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Insel der blauen Delphine

Titel: Insel der blauen Delphine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott O Dell
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Otter sie jeden Tag erlegten und noch manches andere, denn immer hielt jemand Wache und beobachtete sie. Wenn sie jagten, stand einer von uns auf den Klippen; wenn sie ins Lager zurückkehrten, bezogen die Späher ihren Posten in der Schlucht. Mein Bruder Ramo wusste immer etwas Neues zu berichten. “Am Morgen”, sagte er, “wenn Kapitän Orloff aus seinem Zelt kriecht, setzt er sich auf einen Stein und kämmt sich den Bart, bis er glänzt wie der Flügel eines Kormorans. ” Meine Schwester Ulape, die zwei Jahre älter war als ich, brachte die sonderbarste Neuigkeit nach Hause. Sie könne beschwören, sagte sie, dass die Jäger ein Aleutermädchen bei sich hätten. “Sie hat ein Kleid aus Häuten an, genau wie die Männer”, sagte Ulape. “Aber sie trägt eine Pelzmütze und unter der Mütze hat sie eine Menge Haar. Es reicht ihr bis zum Gürtel. ” Keiner glaubte ihr. Alles lachte beim Gedanken, dass es Jägern einfallen könnte, ihre Frauen mitzunehmen: Auch die Aleuter beobachteten unser Dorf; wie hätten sie sonst von dem Glück erfahren, das uns bald nach ihrer Ankunft beschieden wurde? Mit diesem Glück verhielt es sich so: Wenn es Frühling wird, ist mit dem Fischfang nicht viel auszurichten. Die Hochflut und die Winterwinde treiben die Fische ins tiefe Wasser, wo sie bleiben, bis das warme Wetter anhält. In dieser Zeit lassen sie sich nur mit Mühe fangen und im Dorf gibt es wenig zu essen. Die Bewohner leben zur Hauptsache von ihren Vorräten an Saatkörnern. Die frohe Nachricht erreichte uns an einem stürmischen Nachmittag. Ulape, die nie müßig war, überbrachte sie uns. Sie war ans östliche Ende der Insel gegangen, um Muscheln zu sammeln. Als sie auf dem Heimweg eine Klippe erklomm, hörte sie einen sonderbaren Lärm. Erst wusste sie nicht, was dieses Geräusch bedeutete. Sie glaubte, es sei das Echo des Windes in einer Felsenhöhle, und sie wollte schon weiterklettern, als sie die silbernen Gestalten in der Tiefe erblickte. Die Gestalten bewegten sich und Ulape sah, dass es ein Rudel riesiger Bassbarsche war. Jeder Barsch mochte etwa so groß sein wie sie. Verfolgt von räuberischen Walen, hatten die Barsche in der Richtung der Küste zu entkommen versucht. In ihrer Todesangst aber hatten sie die Wassertiefe falsch eingeschätzt und waren an das felsige Uferband geschleudert worden. Ulape ließ ihren Muschelkorb fallen und lief ins Dorf, wo sie so atemlos eintraf, dass sie nur noch mit der Hand auf die Küste deuten konnte. Die Frauen, die eben mit Kochen beschäftigt waren, kamen aus ihren Hütten, umringten meine Schwester und warteten, bis sie wieder genügend Atem fand, um zu sprechen. “Weiße Barsche, ein ganzes Rudel”, stieß Ulape endlich hervor. “Wo? Wo?”, fragten alle. “Auf den Küstenfelsen. Mindestens ein Dutzend, vielleicht sogar mehr. ” Ehe Ulape zu Ende gesprochen hatte, liefen wir schon auf die Klippen zu. Wir hofften inständig, dass wir nicht zu spät kommen würden, dass die Fische nicht ins Meer zurückgeschwemmt oder von einer Welle hinuntergespült worden wären. Von der Klippe aus schauten wir hinab in die Bucht. Die weißen Barsche waren immer noch auf dem Felsenabsatz versammelt, sie glitzerten in der Sonne. Doch die Flut stand hoch und die größten Wellen leckten schon nach den Fischen. Wir zerrten einen um den anderen Fisch von der Stelle, wo die Flut sie erreichen konnte. Dann schleppten wir sie auf die Klippe, wobei je zwei Frauen einen Fisch trugen, alle Fische waren ungefähr gleich groß und gleich schwer. Von dort brachten wir die Beute nach Hause. An diesem und am folgenden Abend konnte sich jeder Angehörige unseres Stammes wieder einmal satt essen, doch am dritten Tag kamen zwei Aleuter ins Dorf und verlangten meinen Vater zu sprechen. “Ihr habt Fische”, sagte der eine. “Gerade genug für meine Leute”, antwortete mein Vater. “Ihr habt vierzehn Fische”, sagte der Aleuter. “Jetzt noch sieben, weil wir sieben gegessen haben. ” “Zwei von den sieben Fischen könnt ihr entbehren. ” “In eurem Lager sind vierzig Leute”, erwiderte mein Vater. “Bei uns sind es mehr. Und ihr habt eure eigenen Fische mitgebracht, getrocknete Fische für vierzig Leute. ” “Sie sind uns verleidet”, antwortete der Aleuter. Er war ein Mann von kleiner Gestalt. Er reichte meinem Vater nur bis zur Schulter und er hatte kleine Augen wie schwarze Kiesel und einen Mund wie die Klinge eines Steinmessers. Der andere Aleuter sah ihm sehr ähnlich. “Ihr

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