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Insektenstachel

Insektenstachel

Titel: Insektenstachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Minninger
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Blitzschnell schossen Mrs Hazelwoods Hände in die Höhe und klatschten mit einem Knall zusammen.
    »Erwischt!« Mit spitzen Fingern zog die Dame ein Papiertuch aus einer Pappschachtel und putzte damit ihre Hände.
    Nun sprang Laura mit einem Satz auf das Fenster zu. Sie schloss es mit solch einem Ruck, dass die Scheibe vibrierte. Erleichtert atmete sie auf. »Die kommen hier nicht mehr rein.«
    »Wovon sprichst du?«, erkundigte sich Mrs Hazelwood erregt. Sofort begannen ihre Knie zu zittern. »Antwortet!«
    Bob trat näher an das Fenster und inspizierte irritiert das Moskitonetz. Die zwei Stechmücken, die nun zwischen der Scheibe und dem Insektenschutz gefangen waren, suchten flügelschlagend nach einem Ausweg. »Das verstehe, wer will. Wie sind die Moskitos ins Zimmer gelangt? Nirgendwo ist eine Öffnung zu sehen.«
    »Wie viele sind es?«
    »Keine Sorge, Madam, nur zwei.« Laura versuchte ihrer Stimme einen sicheren Tonfall zu verleihen. »Ich habe sie ausgesperrt.«
    »Wer garantiert mir, dass hier nicht noch mehr gierige Blutsauger lauern?« Mrs Hazelwood verzog sich in die hinterste Ecke des Schlafzimmers. »Wo ist denn das Insektenspray? Ohne diese Dose finde ich keine ruhige Minute! Bring sie mir! So beeil dich doch!«
    Ohne Widerrede verließ Laura das Zimmer. Als sie zurückkehrte, drückte sie Mrs Hazelwood eine Spraydose in die Hand. Mit schnellem Griff löste diese den Deckel und drückte auf die Düse. Ein nebliger Strahl verteilte sich im Schlafzimmer. Justus, Peter und Bob stürmten auf den Flur. Laura folgte, während sie sich mit ihrer Hand die tränenden Augen rieb. »Das Zeug ist doch hochgiftig!«
    »Das ist mir egal!« Hustend erschien die Dame im Türrahmen. »Hauptsache, die Viecher verenden. Hoffentlich sind sie gegen dieses chemische Mittel nicht immun.«
    Peter zog aus seiner Tasche ein Papiertaschentuch und reichte es der Hausangestellten. »Hier, Laura. Deine Augen sehen aus, als hättest du für eine ganze Armee Zwiebeln geschnitten.«
    Dankbar tupfte sie sich die Tränen ab. »Sie haben einfach drauflosgesprüht, Madam! Das nächste Mal sprechen Sie bitte vorher eine Warnung aus.«
    »Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle. Ich bitte um Entschuldigung.« Mrs Hazelwood schloss die Schlafzimmertür und fasste sich hustend an den Hals. »Ob mich die Moskitos umbringen oder das Insektenspray – was spielt das noch für eine Rolle?«
    Peter hob anklagend die Stimme. »Ich habe zwar vollstes Verständnis für Ihre Lage. Dennoch sollten Sie nicht noch zusätzlich unsere Gesundheit aufs Spiel setzen. Ich lebe sehr gern und möchte noch hundert Jahre alt werden.«
    »Mindestens«, stimmte Bob zu. Dabei beobachtete er, wie Mrs Hazelwood die gegenüberliegende Tür des Flures öffnete.
    »Ich werde heute im Gästezimmer übernachten, Laura. Das Zimmer, das ich eigentlich dir zugedacht habe. Doch du bleibst ja lieber in deinem Appartement und zahlst viel Miete. Santa Monica ist ein teures Pflaster.«
    Laura stemmte die Arme in die Hüften. »In der Jackson Road fühle ich mich zu Hause. Sie liegt zwar etwas abseits vom Treiben der City, aber ich bin ein Gewohnheitstier. Ich lebe seit zehn Jahren dort. Die Gegend ist mir ans Herz gewachsen. Außerdem singe ich dort wöchentlich im Gospel-Chor. Die Kirche liegt nur einen Steinwurf von meiner Wohnung entfernt.«
    »Du musst es ja wissen«, erwiderte Mrs Hazelwood knapp. »Jedenfalls werde ich mich heute Abend hier einquartieren. Vorausgesetzt, dass sich darin kein fliegendes Ungeziefer versteckt. Dafür übertrage ich dir die Verantwortung, Laura.«
    »Wenn Sie gestatten, Madam, würde ich gern vorher unten noch zu Ende saugen. Danach nehme ich mir das Gästezimmer vor.«
    Als die Hausangestellte gegangen war, kaute Justus nachdenklich an seiner Unterlippe.
    Peter kannte diese Angewohnheit seines Freundes nur zu gut. »Na, Erster, worüber denkst du nach?«
    Der Erste Detektiv begutachtete eingehend die Spraydose in Mrs Hazelwoods Hand. »Würden Sie mir verraten, seit wann Sie dieses Insektengift benutzen?«
    »Meinst du speziell diese Dose hier?« Sie rückte ihre Brille zurecht. »Oder wie darf ich die Frage verstehen?«
    »Ich will anders fragen: Versprühen Sie in diesem Haus schon länger Pestizide gegen Insekten oder ist es eine relativ neue Angewohnheit von Ihnen?«
    Mrs Hazelwood stutzte. »Seltsam, dass du das fragst. Man könnte beinahe annehmen, du seist ein Hellseher. Bis vor einigen Tagen war ich nämlich noch eine überzeugte

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