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Insel der Freibeuter

Insel der Freibeuter

Titel: Insel der Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa
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Namen!«
    Der Waliser zögerte aufs neue, blickte seine Män-
    ner an und kam zu dem Schluß, daß er ausgespielt
    hatte. Er murmelte mit einer fast unmerklichen Geste des Gleichmuts:
    »Gines Alvarado, Hernando Pedrárias und Borja
    Centeno.«
    »Pedrárias Gotarredona, der Gesandte auf Margari-
    ta?« Da der Kapitän heftig nickte, drang Jacare Jack weiter. »Seid Ihr sicher?«
    »Ihm lege ich einmal im Jahr Rechenschaft ab.«
    »Wie sieht er aus?«
    »Mittelgroß, kräftig, blond und mit sehr hellen Augen.«
    »Kennt Ihr seine Frau?«
    »Verheiratet ist er nicht, aber er lebt mit einem Weib zusammen, das sehr schön sein muß.«
    »Hat er Kinder?«
    »Eine Tochter.« Der Waliser legte eine kurze Pause ein und fuhr fort: »Eigentlich ist sie fast schon eine Frau.« Abschätzig verzog er den Mund. »Offensichtlich aber nicht seine Tochter, sondern die der Hure.«
    »Ich sehe, Ihr sagt die Wahrheit.« Der Margariteno wandte sich zu Lucas Castano und befahl ihm ohne
    leisestes Zögern: »Ab ins Meer mit ihm!«
    Ohne Umschweife packte der Angesprochene den
    Waliser, der keinerlei Widerstand leistete, am Kragen, schleifte ihn an die Bordkante und warf ihn ins Wasser.
    Sebastian Heredia sah zu, wie der Kapitän abtrieb und dabei schweigend mit den Armen ruderte. Dann
    wandte er sich der übrigen, zu Tode erschrockenen Mannschaft der Four Roses zu, und nachdem er die
    vier Fähigsten ausgewählt hatte, verkündete er mit ungerührtem Ton:
    »Diese vier folgen mir mit dem Schiff. Der Rest
    der Mannschaft wird dem Kapitän Gesellschaft lei-
    sten. Anschließend befreit ihr die Sklaven und laßt sie an Deck.«
    »Sie passen nicht alle drauf«, gab Nick Cararrota zu bedenken. »Und wenn du sie freiläßt, werden sie sich auf uns stürzen. Es sind verdammt viele.«
    Jacare Jack dachte einige Augenblicke nach, dann
    ließ er den riesigen Schwarzen an Bord kommen,
    den sie in der Nacht zuvor gerettet hatten, und er-klärte ihm, so gut er konnte, daß er sie auf dem Festland absetzen wollte.
    »Wenn ihr tut, was ich euch sage, werdet ihr frei sein und könnt ein neues Leben anfangen. Aber
    wenn ihr Probleme macht, dann schicke ich euch mit Kanonenschüssen auf den Grund des Meeres. Ist das klar?«
    Der andere nickte, stieg in die Laderäume hinab
    und blieb eine lange Weile unten. Als er zurückkehrte, lächelte er glücklich.
    »Wenn du ihnen die Ketten abnimmst, werden sie
    der Reihe nach Luft schöpfen. Es wird keine Pro-
    bleme geben.«
    »Also einverstanden!« Der Margariteno wandte
    sich den vier Sklavenhändlern zu, die ihn mit einem Funken Hoffnung in den Augen betrachteten. »Folgt unserem Kielwasser! Wenn ihr eure Sache gut
    macht, könnt ihr vielleicht eure Haut retten. Ansonsten wißt ihr, was euch erwartet.«
    Minuten später löste sich die Jacare von der Four Roses und setzte ihre langsame Fahrt nach Westen
    fort. Das stinkende Schiff folgte ihr mit einer guten Meile Abstand. Auf dem Deck wimmelte es nunmehr von schwarzen schwitzenden Körpern, die
    fröhlich mit den Händen winkten, während sie ein
    seltsames Danklied anstimmten.
    Im Kielwasser des Sklavenschiffs blieben der walisische Kapitän und acht seiner Männer zurück, die verzweifelt mit den Armen ruderten, um sich über
    Wasser zu halten, während um sie herum bereits die Haie zu kreisen begannen.
    Wieder allein in seiner Kajüte, betrachtete Sebasti-
    án durch die Achterluke das grausige Schiff, das mit einer guten Meile Abstand dem Kielwasser der Jacare folgte, und dachte lange Zeit über die Ereignisse des Tages nach. Besonders machte ihm zu schaffen, daß der Mensch, der sein Leben und das unzähliger Margaritenos zerstört hatte, sich nicht nur als Tyrann, sondern jetzt auch als Sklavenhändler erwiesen hatte, der sich mit dem Leiden Hunderter dieser
    Menschen bereicherte.
    »Sind doch nur Neger!«
    Diese verächtliche Bemerkung wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen. Zwar hatte er schon als Kind die
    Sklaverei in den Kolonien als etwas Normales er-
    lebt, doch wie haltlos diese schreiende Ungerechtigkeit war, hatte er bisher noch nicht nachvollziehen können.
    Die wenigen Sklaven, die er bislang kennengelernt hatte, standen auf der sozialen Leiter kaum tiefer als die meisten Fischer von Juan Griego, die unter den harten Gesetzen der Casa de Contratación ihr Leben fristen mußten. Niemals war ihm in den Sinn gekommen, daß man diese Unglücklichen gewaltsam
    aus ihrem Heim und dem Kreis ihrer Familie geris-
    sen hatte, um in den Besitz einer jeden

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