Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum
die ihre Verlobten wechseln, die kurz vor der Heirat einen Rückzieher machen, die zum Thema Kinder sagen: Hä? Dafür ist es noch zu früh, und außerdem muss das doch gar nicht sein. Die Flatterhaften haben ein teuflisches Flackern im Blick und entblößen beim Lachen die Zähne. Wo die Flatterhaften sind, herrscht Chaos, sie lassen den Braten verkohlen, nähen keine Aufhänger an die Putztücher und machen manchmal nicht einmal das Bett.
Oma Memé mag Elasti-Mama, die nie den Mut gefunden hat, ihr zu gestehen, dass sie zur zweiten Kategorie gehört.
Elastis erste Liebe war ein zwölfjähriger Fischer aus Ginostro. Er hieß Bartolino, hatte grüne Augen und sprach ausschließlich äolischen Dialekt.
»Wir wollen im Einklang mit der Natur leben, wir wollen die Stecker herausziehen, wir wollen nackt und frei sein«, hatten Oma K und ihre Freunde der zwölfjährigen Elasti erklärt, als sie auf der Insel an Land gingen.
In Ginostra gab es weder elektrisches Licht noch fließendes Wasser. Sobald die Dunkelheit hereinbrach, hüllten schwarze, bedrohliche Schatten die Feriengäste ein.
Elasti weinte zuerst drei Tage lang, dann lernte sie Bartolino kennen und die Ferien nahmen eine andere Wendung.
Mit 14 Jahren verliebte sich Elasti leidenschaftlich in einen 35-jährigen Schweizer mit Schnauzbart und einer blonden Ehefrau. Sie waren am Meer, und er zog Elasti heimlich an sich und küsste sie leidenschaftlich. Elasti kam zu dem Schluss, dass sie Schweizer doch nicht mochte.
Drei Jahre später lernte sie Ivan kennen, der sich Joints drehte, freie Liebe predigte und niemals duschte. Mit ihm brach sie im Zug nach Skandinavien auf, obwohl Opa T nicht einverstanden war.
Ihr erstes Mal erlebte Elasti am nördlichen Polarkreis. Unmittelbar danach stand sie auf und erbrach sich auf den Teppich der Herberge. Ivan war von ihrer Reaktion zwar ein wenig verwirrt, grollte ihr aber deswegen nicht weiter.
Volljährig geworden begegnete Elasti der großen Liebe: Er war schön wie die Sonne, studierte Medizin und wollte sie heiraten. Nach zwei Jahren begriff Elasti, dass alles zu perfekt war, um gut gehen zu können, und floh auf dem Motorrad - mit Aldo, der sie verführte und dann am Telefon abservierte.
Außerdem waren da ein narzisstischer Maler, ein Streifenpolizist, der sie in Uniform vor dem Haus erwartete, und ein Jockey, der, wenn er nicht gerade ritt, beim Segeln oder beim Golfspielen war.
Jedes Mal verkündete Elasti, sie habe den Mann ihres Lebens gefunden, und jedes Mal sprossen auf Opa Ts Kopf ein paar neue weiße Haare. Dann lernte sie Mister Wonder kennen und brachte ihn mit nach Hause.
»Er ist sympathisch und sieht ziemlich gut aus ... Mal sehen, was daraus wird«, sagte sie lässig.
»Der gefällt mir! Bau jetzt bloß keinen Mist. Sieh zu, dass er dir nicht entwischt. Ich sage dir, wenn du ihn nicht heiratest, heirate ich ihn!«, sagte Opa T.
Elasti ließ ihn nicht mehr los.
JULI
Sonntag, 1. Juli
Standpauken, Enttäuschungen und Brüder
»Es reicht! Kein Wort mehr! Ich habe dir schon tausendmal gesagt, dass du still sein sollst, wenn ich dich anschreie! Und spiel jetzt nicht den Beleidigten, das bringt überhaupt nichts! Du hast mich furchtbar enttäuscht, Bruder!«
Elasti-Mama hat noch nicht herausgefunden, welch schreckliches Vergehen dem kleinen Hobbit, dessen Vokabular sich auf drei bis vier Worte beschränkt, eine derart wutentbrannte Standpauke des großen Hobbits eingetragen hat - heute im Morgengrauen, in der intimen Abgeschlossenheit des Kinderzimmers in Artùs Schloss.
Montag, 2. Juli
Gemüsedip für alle
Nina und Giorgio sind ein mit Elasti-Mama und Mister Wonder befreundetes Paar. Sie zählen zur Kategorie der sogenannten »Dinks«, double income no kids, kinderlose Doppelverdiener. Sympathische Genussmenschen. Sie reisen durch die Welt, gehen ins Kino und pflegen unzählige Hobbys.
Elasti-Mama würde hin und wieder gerne mit ihnen tauschen.
»Ciao, Nina, hier ist Elasti. Weißt du, Mister Wonder und ich sind diese ganze Woche allein, ohne die Kinder. Wir würden uns gern mit euch treffen.«
»Tolle Idee, Elasti. Wann?«
»Wann immer ihr wollt. Wir könnten vielleicht essen gehen.«
»...«
»Bist du noch dran?«
»Tja, ehrlich gesagt machen Giorgio und ich gerade eine Entschlackungskur. Freitag, Samstag und Sonntag trinken wir nur Wasser und Säfte, Montag und Mittwoch essen wir nur Ballaststoffe, Donnerstag Entgiftungsfasten ... Am Dienstag könntet ihr zu einem
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