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Insel der blauen Delphine

Titel: Insel der blauen Delphine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott O Dell
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Oben am Hang lag die Leiche des alten Bullen. Die Möwen hatten alles Fleisch von den Knochen gepickt. Ich fand jedoch, was ich brauchte. Die Zähne des Bullen waren etwa so lang wie meine Hand und halb so breit. Sie hatten gebogene Spitzen und einige waren zerbrochen, aber nachdem ich die am besten erhaltenen Zähne mit Sand geglättet hatte, besaß ich vier ausgezeichnete Speerspitzen mit breiten Sohlen und sehr scharfen Enden. Ich fertigte noch zwei weitere Speere an und so ausgerüstet konnte ich mich endlich auf den Weg zur Höhle der wilden Hunde machen.

Kapitel 15
    So weit mein Gedächtnis zurückreichte, hatte es auf der Insel der blauen Delfine wilde Hunde gegeben, doch seit die Aleuter fast alle Männer unseres Stammes erschlagen hatten und seit die Hunde der Toten zu ihren wilden Artgenossen übergelaufen waren, wurde das Rudel immer dreister. In den Nächten, als Ghalasat noch stand, drangen sie bis ins Dorf vor und tagsüber lungerten sie stets in der Nähe herum. Wir hatten damals beschlossen, sie alle umzubringen, doch dann kam das Schiff und unser Stamm verließ die Insel für immer. Wenn das Rudel frecher wurde, so lag dies zweifellos an seinem Anführer, dem großen grauen Hund mit dem dichten Nackenfell und den gelben Augen. Ich hatte diesen Hund früher nie gesehen. Niemand in Ghalasat hatte ihn je gesehen. Wir vermuteten, dass er mit den Aleutern gekommen und von ihnen zurückgelassen worden war, als sie wieder absegelten. Er war viel größer als unsere Hunde, die ein kurzhaariges Fell und braune Augen haben. Wir zweifelten nicht daran, dass er ein Aleuterhund war. Seit Ramos Tod hatte ich insgesamt fünf Hunde getötet, doch es blieben noch viele übrig, ja, ihre Zahl wuchs ständig, weil immer neue Junge zur Welt kamen. Und die Jungen waren noch bösartiger als die alten Hunde. Zuerst vergewisserte ich mich, dass das Rudel sich nicht irgendwo in der Nähe aufhielt. Dann erkletterte ich den Abhang vor der Höhle, suchte einen Haufen Zweige zusammen und schichtete diese vor dem Eingang auf. Dann wartete ich die Rückkehr des Rudels ab. Es wurde Morgen, ehe es von seinem nächtlichen Raubzug heimkehrte und in der Höhle verschwand. Ich nahm den großen Bogen, fünf Pfeile sowie zwei Speere an mich, ging leise um die Höhlenöffnung herum und näherte mich ihr von der anderen Seite. Dort legte ich die Waffen nieder. Ich behielt nur einen der Speere in der Hand. Dann legte ich Feuer an die Zweige. Sie brannten lichterloh. Mit dem Speer stieß ich den brennenden Haufen in den Höhleneingang. Drinnen blieb alles still. Ich hob meine Waffen vom Boden auf und kletterte auf einen Felsblock in der Nähe. Das Feuer knisterte. Eine Rauchwolke drang aus dem Felsen und verzog sich langsam über dem benachbarten Hügel, aber ich wusste, dass der Rauch zum größten Teil in der Höhle hängen blieb und dass die Hunde nun bald das Weite suchen würden. Ich durfte mir nicht zu viel davon versprechen. Mehr als fünf Hunde würde ich kaum töten können, da ich ja nur fünf Pfeile besaß, doch wenn ich Glück hatte und den Anführer zur Strecke brachte, würde ich mit dem Ergebnis zufrieden sein. Dies brachte mich auf einen neuen Gedanken. Ich beschloss, das Erscheinen des Anführers abzuwarten und alle meine Pfeile für ihn aufzuheben. Das Feuer war fast ganz niedergebrannt, ehe sich die ersten Hunde zeigten. Zuerst kamen drei herausgerannt und verschwanden hinter dem Hügel. Ihnen folgten sieben weitere Hunde und gleich darauf nochmals so viele. Ich schätzte, dass der größte Teil des Rudels jedoch immer noch in der Höhle war. Als Nächster kam der Anführer. Im Gegensatz zu den anderen rannte er nicht davon; er sprang vielmehr über den Aschenhaufen und blieb schnuppernd neben dem Eingang stehen. Er stand so nahe, dass ich das Beben seiner Nasenflügel sehen konnte, aber erst, als ich den Bogen in Anschlag brachte, erblickte er mich. Mein Anblick schien ihn nicht zu erschrecken. Er stand mit gespreizten Hinterbeinen, als setze er zum Sprung an, und seine gelben Augen waren schmale Schlitze. Der erste Pfeil traf ihn in die Brust. Er wendete sich um, tat einen Schritt und fiel hin. Ich schoss einen zweiten Pfeil auf ihn ab. Er traf nicht. Im gleichen Augenblick kamen drei Hunde aus der Höhle gelaufen. Ich tötete zwei davon mit den Pfeilen, die mir verblieben waren. Dann kletterte ich, beide Speere in der Hand, vom Felsblock herunter und arbeitete mich durch das Gestrüpp bis zu der Stelle, wo der Anführer

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