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Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Titel: Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia de Lillo
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herbei.
    Am Schauplatz des Verbrechens zeichnen sich im Halbdunkel die Gestalten der beiden Hobbits ab. Ein kleiner, der gleichgültig vor sich hin summt, und ein großer, der schreit wie am Spieß. Exakt in der Leibesmitte des großen Hobbit, ein wenig oberhalb des Bauchnabels, ist ein Blutstropfen zu sehen.
    »Er ist verrückt! Er spinnt! Er hat mir den Bauch zerfleischt!«, brüllt der kleine verletzte Mythomane.
    Valentinas geschultes Auge erspäht sofort den Abdruck von vier winzigen Zähnen - eindeutiger Hinweis darauf, dass ein Mini-Vampir hier am Werk gewesen ist. Wie es zu dem blutigen Zwischenfall gekommen ist, wird der Menschheit ein Rätsel bleiben.
    Der kleine Hobbit hat sich in absolutes Schweigen gehüllt.
    »Wir haben Vater und Sohn gespielt, und er hat rebelliert«, ist die einzige, lakonisch vorgebrachte Erklärung des großen Hobbits, als er sich von dem Schock erholt hat.
     
Freitag, 13. Juli
    Friseurgespräche
     
    Ezio hat eine Löwenmähne, stammt aus Kalabrien und ist der jüngste von vierzehn Brüdern. Das schmucklose kleine Geschäft, das er betreibt, hat er von seinem Papa geerbt. Es sieht noch genauso aus wie in den fünfziger Jahren. Ezio ist der Friseur des großen Hobbits.
    Heute Nachmittag hat Elasti-Mama den Hobbit zum Haareschneiden begleitet. Hinter der Zeitung versteckt hat sie folgendes lehrreiche Gespräch unter Männern belauscht.
     
    »Ciao Ezio, ich bin zurück aus Mailand. Schneid mir bitte die Haare, ich muss nämlich nach Schottland, und da ist es kalt und es gibt Elben, und dann fahre ich ans Meer, und da ist es heiß und die Großeltern sind da.«
    »Aber ja, mein Kleiner! Nimm doch Platz.«
    »Forza Inter.«
    » Sempre forza Inter.«
    »Jetzt habe ich es bequem. Machst du mir am Schluss auch Parfüm drauf?«
    »Aber sicher. Wie geht's dir? Und deinen Verlobten?«
    »Gut, inzwischen habe ich eine Milliarde Verlobte.«
    »Donnerwetter. Sind die alle in Ferien?«
    »Weiß ich nicht. Momentan denke ich nicht an sie. Bei Artù in den Bergen bin ich ins Schwimmbad gegangen und habe zwei Schwestern kennengelernt, Bianca und Viola.«
    »Hübsch?«
    »Sehr, obwohl sie ein bisschen zu alt waren. Fünf und sieben Jahre, und sie hatten schon Bikinioberteile an. Ezio ...«
    »Ja, Kleiner?«
    »Ich habe mich in diese Mädchen ein bisschen verliebt. Jedes Mal, wenn ich sie gesehen habe, sind mir fast die Augen aus dem Kopf gefallen.«
    »Verstehe.«
    Die beiden Männer seufzen - männliche Triebe verbinden eben.
     
Samstag, 14. Juli
    Drei, zwei, eins, Schottland - geistige Vorbereitung
     
    Morgen Abend wird die Elasti-Familie bereits in Edinburgh gelandet sein.
    Diesen drückend heißen Mailänder Samstag nutzte man zur geistigen Vorbereitung auf die Reise. Dem Reiseführer entnahm Elasti-Mama, dass es in Schottland von mörderischen Tierchen in Mückengröße wimmelt. Sie heißen midges, bewegen sich schwarmweise und stürzen sich gnadenlos auf ihre Beute, vorzugsweise Touristen. Der Führer spricht vom »Martyrium des Reisenden, der sich« - der schrecklichen Tierchen wegen - »in den Elefantenmenschen verwandelt«.
    Ihre heitere Lektüre lehrte Elasti-Mama auch, dass in Schottland üppig gefrühstückt wird - nicht nur Spiegeleier mit Speck und Würstchen, auch Heringsfilet, geräucherter Seehecht, Lachs und Blutwurst, ein Paradies für die ewig hungrigen Allesfresser-Hobbits. Wer mit Hering und Blutwurst noch nicht genug hat und danach dürstet, extreme gastronomische Welten zu erschließen, kann sich zum Mittagessen das schottische Muss gönnen - Haggis.
    Dabei, so erklärt der Führer, handelt es sich um »Schafsmagen, gefüllt mit den Innereien desselben Schafs, ferner mit Zwiebeln und Getreide«, gewöhnlich mit Rübenpüree als Beilage.
    Zum Trost geben im Sommer mannhafte Highlander im Kilt Kostproben ihrer Stärke, indem sie einander zu Kraftproben herausfordern. Neben dem banalen Baumstammwurf, Kugelstoßen und Hammerwerfen gibt es auch Wettkämpfe im Haggis werfen. Gesiegt hat, wer sieben Kilo gefüllten Schafsmagen am weitesten werfen kann.
     
Sonntag, 15. Juli
    Alle fertig bis auf einen
     
    Die Koffer sind gepackt.
    »Ich bin sehr stolz auf uns! Wir haben kaum was dabei!«, sagte Elasti-Mama beim Blick auf den Berg kleiner und großer Taschen, Rucksäcke und Rucksäckchen mit einem Gesamtgewicht von dreißig Kilo.
    Am Nachmittag wird die Elasti-Familie in das bitterkalte und regnerische Schottland aufbrechen. Alle wissen, was sie dort erwartet. Alle außer

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