Insel aus Stein: Mittsommerglück (German Edition)
Skägård raus zu der kleinen Nachbarinsel von Svergå. Malin wusste genau, was es damit auf sich hatte, sprach ihn aber nie darauf an.
Der Unfall, bei dem Annika ums Leben gekommen war, lag nun bereits drei Jahre zurück, doch Dale war über ihren Tod niemals hinweggekommen. Nicht, dass Malin ihn nicht verstand, auch sie vermisste die junge Frau, die für sie so etwas wie eine Tochter gewesen war. Doch es war nicht gut für Dale, wenn er sich völlig von der Welt abkapselte. Er war jung, das ganze Leben lag noch vor ihm. Malin war sich sicher, dass Annika nicht gewollt hätte, dass er sich in der Vergangenheit vergrub. Und genau das hatte er getan – bis Cassie plötzlich auf der Bildfläche erschienen war.
Sie tat ihm gut, das spürte Malin deutlich. Tagein, tagaus in der Gesellschaft einer alten Dame zu verbringen, das war nichts für einen jungen Menschen – auch wenn Dale das sicher vehement abgestritten hätte. Cassie hingegen war genau richtig für ihn. Sie brachte frischen Wind auf Svergå, und auch wenn Dale sich alle Mühe gab, es zu verbergen, hatte Malin schon längst bemerkt, dass es zwischen den beiden knisterte.
Das Problem war, dass sie es beide offensichtlich nicht wahrhaben wollten. Missbilligend schnalzte Malin mit der Zunge. Dass diese jungen Leute auch immer so kompliziert sein mussten! Sie sahen Hindernisse, wo überhaupt keine waren. Sich gern zu haben schien heutzutage einfach nicht mehr auszureichen – was für seltsame Zustände.
Jemand musste ihnen auf die Sprünge helfen. Die Frage war bloß, wie. Malin seufzte. Sie würde ganz einfach Augen und Ohren offen halten und hoffen, dass sich irgendwann eine gute Gelegenheit ergab. Mehr konnte sie nicht tun.
“Cassie Dorkins am Apparat. Verbinden Sie mich bitte mit Mr. Bond.”
Für einen Moment herrschte am anderen Ende der Leitung Schweigen, dann sagte die junge Frau von der Telefonzentrale: “Einen Moment bitte, ich verbinde mit dem Büro von Mr. Berkeley.”
Cassie runzelte die Stirn. Das Büro von Mr. Berkeley? Soviel sie wusste, war der doch mit seiner Familie verreist. Hatte er seinen Urlaub aus irgendwelchen Gründen abbrechen müssen? Kurz spielte sie mit dem Gedanken, einfach wieder einzuhängen. Wenn der Leiter von Dolphin Books vorzeitig aus seinen Ferien hatte zurückkehren müssen, war seine Laune garantiert alles andere als blendend. Und das bedeutete, dass sie ziemlich schlechte Karten hatte, mit ihrem Anliegen durchzukommen.
Aber dann schüttelte sie den Kopf. Sie musste es einfach versuchen. Und vielleicht war es sogar von Vorteil, dass sie nicht mit Charles Bond sprechen musste. Sie wollte nämlich darum bitten, nach London zurückkehren zu dürfen – am besten heute noch. Und sie zweifelte nicht daran, dass Bond einen Grund dafür gefunden hätte, ihre Abreise zu verzögern.
Eigentlich wusste sie ja selbst nicht einmal genau, was sie eigentlich sagen sollte. Ihre Aufgabe hier auf Svergå war noch nicht erfüllt. Nicht, solange sie noch den geringsten Hauch eines Zweifels daran hatte, dass Dales neuester Roman ein voller Erfolg für den Verlag sein würde. Und dummerweise hatte sie mehr als nur den Hauch eines Zweifels.
Sicher, die ersten beiden Kapitel, die er ihr zum Lesen überlassen hatten, waren wirklich hervorragend gewesen. Doch das bedeutete noch lange nicht, dass der Rest von der gleichen Qualität war. Wenn sie der Verlagsleitung nun meldete, dass
Einsame Herzen
allen Erwartungen gerecht wurde, ging sie ein unkalkulierbares Risiko ein. Das Problem war nur, dass sie unmöglich länger auf Svergå bleiben konnte!
Hundertmal hatte sie über alles nachgedacht, jedes Detail gedreht und gewendet, doch sie kam immer wieder zum ein und demselben Ergebnis: Dale war gefährlich für sie. Zu gefährlich, als dass sie sich noch länger in seiner Nähe aufhalten durfte, ohne Gefahr zu laufen, sich … Ja, was eigentlich? Sich all ihren schlechten Erfahrungen zum Trotz in ihn zu verlieben?
“Büro James Berkeley, Janet Masterson am Apparat. Wer spricht da bitte?”
Cassie zuckte so heftig zusammen, dass sie beinahe den Telefonhörer fallen ließ. Janet Masterson? Aber das konnte doch nicht wahr sein! Was hatte Janet Masterson, die Ehefrau von Liam Masterson, im Büro ihres Chefs zu suchen?
“Hallo? Wer spricht denn da? Warum antworten Sie denn nicht?”
Cassie starrte den Telefonhörer an, als wäre er ein gefährliches Tier, dann knallte sie ihn zurück auf die Gabel. Ihre Kehle war plötzlich wie
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