs sein zu Betty’s, Sam?»
    «Ja, ich bin jetzt auch weg. Ich lasse Geordie eine Nachricht liegen, daß er zu Fuß zu Ihnen gehen soll. Aber er wird zu spät kommen.»
    «Nun, das macht doch nichts», sagte sie. «Es ist das erste Mal.»
    Er kritzelte schnell eine Nachricht und legte sie neben die Bratpfanne. Hier würde Geordie zuerst nachsehen, wenn er zurückkam. Scheißkind. Wo steckte er?
     
    Netter alter Knabe bei Betty’s. Eigentlich gar nicht so alt. Vielleicht nicht mal vierzig. Machte sich um seine Tochter wirklich große Sorgen. Alles war nur seine Schuld. «Wir wollten, daß sie sich auf ihre Schulaufgaben konzentriert. Das war alles. Aber sie wollte ihre gesamte Zeit nur mit ihrem Freund verbringen.» Tja, natürlich, wo haben Sie gelebt? Sie hat den Sex entdeckt. Was, Sie wollen, daß sie so tut, als gebe es das nicht?
    Sam sagte, er würde sie suchen, ließ sich die Adressen ihrer besten Freundinnen geben und von den Eltern des Jungen. Versprach nichts. Vierzig Pfund pro Tag plus Spesen. Zweihundert a conto. Neue Scheine. Geben Sie mir eine Woche, dann werden wir sehen, was sich bis dahin ergeben hat.
    «Meine Frau macht sich schreckliche Sorgen», sagte der Bursche.
    «Ja», erwiderte Sam. «Kann ich mir vorstellen.»
     
    Der Zettel lag immer noch neben der Bratpfanne. Eier, Speck, Würstchen und Toast waren nicht angerührt worden. Sam sah noch einmal in der Wohnung oben nach, warf einen Blick auf Geordies Kleider. Nur die Lederjacke fehlte. Einen Augenblick trug Sam sich mit dem Gedanke, daß Geordie sich verkrümelt hatte, dann wieder, nein, er würde einfach direkt zu Celia

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