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Insel, aus Traeumen geboren

Insel, aus Traeumen geboren

Titel: Insel, aus Traeumen geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grace
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Tunnel wider. Sie befanden sich in einer anderen Welt – in Jacks Welt. Von oben drangen keinerlei Geräusche mehr zu ihnen, und die Luft war kalt und trocken.
    Er ignorierte ihre Frage. „Pass auf, dass du dir nicht den Kopf an den Stützbalken stößt“, warnte er sie stattdessen.
    „Ich hätte meine Taschenlampe gar nicht mitzunehmen brauchen“, meinte Olivia, als sie das Kabel bemerkte, an dem alle drei Meter eine Glühbirne angebracht war.
    „Das Licht funktioniert nur, solange der Generator läuft.“
    Olivia schauderte unwillkürlich. Das dünne Kabel mit den nicht sehr hellen Birnen war die einzige Verbindung zur Außenwelt. Ihr ganzes Leben lang hatte sie mit ihrer Platzangst zu kämpfen gehabt. Sie hatte geglaubt, sie einigermaßen im Griff zu haben, doch nun wurde sie wieder mit aller Macht davon überfallen. Wenn jemand ihr helfen konnte, ihr Handikap zu vergessen, dann war es Jack. Unwillkürlich umfasste sie seine Hand fester.
    Plötzlich stolperte sie über einen großen Sandhaufen. Jack sah zur Decke, die sich nur wenige Zentimeter über seinem Kopf befand. „Der Sand ist durch die Stützbalken gedrungen. Ich habe den Arbeitern schon gesagt, dass sie ihn wegkarren sollen. Gleich sind wir am Ziel.“
    Olivia schauderte erneut. Der Tunnel war jetzt keinen Meter mehr breit. „Hier?“
    „Noch ein Stück weiter. Wir müssen erst noch Wände und Decke abstützen, bevor wir ausgedehnte Bergungsarbeiten durchführen können. Trotzdem wollte ich dir schon zeigen, welche Entdeckung ich gemacht habe. Du wirst beeindruckt sein.“
    Nachdem sie noch ein paar Meter weitergegangen waren, nahm Jack ihr die Taschenlampe aus der Hand und richtete den Lichtstrahl auf ein teilweise freigelegtes Stück Marmor.
    Olivia hielt den Atem an. Der Stein war wunderschön bearbeitet und besaß eine honigfarbene Patina. „Oh …“, stieß sie ehrfürchtig aus.
    „Das ist Material, wie es für Bestattungen verwendet worden ist, nicht wahr?“, vergewisserte er sich.
    Sie trat einen Schritt näher. „Ja – ja, ich glaube schon.“ Olivia konnte ihre Erregung nicht länger verbergen, obwohl sie sich noch gar nicht sicher war, ob ihre Einschätzung richtig war.
    „Verdammt, innerhalb der letzten Stunde sind noch mehr Sand und Steine heruntergeregnet!“ Jack wischte den Staub von dem Marmor und brachte das Bildnis einer Frau und eine Inschrift zum Vorschein. „Kannst du das lesen?“
    Olivia fuhr mit dem Finger über die griechischen Buchstaben, während Jack den Schmutz weiter entfernte. Schließlich konnte sie ein Wort entschlüsseln, dann noch eins. „Im Jahre 293, dem Monat des …“
    Sie schüttelte den Kopf. Die restlichen Buchstaben waren unter einer dicken Erdkruste verborgen. Es war zum Verrücktwerden. Olivia hob den Arm, um die Schicht zu entfernen, und stieß dabei gegen einen Stein über ihnen. Er löste sich und fiel polternd gegen einen Stützpfosten, der sich daraufhin gefährlich zur Seite neigte. Eine Kaskade von Sand und Steinen ergoss sich über ihre Köpfe. Olivia musste würgen, als ihr der Staub in Nase und Mund geriet.
    „Leg dich auf den Boden!“ Jack drängte sie zur Seite, damit sie den herabfallenden Steinen entging. Dabei stieß er mit dem Kopf gegen einen niedrigen Stützbalken und verlor die Taschenlampe. Fluchend suchte er sie.
    „Bist du in Ordnung?“, fragte er, während er auf Knien zu Olivia rutschte, die sich schützend die Arme auf den Kopf gelegt und in den Sand geduckt hatte.
    „Hm – ja. Wie schlimm ist es?“, fragte sie leise mit zittriger Stimme.
    Als Antwort ging eine neue Ladung Steine auf sie beide nieder.
    „Wir kommen hier bestimmt raus“, machte Jack ihr und sich selbst Mut. „Wir haben es bisher immer geschafft. Weißt du noch, wie wir in den Höhlen von Basilicotta eingeschlossen wurden? Niemand hat geglaubt, dass wir lebend dort herauskommen würden. Wir schaffen es auch diesmal.“
    Olivia warf ihm einen kurzen Blick zu. Glaubte er wirklich, was er sagte, oder wollte er sie nur beruhigen? Auf keinen Fall wollte sie Jack zeigen, welche Angst sie ausstand. Ihre Klaustrophobie hatte ihr schon zuvor genug zu schaffen gemacht. Doch jetzt waren ihre schlimmsten Befürchtungen, dass Wände und Decke des Tunnels nachgeben konnten, Wirklichkeit geworden.
    „Wir müssen so schnell wie möglich hier raus.“ Olivia stützte sich mit der Hand auf Jacks Schulter, um aufzustehen.
    Plötzlich stürzte nur wenige Zentimeter von ihrem Kopf entfernt der Deckenbalken, an

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