Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum
Urlaub arbeiten? Bei den Sandinisten?«
»Genau. Ich habe mich schon informiert. Wir werden beim Bau eines kleinen Krankenhauses helfen, in einer rückständigen und sumpfigen Gegend im Süden des Landes. Wohnen werden wir bei ortsansässigen sandinistischen Familien. Es wird wunderschön, du wirst sehen.«
Elasti-Mama war ziemlich verdutzt, wollte aber in den Augen des Geliebten nicht konterrevolutionär erscheinen. Also sagte sie zu.
»Es macht dir doch nichts aus, wenn wir bei verschiedenen Familien untergebracht sind, oder? Nur so können wir diese Erfahrung wirklich intensiv erleben und tief in den nicaraguanischen Lebensalltag eintauchen«, sagte Mister Wonder, als es schon zu spät war, den Lauf der Dinge noch zu ändern.
Er wurde von einer fröhlichen, offenen und revolutionären Familie beherbergt. Der nicaraguanische Papa war gut aussehend, kultiviert und fröhlich, die Mama sanft und geistreich. Sie lehrte ihn Spanisch und die Zubereitung köstlicher Leckerbissen. Außerdem hatte sie drei entzückende Schwesterchen, die sich unsterblich in ihn verliebten und nach allen Regeln der Kunst einen Wettstreit um seine Gunst begannen.
Elasti-Mama fand sich allein in einem Zimmerchen mit Blechdach und mausgroßen Kakerlaken, als Gast einer Familie amerikafreundlicher Großgrundbesitzer.
Die Herrin des Hauses begegnete ihr feindselig, der Herr des Hauses lief mit der Machete bewaffnet herum und warf ihr zweideutige Blicke zu. Sie hatten zwei Söhne, die mit der Zange Skorpione töteten und Katzen folterten. Außerdem gab es eine kleine Cousine, die Waise geworden und in diesem Haus voller Monster als Putzfrau aufgenommen worden war - eine Art nicaraguanisches Aschenputtel.
Mister Wonder und Elasti-Mama arbeiteten von 6 Uhr morgens bis 16 Uhr. Zusammen mit anderen solidarischen, fanatischen Italienern tünchten sie das Krankenhaus weiß.
Der Urlaub dauerte einen Monat. Am Ende war Mister Wonder glücklich, hatte eine Sucht nach dem landestypischen Gericht aus Reis und gebratenen Bohnen, arroz y frijoles, entwickelt und beherrschte sämtliche Lieder und Hymnen der sandinistischen Revolution. Elasti-Mama hingegen schmerzte die Leber von den wahrscheinlich vergifteten Rühreiern, die ihr die feindselige Hausherrin dreimal täglich vorsetzte, hatte sich mit den Kakerlaken angefreundet, die ihr Zimmer bevölkerten, und hörte nachts die Schritte der tocanuda, einer zwanzig Jahre zuvor verstorbenen Dame, die der Legende zufolge mit ihren hochhackigen Schuhen ruhelos über das Blechdach stöckelte.
SEPTEMBER
Samstag, 1. September
Der Hahn ist tot
Mister Wonder ist schon nach England abgereist, Elasti-Mama wieder allein mit dem Feind.
»Mama, ich kann nicht schlafen. Bitte bleib bei mir, ich flehe dich an!«, bettelt der große Hobbit melodramatisch.
»Ich bin müde. Du bist zu alt für solche Szenen. Schlaf jetzt«, entgegnet Elasti-die-Unerbittliche.
»Mama, nein! Geh nicht! Ich muss dir drei Sachen sagen«, schluchzt der teuflische Schlaflose.
»Na schön. Sag mir die drei Sachen, und dann schlafen wir alle.«
»Erste Sache: Ein Päckchen Taschentücher unter dem Kopfkissen reicht mir nicht, ich brauch fünf.«
»Erzähl keinen Blödsinn! Kein Kind schläft mit fünf Päckchen, also insgesamt fünfzig Taschentüchern, unter dem Kopf.«
»Also gut. Zweite Sache: Mir tut das Herz weh.«
»Schlaf, dann geht das vorbei.«
Der kleine Hypochonder bricht in Tränen aus. »Dritte Sache«, seufzt er, »bitte tröste mich.«
Bingo. Gegen die neurotische Abhängigkeit von Taschentüchern komme ich an, gegen Herzschmerzen komme ich an, aber die Bitte ›tröste mich setzt mich schachmatt. Verflixte Kreatur. Er hat gewonnen.
»Komm, mein Schatz. Komm her, deine Mama kuschelt mit dir und sorgt dafür, dass all die bösen Gedanken verschwinden. Eitschibombeitschi«, sagt Elasti-die-Wachsweiche.
Der siegreiche Hobbit schmiegt sich in die Arme seiner Elasti-Sklavin und frohlockt.
»Ah! Mama, ich wollte dir noch eine vierte Sache sagen ...«
»Sprich, mein herzallerliebster Schatz.«
»Was heißt ›derhanistod‹?«
Sonntag, 2. September
Willkommen zurück
Elasti-Mama ruft, vom Urlaubsende-Heimkehr-Blues gebeutelt, ihre Kollegin und Freundin Cecilia an.
»Hallo Kollegin und Freundin, hier ist Elasti. Morgen komme ich nach meinem skandalösen Urlaub wieder in die Redaktion. Wie ist die Stimmung? Sag, positiv, bitte, du kannst notfalls auch lügen.«
»Äh ...«
»Du darfst nicht mit einem Äh
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