Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum
einem.
Der kleine Hobbit geistert seit dem Morgen nackt durchs Haus, nur das Nötigste verhüllt von einem aufregenden Windelhöschen. An den Füßen hat er ein Paar Puma-Turnschuhe von seinem Bruder, die ihm sieben Nummern zu groß sind. Schließlich trägt er noch eine blaue Sonnenbrille, die er nicht einmal für den Mittagsschlaf abnehmen wollte.
Wahrscheinlich glaubt er, Schottland liege zwischen Ibiza und Formentera.
Montag, 16. Juli
Notizen aus Edinburgh - niemals ohne Würstchen
Morgens. Die Elasti-Familie hatte Mailand bei 42 Grad verlassen und war bei 15 Grad in Edinburgh eingetroffen.
Auf dem Flug haben fünf schottische Schwestern im Alter zwischen 8 und 17 Jahren die Hobbits ununterbrochen abgeküsst, geknuddelt, unterhalten und verwöhnt.
»Mama, ich fahre mit denen. Ciao«, erklärte der große Kobold am Gepäcklaufband, den Mund voller Gummibonbons in phosphoreszierenden Farben. Der kleine Kobold war zum Glück auf Elasti-Mamas Arm eingeschlafen, so blieb ihm der herzzerreißende Abschied erspart.
»He, gehört uns denn nicht das ganze Haus?«, fragte gestern Abend der große Hobbit, als er merkte, dass in dem Bed&Breakfast nur ein Zimmer für sie reserviert war.
»Was soll denn das? Es gibt keine Würstchen und noch nicht mal Räucherhering«, rief er heute Morgen höchst enttäuscht aus.
Elasti-Mama begriff, dass es eine ganz schlechte Idee von ihr war, die vegetarische Variante des schottischen Frühstücks zu bestellen.
Abend. Hobbits am Ende.
Es reichte, das Schloss von Edinburgh zu besuchen - an einem regnerischen, nein, sonnigen, nein, sehr windigen Vormittag.
Die Hobbits schliefen den ganzen Nachmittag.
Zerstört, vernichtet, massakriert, erledigt.
Dienstag, 17. Juli
Unwohlsein in der St. Giles Cathedral
Heute Morgen stellte sich die Elasti-Familie, ausgerüstet wie für eine Himalaya-Expedition, unerschrocken und forsch dem feuchten schottischen Grau und machte sich auf den Weg zur Kathedrale von Edinburgh.
»Hier versammeln sich die von der Königin ernannten Ritter«, erklärt Elasti-Mama ihrer Familie in einer Kapelle, deren Decke an einen Blumenkohl erinnert (schließlich ist man in Großbritannien).
»Mal sehen, wer als Erster die dudelsackspielenden Putti entdeckt!«, ruft Mister Wonder zum Wettkampf auf.
»Mir ist schlecht, ich habe Bauchweh, gleich muss ich potzen, und Aa muss ich auch, ich will mit Mama nach Hause«, quengelt der große Hobbit, aschfahl im Gesicht.
Nach einigen Wahrheitstests kommen Mister Wonder und Elasti-Mama zu dem Schluss, dass der Kleine, der sich inzwischen in Krämpfen windet, nicht lügt.
Die Elasti-Familie teilt sich auf.
»Du musst mich streicheln und massieren und ich brauche einen Kamillentee, in dem die Plasmon-Kekse von meinem kleinen Bruder aufgelöst sind«, nuschelt der Hobbit, während er sich mit Elasti-Mama zum Bed&Breakfast zurückschleppt.
Kaum sind sie in Zimmer Nummer 6, erwacht der Hobbit wieder zum Leben.
»Es geht mir schon besser, Mama. Willst du mit mir die Guten gegen die Bösen spielen? Du wärst die Bösen.«
In einem Augenblick der Zerstreutheit enthüllte der listenreiche Kobold schließlich, dass ihm nie irgendetwas gefehlt hat. »Ich hatte einfach so viel Lust auf ein bisschen Ruhe, ohne die anderen Männer, die uns immer stören.«
Familiäre Widerstandstechniken.
Mister Wonder, Elasti-Mama und die Hobbits nächtigen im Bed&Breakfast alle im gleichen Zimmer. Da es keine Ausweichmöglichkeit gibt, wird geschlafen, wenn um 21.30 Uhr das Familienoberhaupt die Lichter löscht. Besser gesagt, Elasti-Mama schläft, die anderen tun nur so. Die männlichen Familienmitglieder leisten Widerstand, ein jeder mit seiner ureigenen Technik.
Mister Wonder schließt sich mit einem Artikel mit der fesselnden Überschrift »Bolschewisierung und sozialistische Tradition in der französischen kommunistischen Partei« im Badezimmer ein.
Der kleine Hobbit singt, eingesperrt in einen bunten Quader, der ihm als Bettchen dient, vor sich hin.
Der große Hobbit fährt erbost auf. »Keine Sorge. Ruht euch nur schön aus. Ich bleibe vor dem Bett dieser Nervensäge stehen. Sobald er den Mund aufmacht, sage ich schhhhh. Wenn das nicht hilft, hau ich ihm eine runter.«
Mittwoch, 18. Juli
Kultureller Niedergang beim Mittagessen
Groß und klein sitzen auf einem dreckigen Teppichboden um ein hölzernes Tablett herum. Sie verspeisen Baguette, Brie, Bananen, Zitronenjoghurt und Hummus, einen Brei aus
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