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Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Titel: Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia de Lillo
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sie eine famose 93-Jährige
     
    Heute wäre sie 93 Jahre alt geworden.
    Aber sie hatte genug und verließ schon vor geraumer Zeit diese Welt, noch ehe sie den großen Hobbit kennenlernen konnte. Sie hieß Sara und war Elasti-Mamas Großmutter. In ihren letzten Lebensjahren war sie krank. Miriam, eine pausbäckige Peruanerin, kümmerte sich um sie.
    Eines Tages lud Signora Miriam Oma Sara zur »Versammlung« in den »Königssaal« der Zeugen Jehovas.
    »Liebe Miriam«, antwortete die Großmutter, »ich bin eine unverbesserliche Atheistin, ich glaube kaum, dass Sie mich je dazu bringen werden, Ihre Freunde zu besuchen.«
    Falls Elasti-Mama eines Tages einen weiblichen Hobbit zur Welt bringt, wird er Sara heißen, wie die Großmutter, die heute 93 Jahre alt geworden wäre.
     
Dienstag, 6. Juni
    Wunderkinder
     
    »Mama! Der kleine Hobbit ist heute zum ersten Mal gelaufen!«, erzählt Elasti-Mama Oma K aufgeregt am Telefon.
    »Aha! Frühreif.«
    »Na ja, also, er ist dreizehn Monate alt. Normal, würde ich sagen.«
    »Ja genau, normal ... merkwürdig, dass er noch nicht sprechen kann.« Die Oma wirkt enttäuscht.
    »Von wegen, natürlich spricht er. Er sagt ›te‹ für Telefon, er sagt ›asse‹ für Wasser, ›Mama‹ für Mama und ›Papa‹ für Papa. Das Wichtigste kann er also schon«, antwortet Elasti-die-Pikierte.
    »Nun, wahrscheinlich bin ich da von dir einfach anderes gewöhnt, denn du hast mit sieben Monaten schon gesagt: ›Mama, kann ich bitte ein Glas Milch haben?‹ ...«
    »Aber Mama, was behauptest du da? Das ist doch gar nicht möglich.«
    »Klar ist das möglich. Du bist schließlich meine Tochter! An manche Dinge erinnere ich mich genau.«
    Elasti-Mama würde Oma K gern wieder zur Vernunft bringen.
    Dann erinnert sie sich daran, dass Towanda erzählt, Mister Wonder habe mit neun Monaten die Windeln verweigert, um fortan das praktischere und hygienischere Töpfchen zu benutzen, und mit drei Jahren nach der täglichen Zeitungslektüre gebeten: »Papa, erklärst du mir genau, worum es bei dem Skandal bei Italcasse geht?«
     
Donnerstag, 7. Juni
    Fragwürdige männliche Stereotypen
     
    »He, Kobold! Du hast ja einen neuen Haarschnitt! Gut siehst du aus, wie ein Filmstar«, begrüßt Dominatrix am Eingang der Vorschule den Hobbit.
    »Ja ... gestern Nachmittag war ich beim Friseur«, frohlockt er. »Weißt du, mein Friseur heißt Ezio. Er ist Inter-Mailand-Fan, genau wie ich. Mit ihm spreche ich über Fußball und Frauen, und am Schluss sprüht er mich auch noch mit Parfüm ein«, fährt er fort.
    Der Hobbit verkörpert mit beunruhigender Selbstverständlichkeit gewisse männliche Stereotypen. Offenbar unterliegt er irgendwelchen unheilvollen, geheimen Einflüssen, die sich Elasti-Mamas Kontrolle entziehen.
     
Freitag, 8. Juni
    Rote Brillen für alle
     
    In der Mittagspause hat sich Elasti-Mama im Wellnesstempel 45 Minuten auf dem Laufband abgequält.
    Als sie ins Büro zurückkommt, ist sie noch schlechterer Laune als sonst.
    »Elasti, du musst so schnell wie möglich zu einem langweiligen Meeting langweiliger Banker. Tut mir leid, dass ich dir nicht früher Bescheid gegeben habe. Es macht dir doch nichts aus, hinzugehen, oder?«, sagt ein Kollege.
    Lieber würde ich mich mit dem Mauskabel erhängen.
    »Aber nein, natürlich nicht. Ich gehe am Freitagnachmittag wahnsinnig gern zu Meetings, und für Banker hege ich eine geradezu krankhafte Leidenschaft.«
    Elasti-Mama hetzt zu dem Meeting, trotzt unerschrocken der drückenden Schwüle des Nachmittags. Am liebsten würde sie sich verflüssigen und in einem Gully versickern, sie möchte schlafen, sie möchte nicht mehr da sein.
    Ein Typ mit roter Brille kommt ihr entgegen, bleibt stehen und lächelt. »Hey! Du hast allen Grund, total gut drauf zu sein! Du bist ein Glückspilz! Kleine Frauen sind momentan absolut in, voll im Trend, findet jeder supergut!«, sagt er mit einem irren Funkeln im Blick.
    Elasti-Mama, die unbestreitbar zur Kategorie »Kleine Frauen« gehört, fühlt sich gleich sehr viel besser. Die wirklich unerheblichen Anzeichen des Wahnsinns bei dem rotbebrillten Typen ignoriert sie einfach.
    Jetzt ist sie bereit, den langweiligen Bankern mit neuem Selbstbewusstsein gegenüberzutreten.
     
    PS: Elasti-Mama spielt mit dem Gedanken, dem Stadtrat vorzuschlagen, zur Hebung der Moral arbeitender Mailänderinnen an neuralgischen Punkten in der Stadt nette Typen mit roten Brillen zu platzieren.
Samstag, 9. Juni
    Fragen, Ängste und

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