Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum
eines Tages in der Unterrichtspause ihre Zukunft ausgemalt.
»Du wirst Mutter werden, zehn Kinder haben, ihnen Schokoladentorte backen und wunderschöne Zeichnungen für sie malen. Du wirst eine Angorakatze haben und mit einem Bauern verheiratet sein«, sagte Elasti-Mama damals zu Alice.
»Du wirst mal eine ziemlich ätzende Karrierefrau, die wie eine Verrückte herumreist, und wirst vier oder fünf Ehemänner haben, dazu ganze Scharen von Liebhabern«, prophezeite Alice Elasti-Mama.
»Ich hingegen werde irgendwann die Nase von euch und allen anderen voll haben und mich an der Haltestelle Piola, grüne Linie, vor die U-Bahn werfen«, erklärte Marta - sie war damals mit jenem düsteren, sarkastischen Zynismus infiziert, der Jugendliche manchmal befällt.
Nichts davon traf ein, zum Glück.
Mittwoch, 23. Mai
Man wird Engländer
Mister Wonder ist mitten in der Nacht abgereist.
Um neun Uhr morgens saß er bereits in seinem Londoner Büro.
Vielleicht in einer Anwandlung von Heimweh hat er Elasti-Mama geschrieben.
Von: Mister Wonder
An: Elasti-Mama
Betreff: Ich bereite meine Vorlesung vor ...
... und schlürfe dabei Red Bull, den Energy Drink, sitze barfuß im Büro und nasche Brotstückchen, die ich von einem Pseudo-Baguette abreiße, das in einer Plastiktüte von Budgens steckt.
Als das Red Bull leer war, habe ich mir eine Tasse fair gehandelten Bio-Pulverkaffee gemacht (ich weiß ja nicht, wie deine Nacht war, meine jedenfalls war fürchterlich, weil ich wegen der beiden verrückten Zwerge solche Schuldgefühle hatte).
Die Abteilungssekretärin ist mir über den Weg gelaufen und hat beim Anblick meiner Tasse angewidert das Gesicht verzogen und gesagt: »So einen ekligen Becher wie Ihren habe ich ja noch nie gesehen.«
Der Kommentar der Sekretärin ist nicht verwunderlich, denn ich benutze diese Tasse seit fast drei Jahren und habe sie noch nie ausgespült, geschweige denn ausgewaschen.
Werde ich etwa langsam zum Engländer?
Donnerstag, 24. Mai
Alarmstufe Rot: Diolabenedica gesucht, oder vielleicht auch nicht
Sie hat grüne Augen und einen Zopf, wie ihn Rapunzel von ihrem Turm zum Prinzen hinuntergelassen hat, ohne dass die Hexe es mitbekam.
Leise, als sei das eine Schuld, die nur mit Blut abzuwaschen sei, sagt sie, dass sie nie geheiratet hat. Sie mag Kinder, hat aber bislang nur im Umgang mit Mädchen Erfahrung. Sie ist geübt darin, mit Puppen zu spielen, nicht aber mit Schwertern. Zweikämpfe machen ihr Angst, aber sie ist bereit dazuzulernen.
Einen Führerschein besitzt sie auch nicht. Sie hat es im Leben nicht leicht gehabt, und darum möchte Elasti-Mama sie am liebsten sofort einstellen.
Sie ist ein möglicher Ersatz für die unersetzliche Valentina Diolabenedica, die die Hobbits verlassen will, um in einer Kinderkrippe zu arbeiten.
»Elasti, ich bin ganz durcheinander«, murmelte Valentina gestern.
»Was ist los?«
»Elasti, ich bin traurig. Elasti, gib mir ein bisschen Zeit, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.«
Während Elasti-die-Hingehaltene sich quält, sucht Mister Wonder seit Wochen bei Au-pair-Agenturen nach einem Ersatz. Ihm schwebt eine blutjunge nordische Schönheit vor, die für die Hobbits sorgt und dabei im Babydoll durchs Haus wirbelt.
Sonntag, 27. Mai
Spann diesen Regenschirm bloß nicht auf
Gestern kam Rapunzel und blieb bei dem kleinen Hobbit, während Mister Wonder, Elasti-Mama und der große Hobbit im strömenden Regen auf ein Gartenfest gingen.
Rapunzel traf ein, samt grünen Augen und kilometerlangem Zopf. Sie zog sich knallrosa Antirutschsocken über und badete lächelnd einen brüllenden Kobold, der mitbekommen hatte, dass die drei Festbesucher gleich aufbrechen würden.
Während Rapunzel dem tobenden Kleinen den Schlafanzug anzog und dabei heitere Kindermelodien vor sich hin sang, betrachtete der große Hobbit beide mit mitleidigem Blick.
»Du kannst von Glück reden, Brüderchen. Ich, Mama und Papa gehen zu einem Fest. Du dagegen bleibst mit Rapunzel hier und wirst jede Menge Spaß haben!«, sagte er sadistisch und hüpfte um die beiden herum.
Rapunzel besänftigte den verzweifelten Zorn des Kleinen und brachte den Rest der Elasti-Familie triumphierend zur Tür. Auf der Schwelle spannte der große Hobbit nichts ahnend seinen kleinen gelben Regenschirm auf.
Rapunzel verdrehte die Augen und all ihre Muskeln spannten sich an. »Um Gottes Willen mach bloß diesen Regenschirm zu!«, befahl sie dem Hobbit in völlig verändertem
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