Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum
Tonfall. »Um Gottes Willen Regenschirme werden unter gar keinen Umständen im Haus aufgespannt!«, zischte sie, während sie im Geiste magische Formeln herunterbetete, um die aus dem Regenschirm entwichenen Dämonen zu bannen.
»Mama, Papa, ich bin froh, dass ich heute Abend mit euch weggehen kann ... und nicht wie sonst immer zu Hause bleiben und mit meinem Bruder vor mich hin schmoren muss«, sagte der Hobbit, während er, versteckt unter dem gelben Regenschirm, auf den Aufzug wartete.
Dienstag, 29. Mai
Elasti ... ich bleibe!
Als Valentina Diolabenedica ein paar Wochen zuvor ankündigte, sie werde die Hobbits verlassen, hatte Mutlosigkeit von Elasti-Mama Besitz ergriffen.
Die Mutlosigkeit hatte sich dank der Begegnung mit dem Osterei von der Agentur »Engel für Bengel«, das die Abgründe des Elasti-Familienlebens gnadenlos ans Licht gezerrt und eine traurige Zukunft mit sündhaft teuren Fräulein Rottenmeier angekündigt hatte, in bodenlose Angst verwandelt.
Abgrundtiefe Angst war Panik gewichen, als Elasti-Mama Rapunzel kennenlernte, ein junges Mädchen mit einem langen Zopf, das sowohl Babysitterin als auch Exorzistin war.
Doch an diesem Nachmittag in einem Monat Mai, der ihr wie November vorkam, hat sich der Himmel geöffnet, und Elasti-Mama hat ihn mit einem Finger berühren können.
»Elasti ... ich bleibe«, erklärte Diolabenedica.
»Wie bitte, Valentia? Wo bleibst du?«, antwortete Elasti-die-Desillusionierte.
»Elasti, du hast mich nicht verstanden. Ich nehme die Arbeit in der Kinderkrippe nicht an. Ich habe es mir anders überlegt. Ich bleibe bei dir, weil du mich brauchst, bei dem großen Hobbit, der mich auf den Mund küssen will, bei dem kleinen Hobbit mit seinen Kulleraugen, bei deinem seltsamen Ehemann, der mal da ist und mal nicht. Kurz, ich bleibe bei deiner Familie.«
Sagst du mir, dass du nicht fortgehst? Sagst du mir das im Ernst? Sagst du, dass ich diese abscheuliche Signora Osterei, Rapunzel und seinen Aberglauben, Mister Wonders nordische Schönheiten im Babydoll zum Teufel schicken kann? Ist es das, was du mir sagst?
Darf ich dich umarmen, abküssen, erdrücken?
»Wie schön, Valentina, das freut mich wirklich sehr«, antwortete Elasti-Mama, die am liebsten das Fenster geöffnet und ihre Erleichterung so laut in den Regen hinausgeschrien hätte, dass ganz Felicity Place es hörte.
Mittwoch, 30. Mai
Tanzen mit Crisi
Elasti-Mama besucht inzwischen regelmäßig den Wellnesstempel. Sie hat die demütigende Körperfettmessung über sich ergehen lassen, hat sich an die magersüchtigen Venusgestalten gewöhnt, die nackt in der Umkleide umherschweben, hat unter dem Kommando militärisch wirkender Trainer, die einen täglichen Kampf gegen den schlaffen Gluteus führen, Kurse wie Total Step, Body Workout und Kick Power absolviert - um schließlich festzustellen, dass alle Wege zu Crisi führen.
Die wunderschöne brasilianische Pantherin leitet einen Kurs, der sich »Tanzen mit Crisi« nennt.
Crisis Schülerinnen sehen mit ihren schonungslos eng anliegenden Trikots und ihren duftigen, platinblonden Mähnen aus wie Pornostars, brechen im umpassendsten Moment in hysterisches Gelächter aus und sind alle dicke Freundinnen der Lehrerin.
Elasti-Mama trägt einen unförmigen Trainingsanzug und ein T-Shirt aus dem Geburtsvorbereitungskurs mit dem Schriftzug »Ich mache Mamagymnastik«. Ihre Frisur erinnert an eine Artischocke, und sie ist steif wie ein Stock.
Die Musik setzt ein, rein brasilianisch.
»Challo, meine Freundinnen. Wir alle chier sind Tänzerinnen, alle chaaaaiss, und haben alle gaaaanz viel Lust zum Spaßchaben, odär, Amoooori?«, ruft Crisi zur Begrüßung ins Mikrofon.
Crisis Art zu tanzen als »anzüglich« zu beschreiben, wäre noch stark untertrieben.
Crisis Tanz lässt der Fantasie keinen Spielraum - er ist getanzter Sex. Ein einziges Hüftenwiegen, Hinternwackeln, Augenzwinkern. Crisi macht das ganz großartig, es sieht sogar noch einigermaßen anmutig aus. Alle anderen wirken wie drittklassige Stripperinnen, doch der Blick der Pantherin ruht wohlgefällig auf ihnen.
»Tooollll macht ihr das. Genau sooo will iech das. Schööön, sinnnnlich und chaiiiiss«, ruft Crisi ermutigend.
Am Ende der Stunde applaudieren alle und sind hochzufrieden. Elasti-Mama kommt sich vollkommen bescheuert vor, aber das ist egal.
Elasti-Exkurs 5
Begegnungen
Oma K hat, als Elasti noch ein kleines Mädchen war, sehr viel gearbeitet und war allein.
Allein mit
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