Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum
Lieblingspizzeria.
Kaum hatten sie die Schwelle überschritten, steuerte der kleine Kobold schnurstracks, wenn auch auf etwas wackeligen Beinen, auf den aus Sri Lanka stammenden Kellner zu. Vor dem armen Kerl, dem er bis zum Knie reichte, blieb er stehen. Bewundernd zu ihm aufblickend, streckte er die Händchen nach ihm aus, und rief mit verzücktem Lächeln: »Papa!« Erst als der verblüffte junge Mann ihn in seine mächtigen Arme nahm, war er zufrieden.
Seltsamerweise fand Mister Wonder diesen Zwischenfall nicht besonders erheiternd.
Sonntag, 17. Juni
Verfluchter Sonntag
Mister Wonder bricht nach London auf.
Der große Hobbit reagiert mit psychosomatischen Krankheitssymptomen. »Mama, mir tut der Bauch weh, und die Zunge auch. Ich muss bestimmt gleich potzen.«
Auch Elasti-Mama schlägt der Abschied auf den Magen. Sie ist traurig und würde am liebsten auch potzen, zusammen mit dem Kleinen.
Der kleine Hobbit macht sich nichts draus, nutzt jedoch den Umstand, dass die Familie abgelenkt ist, um die eigentlich für die Badewanne bestimmten Schwimmtiere in die Toilette zu werfen.
Aber Morgen ist ja schon Montag.
Montag, 18. Juni
Berufsprivilegien und Zermürbungstaktiken
Der Berufsstand des Journalisten ist zweifelsohne privilegiert. Italienische Journalisten haben eine Krankenkasse, die Zahnarzt, Homöopathen und Geburtshelfer bezahlt, und zwar nicht nur für sie selbst, sondern auch für ihre Partner, Kinder und nächsten Angehörigen. Journalisten haben eine eigene Sozialversicherungsanstalt, die sich nur um die Rente von Journalisten kümmert. Journalisten haben in Museen, Ausstellungen und Gardaland freien Eintritt. Journalisten erhalten bei Bahn- und Flugreisen Rabatt. Journalisten haben einen Ausweis, der ihnen erlaubt, ihr höchst umweltschädliches Auto auch dann zu benutzen, wenn alle anderen es zu Hause lassen müssen.
Manchmal jedoch erinnert sich irgendjemand dieser unsinnigen Privilegien. Und beschließt, dass die Journalisten dafür büßen müssen.
Telefonkonferenzen sind die göttliche Rache am Berufsstand des Wirtschaftsjournalisten.
Telefonkonferenzen sind virtuelle Treffen zwischen dem geschäftsführenden Vorstand eines Unternehmens und den Finanziers. Um an einer solchen Konferenz teilzunehmen, muss man sich am Telefon mit einer Dame herumschlagen, die darauf besteht, ausschließlich Englisch zu sprechen, obwohl sie aus Carate Brianza ist.
Anschließend hängt der Journalist eine halbe Stunde in der Warteschleife und muss sich Elvis Presley anhören.
Dann beginnt die Veranstaltung endlich, und der geschäftsführende Vorstand erläutert gewissenhaft und bis ins letzte Detail 150 Diagramme auf Powerpoint zum Unternehmen, sogenannte slides. Dienstsprache ist immer und ausnahmslos Englisch, auch wenn der Manager kaum in der Lage ist, den Satz »The cat is under the table« zu verstehen.
Beim 15. slide schreibt der Journalist voll guten Willens noch energisch mit.
Beim 48. slide kämpft der oben genannte Journalist gegen die Narkolepsie an, indem er SMS an Verwandte und Freunde verschickt.
Beim 100. liebäugelt der Profi mit dem Sudoku in »La Repubblica«, gibt jedoch sofort auf, weil das Spiel für Journalisten zu mathematikbetont ist.
Beim 130. wettert der erschöpfte Journalist, der inzwischen alle Hemmungen abgelegt hat, gegen den geschäftsführenden Vorstand und beleidigt dessen Mutter, Ehefrau und Schwester. Aufgrund einer technischen Panne hören die versammelten Finanziers seine Fluchkanonade mit.
Inzwischen sind fast drei Stunden vergangen und der zutiefst beschämte Journalist hat nicht einmal mehr die Kraft, den Telefonhörer zu halten. Wenige Sekunden bevor der geschäftsführende Vorstand verkündet, dass er schon immer davon geträumt hat, Pilot zu werden, und jetzt die Alitalia kaufen wird, entschließt sich der Journalist, das Feld zu räumen.
So entgeht ihm nach all der Qual die Jahrhundertmeldung. Elasti-Mama ist heute Abend, nach überstandener Telefonkonferenz, am Boden zerstört.
Dienstag, 19. Juni
Gianmaria Pizzakopf
»Mama, ich habe beschlossen, ich will noch ein Brüderchen haben«, erklärt der Hobbit, während er auf der Toilette sein allabendliches Ritual zelebriert.
»Ich will einen Jungen, weil das hier ein Männerhaushalt sein muss ... Aber du, Mama, kannst bleiben, obwohl du eine Frau bist«, fährt er fort.
»Aha, gut. Wie nett von dir ...«, sagt Elasti-Mama, der es zunächst die Sprache verschlagen hat.
»Gianmaria
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