Insel, aus Traeumen geboren
Spaß.“
„Und Jack?“
Olivia blickte sich um und war nicht überrascht, ihn nirgends zu sehen. Wahrscheinlich wusste er gar nichts von dem Empfang.
„Ich mache mir Sorgen um ihn“, fuhr Marilyn fort. „Er arbeitet einfach zu viel. Und er gräbt an der falschen Stelle, ganz allein. Können Sie nicht mal mit ihm reden?“
„Ich werde es machen, falls ich ihn zu Gesicht bekomme.“
Ja, versuchen konnte sie es, auch wenn er nicht auf sie hören würde. Dabei hoffte sie allerdings, dass sie ihm heute nicht mehr begegnete. Nicht wenn sie so müde und keine Kraft mehr hatte, um ihren Schutzschild aufrechtzuerhalten. Sie hatte vor, sich mit ihrem Journal unter einen Baum zu setzen und Eintragungen zu machen, bis es zu dunkel wurde, um noch etwas zu sehen. Anschließend würde sie sich noch etwas zu essen holen und sich dann in ihr Zelt zurückziehen.
Rasch kletterte Jack auf der Leiter nach oben. Seine Rückenschmerzen brachten ihn beinah um, und auch sonst tat ihm jeder Muskel weh. Seine Hände waren sandverkrustet.
Schwer atmend schaute er sich um. Es war noch nicht sehr spät, obwohl es bereits dunkel wurde. Im Camp war es ruhig. Offensichtlich waren alle in den Ort gefahren. Alle, außer Stavros, dem Wachmann.
„Hast du Olivia gesehen?“, fragte er den Mann.
Stavros schüttelte den Kopf. „Alle zum Ort. Große Party.
Du nicht hingehen, Boss?“
„Nein, keine Lust.“
„Koch hat dir Essen aufgehoben.“
„Wunderbar, danke.“
„Ich kann Generator jetzt abstellen?“
„Nein!“, hielt Jack ihn zurück. „Ich brauche das Licht unten noch. Du kannst ruhig gehen, ich schalte ihn später selbst aus.“
Stavros zögerte.
„Geh nur, es ist schon in Ordnung“, drängte Jack. Der Mann hatte Familie und machte seinetwegen bereits Überstunden. Schließlich stiefelte Stavros zu seinem altersschwachen Pick-up und stieg ein. Er winkte kurz und fuhr dann davon.
Jack ging hinüber zu Olivias Zelt. Wenn sie nicht da war, würde er sie im Ort suchen. Er brauchte sie. „Olivia?“
Im nächsten Moment steckte sie schon den Kopf durch die Zelttür. Gott sei Dank, sie war da! Zwar schien sie alles andere als glücklich darüber zu sein, ihn zu sehen, doch daran gewöhnte er sich allmählich. Wenn sie hörte, was er gefunden hatte, würde sich das schlagartig ändern.
„Olivia, ich möchte dir etwas zeigen“, sagte er. „Etwas … Phänomenales.“
„Kann das nicht bis morgen warten? Dann können es alle sehen.“
„Ich möchte aber nicht, dass es alle begutachten. Jedenfalls nicht, solange ich mir nicht hundertprozentig sicher bin. Warum willst du nicht? Bist du beschäftigt?“ Es gelang ihm nicht, den leichten Spott in seiner Stimme zu unterdrücken. Er hatte doch gesagt, es wäre phänomenal, und trotzdem wollte sie bis morgen warten? Etwas stimmte mit ihr nicht! Gut, sie ging ihm seit jener gemeinsamen Nacht im Hotel noch mehr aus dem Weg als zuvor, was er durchaus respektierte, doch hier ging es um Berufliches. „Es ist sieben Uhr. Was machst du noch?“
„Spielt das eine Rolle?“
Er stöhnte. Sie saß in ihrem Zelt und war zu beschäftigt! „Du musst einfach mitkommen!“
„In Ordnung. Lange kann ich nicht bleiben.“ Sie nahm ihre Taschenlampe und kam aus dem Zelt. „Ich hoffe, es ist tatsächlich phänomenal.“
„Du wirst nicht enttäuscht sein.“
Schweigend überquerten sie das Feld. Jack schwirrte noch ganz der Kopf von seinem Fund. Er hatte geglaubt, seinen Augen nicht trauen zu können. Bevor er allerdings zu feiern anfing, wollte er erst Olivias Meinung dazu hören. Hinter ihm stieg sie die Leiter hinab, die zur ersten Plattform der Ausgrabungsstätte führte. Dann entfernte Jack das Brett, auf der in roter Farbe „Betreten verboten“ in Griechisch stand, und nahm Olivia bei der Hand, um sie in einen engen, niedrigen Tunnel zu führen.
„Hast du hier die ganze Zeit ganz allein gearbeitet?“, fragte sie.
„Nicht ganz allein. Ich hatte immer wieder Hilfe von den anderen. Nicht alle graben auf der anderen Seite des Tunnels. In ein paar Tagen werde ich mit dem anderen Team zusammenstoßen. Deshalb …“
„Deshalb musst du alles daransetzen, um als Erster dort zu sein, stimmt’s?“
„Hältst du mich für so ehrgeizig?“
„Das bist du doch. Ebenso wie ich und alle anderen hier. Du bist nur etwas besessener als wir anderen. Du willst unbedingt der Erste sein, der dieses Grab findet. Hast du es etwa schon geschafft?“
Unheimlich hallte ihre Stimme in dem
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