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Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Titel: Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia de Lillo
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soll dieses Brüderchen heißen. Sein Kopf wird platt sein wie eine Pizza«, schwatzt der Kobold weiter.
    »Ein Kopf wie eine Pizza? Der Ärmste! Und warum soll er ausgerechnet Gianmaria heißen?«
    »Weil das der Name eines wichtigen, aber ganz, ganz bösen Heiligen ist.«
    Vielleicht hat Mister Wonder recht. Die Elasti-Familie ist noch nicht reif für einen dritten Hobbit.
     
Mittwoch, 20. Juni
    Teletubbyland, Kuben und der reiche Nordosten
     
    Im reichen Nordosten gibt es einen Ort, der Teletubbyland, der fantastischen Welt der Teletubbies, gleicht.
    Im Teletubbyland im Nordosten sind die Wiesen phosphorgrün, der Himmel ist schlumpfblau und die gelbe Sonne hat ein lachendes Gesicht. Im Teletubbyland im Nordosten ragt zwischen den weichen, von Kaninchen bevölkerten und blümchenbewachsenen Hügeln ein schwarzer Kubus empor, der aussieht wie ein Gefängnis. Aus dem riesigen Becken mit kristallklarem Wasser vor dem schwarzen, kubusförmigen Gefängnis würde man am liebsten trinken oder wenigstens die Hand hineintauchen, doch beides ist strengstens verboten.
    »Ich bin aus Paris. Man hat mir gesagt: ›Komm zum Arbeiten nach Italien, hier ist es wunderschön.‹ Nun sitze ich seit drei Jahren in diesem Würfel. Meine Persönlichkeit hat sich verändert, und ohne meinen Psychoanalytiker gehe ich nicht einmal zum Einkaufen«, sagt Chantal in reinstem Venezianisch.
    Das Innere des Bunkers ist schier endlos. Da gibt es Versammlungssäle, Unterrichtsräume, Büros, Kaffeemaschinen, ein Hörsaal und endlose Korridore. Es herrscht vollkommene Stille, obwohl hier offenbar Tausende von Menschen arbeiten. Daten verarbeiten, heißt es.
    Elasti-Mama hat heute dienstlich einen Ausflug in das Teletubbyland im Nordosten gemacht. Sie hat sich sechs Stunden lang in dem Kubus aufgehalten, weil sich dort die Aktionäre des Unternehmens, das diese kafkaeske Pracht errichtet hat, versammelt hatten.
    Als sie nach Hause zurückkam, hat sie, von den Hobbits unbemerkt, sämtliche Teletubbies-Videos in einen schwarzen Müllsack gesteckt und vom Balkon geworfen.
     
Donnerstag, 21. Juni
    Der Sog Reis-Fisch-hartgekochtes Ei
     
    »Ich bin so nervös. Ich muss mein Leben ändern. Von heute an verzichte ich auf Brot, Pasta, Hefe, Wurst, Milchprodukte, Gemüse und Obst«, erklärte Cecilia, Elasti-Mamas Kollegin und Freundin, eines Tages.
    »Spinnst du? Du bist doch ein Genussmensch. Das überlebst du nie und nimmer«, antwortete Elasti-die-Erschrockene.
    »Beruhig dich. Ich werde mich unter der Woche mit Reis und Fisch vollstopfen und mir am Wochenende ein hartgekochtes Ei gönnen«, entgegnete Cecilia einen Schimmer von Wahnsinn im Blick.
    »Günstigstenfalls bekommst du Depressionen, schlimmstenfalls wirst du gewalttätig.«
    »Gib mir eine Woche, und ich bin ein neuer Mensch«, beendete Cecilia das Gespräch kategorisch.
    Elasti-Mama ist leicht zu manipulieren, insbesondere wenn es um kulinarischen Wahnsinn geht.
    Wenn Cecilia nicht in absehbarer Zeit wieder zur Vernunft kommt, wird auch Elasti-Mama von dem Sog Reis-Fisch-hartgekochtes Ei erfasst und depressiv und gewalttätig werden. Von wegen neuer Mensch.
     
Donnerstag, 22. Juni
    Frau von Welt ist man oder ist es nicht - Elasti-Mama ist es nicht
     
    »Hallo, Elasti ... morgen früh musst du zu einem runden Tisch. Du wirst den ruhmreichen Geschäftsführer des multinationalen Konzerns und strahlenden Stern der Superluxuswelt kennenlernen. Ich empfehle dir, dich in Schale zu werfen.«
    Diese Nachricht, von der in Sachen Luxus und Mode tonangebenden Kollegin auf ihrem Anrufbeantworter hinterlassen, versetzte Elasti-Mama einen Schock.
    Da ihr der Bereich Glamour vollkommen fremd ist, fühlt sie sich hoffnungslos unzulänglich. Was zieht eine Mode- und Glamourreporterin an? Strass und Pailetten?
    In heller Panik zwängt sich Elasti-Mama in ein ungeheuerliches rostrotes Schlauchkleid, das sie vor Jahren in dem absurden Bestreben erstanden hat, Audrey Hepburn ähnlich zu sehen, schlüpft in Sandalen, in denen sie wie auf Stelzen läuft und Höhenangst bekommt, und schminkt sich so, wie sie glaubt, dass es Damen von Welt tun.
    So wird sie dem unbekannten Superluxusmenschen entgegentreten, tollpatschig und unerschrocken wie Super Pippo von Inter Mailand.
    Driiing.
    Noch einmal die Kollegin.
    »Entschuldige, Elasti. Der runde Tisch ist abgesagt worden. Du kannst die Stöckelschuhe ausziehen und in Jeans in die Redaktion kommen.«
    Zu spät. Sie ist schon unterwegs.
    Ein zynisches,

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