Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum
anfangen ... du musst mich aufbauen. Ich würde mich am liebsten umbringen und du sagst äh.«
»Tja, der Arbeitstag hat acht Stunden, bleiben noch sechzehn zum Leben ... Und außerdem gibt es ein Wochenende und bald sind Weihnachtsferien.«
»Ach komm!«
»Willst du es wirklich wissen?«
»Ja.«
»Erstens: Es herrscht ein unterschwelliger, aber spürbarer Groll gegen all die faulen Mütter, die unter dem Vorwand der Mutterschaft eine Ewigkeit lang in Urlaub gewesen sind und ihre Kollegen in der Scheiße haben sitzen lassen.
Zweitens: Es ist eine Umstrukturierung angekündigt worden, die in der Redaktion Niedergeschlagenheit, schlechte Laune und stellenweise Panik ausgelöst hat.
Drittens: Man streitet sich um die Zeitungen, man streitet sich um die Arbeitszeit, man streitet sich um die Klimaanlage.
Ansonsten läuft es ziemlich gut.«
»Danke, Cecilia. Bis morgen.«
Jetzt ist Elasti-Mama für die Rückkehr zur Arbeit gerüstet.
Montag, 3. September
Frisch gewagt ist halb gewonnen
5.30 Uhr. Der kleine Hobbit wird wach und schreit seine Wut über das Ferienende heraus.
6.30 Uhr. Der große Hobbit öffnet die Augen. »Mama, stimmt es, dass der kleine Bruder heute bei diesem Stinktier von AC-Mailand-Fan Valentina Diolabenedica bleibt, während ich bei Oma K das Leben genießen darf?«
8.45 Uhr. Elasti-Mama kehrt in die Redaktion zurück. Es geht weniger lebhaft zu als in einem Seniorenheim für Überhundertjährige. Kollege H liest Todesanzeigen vor, während Kollegin I, die nach langem Mutterschaftsurlaub ebenfalls ihren ersten Arbeitstag hat, katatonisch den Computerbildschirm anstarrt.
11.00 Uhr. Die Atmosphäre taut auf. Der Rest des Vormittags verläuft heiter, Küsse, Umarmungen und Reiseberichte werden ausgetauscht.
13.00 Uhr. Elasti-Mama erklärt, sie sei auf Diät, und gönnt sich gedämpften Spinat, während die schlemmenden Kollegen sich mit allen möglichen Leckerbissen vollstopfen.
15.00 Uhr. Hungerqualen verzehren Elasti-Mama. Als sie schon Sternchen sieht, verfasst sie ein verzweifeltes Rundschreiben an alle Redaktionsmitglieder: »Hat jemand von euch irgendwelche Diätnahrung dabei, zum Beispiel Karotten, Radieschen oder Vollkornriegel?« Ganz Iron Woman lehnt sie freundliche Angebote ab, die da wären: Toffee-Bonbons mit Lakritzgeschmack, eine Tafel weiße Praliné-Schokolade, dick geschnittene Salame Felino.
16.30 Uhr. Mister Max nähert sich Elasti-Mama. »Wie waren deine endlosen Ferien, blöde Kuh? Während du dich mit deinen kleinen Monstern vergnügt hast, habe ich zur customer satisfaction einen Termin für einen client visit vereinbart. Du, ich und der unzufriedene Kunde. Angenehmer Gedanke, findest du nicht?«
18.00 Uhr. Elasti-Mama beschließt, es reicht jetzt. Dafür, dass es der erste Tag war, hätte es schlimmer sein können.
Dienstag, 4. September
Elasti, er hat mich gefragt
Valentina Diolabenedica, Stern am Elasti-Himmel, ist nach den Ferien zu den Hobbits zurückgekehrt.
»Wie geht's, Valentina? Du strahlst ja richtig ...«
»Gut geht es mir, Elasti. Ja, ich bin wirklich rundum zufrieden ...«, sagt sie errötend. »Elasti ...«, beginnt sie dann.
»Was denn?«
»Elasti ... er hat mich gefragt!«
»Wer hat dich was gefragt?«
»Mattia! Ob ich ihn heiraten will!«
»Ach! Erzähl!«
»Neulich am Abend hat er mich nach Hause gebracht und ... Na ja, da hat er mich gefragt. Er hat mir auch einen Ring geschenkt, einen Diamanten, genau wie ich ihn haben wollte ...« Die Stimme der sonst so spröden Valentina zittert.
»Und was hast du gesagt?«
»Ich hab die ganze Zeit geweint. Zu etwas anderem war ich nicht fähig.«
Auch Elasti-Mama hat ein bisschen geweint, als sie an Valentina und Mattia dachte und an den fernen Mister Wonder, der ihr diese Frage im Bad gestellt hatte, während er sich die Zähne putzte. Valentina Diolabenedica wird in zwei Jahren heiraten, kirchlich, und zwar einen Verlobten, den sie von Kindesbeinen an kennt und immer schon geliebt hat. Sie werden in einem Haus wohnen, das sie vor Längerem im Rohzustand gekauft haben und das jetzt fertig ist, aber noch ein wenig auf sie warten wird.
Mittwoch, 5. September
Willkommen daheim, Mama
»Mama ist wieder da! Hallo! Mama ist wieder da. Wo seid ihr, meine Kleinen?« Elasti-Mama betritt das Haus.
Kein Laut ist zu hören.
»Hallo! Ist niemand da?«
Nach einer kurzen Weile linst der kleine, fetischistische Hobbit aus dem Schuhschrank hervor. An den Füßen hat er blaue
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