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Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Titel: Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia de Lillo
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Maiskolben
     
    »Sind Sie sicher, dass Sie wissen, welche Drogen Ihre Kinder nehmen?«
    Diese beunruhigende Frage auf dem Umschlag der »Vanity Fair«, der auf einem riesigen Bildschirm im Schaufenster eines Schreibwarenladens zu sehen ist, rüttelt ihr Gewissen auf.
     
    Gestern Abend.
    »Mama, Oma Towanda hat Klausonomie, das ist die Angst, die man hat, wenn man in engen, geschlossenen Räumen sein muss«, sagt der große Hobbit und unterbricht seine leidenschaftliche Lektüre von Pippi Langstrumpf.
    »Klaustrophobie?«
    »Ja, genau. Und weißt du, wovor Papa Angst hat?«
    »Nein, sag es mir.«
    »Er hat Angst davor, durch Röhren zu kriechen.«
    »Na, nur gut, dass er das nicht jeden Tag tun muss ...«
    »Und du, Mama, wovor hast du Angst?«
    »Ich habe Angst davor, von irgendwo oben herunterzuschauen, und außerdem habe ich Angst vor dem Sog.«
    »Welchem Sog? Auch vor dem in der Badewanne, wenn das Wasser abfließt?«
    »Ja, sogar vor dem. Jeder Sog macht mir panische Angst. Und du, was hast du für Ängste?«
    »Ich habe Angst vor Maiskolben.«
     
    Da haben wir es. Nein, Elasti-Mama ist sich nicht sicher, ob sie weiß, welche Drogen ihr Sohn nimmt.
    Das zu wissen würde ihr vielleicht helfen, manches zu verstehen.
     
Montag, 11. Juni
    Auch Mister Wonder hat ein Herz
     
    Mister Wonder ruft Elasti-Mama aus London an.
    »Hallo. Wie war die Nacht?«
    »Furchtbar, danke. Der kleine Hobbit hat beschlossen, dass Schlafen Zeitverschwendung ist.«
    »...« Der abwesende Mister Wonder schweigt.
    »Dafür hat er heute Morgen ein Passbild von dir aufgestöbert und ist eine halbe Stunde lang mit dem Foto in der Hand herumgelaufen, hat es verzückt betrachtet und dabei ›Papa!‹ geseufzt. Fast, als wäre es ein Heiligenbildchen«, erzählt Elasti-Mama.
    »...« Vom anderen Ende kein Lebenszeichen.
    »Bist du noch dran? Ist doch drollig, oder? Freut dich das nicht?«
    »Nein, mir kommen die Tränen.« Und legt auf.
     
Donnerstag, 14. Juni
    Pippi Langstrumpf und verlorene Liebesmüh
     
    In diesen Tagen liest Elasti-Mama dem großen Hobbit abends vor dem Schlafengehen die Abenteuer von Pippi Langstrumpf vor. Damit versucht sie den schlechten Einfluss von Mister Wonder auszugleichen, der aus seinem Sohn einen Jedi-Ritter machen will.
    »Pippi und ihre Freunde Tommy und Annika spielen gerade Schiffbrüchige, die auf einer einsamen Insel gelandet sind ...«, erzählt Elasti-Mama.
    »Gibt es auf der Insel Kannibalen?«, fragt der Hobbit.
    »Das weiß ich nicht. Lesen wir weiter, dann werden wir es erfahren ... Pippi stellt das Zelt auf, es wird dämmrig und ein Gewitter bricht los ... die drei Kinder flüchten sich in das Zelt, fassen sich bei den Händen und sprechen einander Mut zu ... wie schön! Ein echtes Abenteuer ...«
    »Kommen jetzt die Kannibalen und fressen sie?«
    »Nein, mein Schatz, jetzt hör doch mal auf damit. In der Geschichte geht es nicht um Kannibalen«, bringt Elasti-Mama ihn zum Schweigen.
    »Ach so«, seufzt er enttäuscht. »Irgendwann will Herr Nilsson, Pippis Äffchen ...«
    »Mama ...«, unterbricht sie der Hobbit erneut.
    »Was denn?«
    »Hat Pippi eigentlich ... große Titten?«
     
Freitag, 15. Juni
    Helene - das Mädchen, das wartet
     
    Seit Tagen besteht der große Hobbit darauf, statt um neun Uhr schon um acht in die Vorschule gebracht zu werden.
    »Bitte, Mama, bringst du mich in die Vorschule?«, bettelt der Kobold, sobald er wach ist.
    Bisher kannte niemand den Grund dafür.
    In der Klasse angekommen, wirkte der Hobbit zunächst verzagt und klammerte sich an Elasti-Mama wie ein Koala an seinen Eukalyptus. Dann kam aus der hintersten Ecke des Raumes ein ganz kleines Mädchen mit glatten Haaren und Mandelaugen auf den Kobold zugerannt. Beide verschmolzen in einer tränenreichen Umarmung.
    »Hallo. Wer bist denn du?«, fragte Elasti-Mama die Kleine.
    »Ich bin Helene«, antwortete sie und hielt dabei den Hobbit weiter fest umschlungen.
    »Sie wartet jeden Tag um acht auf mich, da hinten auf dem Tisch, im Schneidersitz«, sagte der Hobbit, als er sich wieder gefasst hatte. »Du kannst jetzt gehen, Mama. Ciao«, fügte er mit männlicher Entschlossenheit hinzu.
    Jeden Tag um acht wartet Helene im Schneidersitz.
    Endlich hat Elasti-Mama alles verstanden.
     
Samstag, 16. Juni
    Mater semper certa est, pater nunquam
     
    Heute Abend hat sich die Elasti-Familie ein Highlight gegönnt.
    Um 19.30 Uhr betraten Mister Wonder, Elasti-Mama und die beiden Hobbits triumphierend ihre

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