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Insel der blauen Delphine

Titel: Insel der blauen Delphine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott O Dell
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hingefallen war. Er lag nicht mehr dort. Während ich mit den anderen Hunden beschäftigt gewesen war, musste er sich davongemacht haben. Mit seiner Wunde konnte er jedoch nicht weit gekommen sein. Ich schaute überall nach, hinter dem Felsblock, auf dem ich gestanden hatte, und vor der Höhle, aber ich fand nirgends eine Spur von ihm. Lange stand ich wartend da. Als sich nichts regte, betrat ich die Höhle. Sie war sehr geräumig und in dem Licht, das durch die Öffnung fiel, konnte ich alles deutlich sehen. Ganz hinten in einem Winkel lag ein toter Fuchs. Neben der halb zerfressenen Leiche hockte eine schwarze Hündin mit vier grauen Welpen. Eines der Jungen wackelte unbeholfen auf mich zu, ein winziges Häuflein Fell, das ich auf einer Hand hätte tragen können. Ich bückte mich nach ihm, doch im gleichen Augenblick sprang die Mutter zähnefletschend auf. Ich hob den Speer, während ich vor ihr zurückwich. Der Anführer war nicht da. Als ich aus der Höhle trat, war es dunkel geworden. Ich ging um den Hügel herum bis zur Klippe, auf einem Pfad, den die wilden Hunde gebahnt hatten. Unterwegs wäre ich beinahe auf den zerbrochenen Schaft eines Pfeils getreten. Ich sah, dass er dicht unterhalb der Spitze abgebissen war und dass er von dem Pfeil stammte, der den Anführer verwundet hatte. Einige Schritte weiter stieß ich auf die Spuren des Hundes. Die Abdrücke seiner Pfoten im Sand wirkten ungleichmäßig; offenbar bewegte sich das Tier nur langsam vorwärts. Ich folgte den Spuren, bis ich sie im Dunkel aus den Augen verlor. An den beiden folgenden Tagen regnete es ununterbrochen. Ich hielt es für zwecklos, bei dem nassen Wetter nach dem Hund zu suchen. Stattdessen fertigte ich mir eine Anzahl neuer Pfeile an. Am dritten Tag begab ich mich mit dem Speer und den neuen Pfeilen wieder auf den Pfad, den die wilden Hunde gebahnt hatten. Der Regen hatte alle Spuren verwischt. Ich folgte dem Pfad bis zum Steinhaufen, wo ich sie zuletzt gesehen hatte. Auf der anderen Seite des Steinhaufens lag der große graue Hund. Der zerbrochene Pfeil steckte noch in seiner Brust. Seine Schnauze ruhte auf den angezogenen Vorderbeinen. Ich näherte mich ihm bis auf etwa zehn Schritte, sodass ich ihn deutlich sehen konnte. Obgleich ich keinen Augenblick zweifelte, dass er tot war, hob ich den Speer und zielte scharf nach ihm. Da hob er plötzlich den Kopf, wenn auch fast unmerklich, und ließ ihn kraftlos wieder fallen. Ich war so überrascht, dass ich eine Weile unschlüssig dastand. Ich wusste nicht, ob ich den Speer oder meinen Bogen gebrauchen sollte. Diesen Tieren durfte man nicht trauen. Sie stellten sich tot und auf einmal fielen sie einen an oder rannten davon. Ich entschied mich für den Bogen. Der Speer hätte sich auf die kurze Entfernung besser zum Töten geeignet, aber ich war noch zu ungeübt im Speerwerfen. Eilends kletterte ich auf den Steinhaufen. Von dort aus hatte ich eine gute Übersicht und der Hund würde mir nicht entgehen, selbst wenn er zu fliehen versuchen sollte. Ich suchte einen sicheren Halt für meine Füße. Für den Notfall legte ich einen zweiten Pfeil bereit. Dann spannte ich die Bogensehne und zielte nach dem Kopf des Hundes. Warum ich den Pfeil nicht abschoss, vermag ich nicht zu sagen. Ich stand auf dem Steinhaufen, der Bogen war gespannt und meine Hand wollte den Pfeil nicht loslassen. Der große Hund lag unter mir am Fuß des Steinhügels. Er bewegte sich nicht. Und dies ist vielleicht der Grund, weshalb ich ihn nicht tötete. Wäre er aufgestanden, so hätte ich ihn auf der Stelle umgebracht. Lange stand ich auf dem Steinhaufen und schaute auf den Hund hinunter. Dann ließ ich den Bogen sinken. Er rührte sich nicht, als ich auf ihn zuging. Ich wusste nicht einmal, ob er noch atmete, als ich mich über ihn beugte. Die Pfeilspitze steckte in seiner Brust und am zerbrochenen Schaft klebte Blut. Das dicke Nackenfell tropfte von Nässe. Ich glaubte nicht, dass er es spürte, als ich ihn aufhob, denn sein Körper war schlaff wie der eines eben verendeten Tieres. Er war sehr schwer. Um ihn zu heben, musste ich in die Knie gehen und seine Beine über meine Schultern legen. So trug ich ihn nach Hause. Der Weg erschien mir endlos lang, denn ich musste immer wieder stehen bleiben, um Atem zu schöpfen. Am Zaun angekommen stellte ich fest, dass ich den Hund unmöglich durch die enge Öffnung bringen würde. Ich schnitt daher ein Stück des Netzes heraus und riss zwei Walrippen aus dem Boden, um einen

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