Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum
unter einem Aufruf von Nazis in Illinois«, erzählt Elasti-Mama Mister Wonder.
»Hm, ich glaube kaum, dass so etwas passieren wird ... Ich meine, dass jemand einen Nazi-Aufruf mit deinem Namen unterschreibt.«
Mister Wonder wirkt, als ob er mit etwas hinter dem Berg hält, und obendrein ein bisschen schuldbewusst.
»Woher willst du denn das wissen?«
»Ich weiß es ja gar nicht, ich meine bloß. Es ist mehr so ein Gefühl.«
»Hast etwa du den Dresdener Appell in meinem Namen unterschrieben?«, fragt Elasti-die-Ungläubige.
»Ich geb's ja zu. Es war eben für einen guten Zweck«, rechtfertigt sich der geständige Übeltäter.
»Weißt du eigentlich, dass das ein Vergehen ist? Mittelbare Urkundenfälschung nennt man das. Und weißt du auch, dass man wegen so etwas ins Gefängnis kommen kann?«
»Puh, bist du kleinlich ...«
»Mister Wonder ... Hast du so was öfter gemacht?«
»Weiß nicht.«
»Hör mal, wenn du nicht gestehst, reiße ich sämtliche Seiten aus Marxism and democracy heraus und mische anschließend den Kleinen alle deine Notizen ins Essen.«
»Oh! Ja, zugegeben. Ich habe ein paarmal in deinem Namen unterschrieben. Aber es war immer für einen guten Zweck«, versucht er sich herauszureden.
»Zum Beispiel?«
Wie Elasti-Mama herausfindet, ist sie dank Mister Wonders heimtückischer und krimineller Aktivitäten:
1.Fürsprecherin der Kandidatur eines alten Partisanen mit dem Spitznamen »Visone« zum Senator auf Lebenszeit.
2.Sympathisantin der israelischen Refuseniks, die in einem Militärgefängnis einsitzen, weil sie sich geweigert haben, sich in den Dienst der Besetzung des Westjordanlands zu stellen.
3.Unterzeichnerin eines Appells gegen die Errichtung eines Denkmals zu Ehren von General Custer bei Little Big Horn.
4.Schriftliche Befürworterin der Freilassung eines Lakota-Indianers, der im Gefängnis von San Quintino dem Tod ins Auge blickt.
Donnerstag, 5. April
Abreisen, Gepäck und Enttäuschungen
Morgen früh reisen Elasti-Mama, die Hobbits und Mister Wonder nach Bari. Sie werden die Osterferien bei Towanda und Mister Brown, den Großeltern, verbringen.
»Wie ist das möglich?«, rief der große Hobbit während des Kofferpackens aus. »Wir haben gar keine Waffen im Gepäck!«
Er konnte es kaum fassen und war sehr enttäuscht.
Samstag, 7. April
Sofas und Feste - die Großeltern sind Genussmenschen
In Bari bei Towanda und Mister Brown im Wohnzimmer stehen zwei riesengroße neue Sofas.
»Was für schöne Sofas! Habt ihr die alten ausrangiert«, fragt Elasti-Mama begeistert.
»Ja. Weißt du, diese sind größer und bequemer und eignen sich besser für unsere Feste«, entgegnet Mister Brown nonchalant.
»Wie bitte?«
»Ja, die Feste. Wenn am Abend Freunde zu uns kommen, sitzen wir alle gemütlich beisammen, und wenn es dann später wird ... Kannst du dir ja vorstellen, oder?«, erklärt Mister Brown.
Aber klar doch! Feste eben.
Sonntag, 8. April
Fremdgehen und sonderbare Übereinstimmungen
»Was wäre denn für euch ein Grund, fremdzugehen?«, hat Mister Wonders Mutter Towanda nach dem Essen unvorsichtigerweise gefragt.
»Dass das Leben manchmal so abscheulich ist.
Du gehst im Morgengrauen aus dem Haus, rennst hektisch in die Arbeit, verkaufst neun Stunden lang vor einem Bildschirm deine Arbeitskraft, kasteist dich beim Mittagessen mit Salat und Karotten, obwohl du zur Hebung deiner Stimmung einen Doppelzentner Panna Cotta und Häagen-Dazs-Eis, Geschmacksrichtung belgische Schokolade, verdrücken müsstest. Du ziehst an, was gerade herumliegt, du schminkst dich nicht und du vergisst jeden zweiten Tag die Antifaltencreme.
Bei der Arbeit hast du Schuldgefühle, weil du an deine Kinder denkst, zu Hause fühlst du dich als Versagerin, weil du gemessen an den Maßstäben deines Über-Ichs beruflich ein ganz kleines Würstchen bist.
Den Vater deiner Kinder siehst du hin und wieder flüchtig, aber dann seid ihr beide so kaputt, dass ihr nur über die abgelaufene KFZ-Haftpflichtversicherung oder über die Gormiti (gar schreckliche Spielzeugungeheuer) sprecht, die den Wohnzimmerboden mit Beschlag belegt haben.
Und dann, zack! - kommt er plötzlich daher, ein Adonis ganz nach deinem Geschmack.
Er wird auf dich aufmerksam.
Er kommt zu dem Schluss, du seiest das begehrenswerteste Geschöpf unter der Sonne.
Er sieht dich an, als wärst du Venus selbst, er hört dir zu, als sei er Gottvater persönlich, er begehrt dich, hier und jetzt, mit der
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