Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel der Freibeuter

Insel der Freibeuter

Titel: Insel der Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa
Vom Netzwerk:
Person über-zugehen, die bereit war, den Preis dafür zu bezahlen.
    »Neger« war auf Margarita stets gleichbedeutend
    mit »Sklave« gewesen, aber erst, seit er gesehen
    hatte, wie man sie wie wilde Tiere unter Deck der Four Roses einpferchte, war Jacare Jack klargeworden, was Sklaverei wirklich bedeutete.
    Nicht einmal Schweine zerrte man so zum
    Schlachthof. Vielleicht zum ersten Mal in seinem
    Leben wurde dem blutjungen Kapitän bewußt, daß
    die Gesellschaft sich nicht in Reiche und Arme,
    Priester und Piraten, Soldaten und Zivilisten teilte.
    Unterdrücker und Unterdrückte, das kam der Sache
    schon viel näher, und das, was Sebastian an diesem Morgen beobachtet hatte, legte den Schluß nah, daß die Gier der Unterdrücker keine Grenzen kannte.
    Schließlich gab es Männer wie Hernando Pedrárias, denen eine fast absolute Macht nicht zu reichen
    schien, da sie zu den unvorstellbarsten Ungerechtig-keiten fähig waren, um dadurch noch ein wenig reicher zu werden.
    Sebastián fragte sich, ob er, Anführer einer ruchlo-sen Bande von Seewölfen, so tief sinken könnte, mit Menschen zu handeln, und kam zu dem Schluß, daß
    er zwar ohne Skrupel acht Menschen in den Tod
    schicken konnte wie vorhin, doch allein bei dem
    Gedanken, auch nur einen der wehrlosen Afrikaner
    zu verkaufen, wurde ihm übel, auch wenn viele von ihnen, wie Cararrota versicherte, die Sklaverei als völlig selbstverständliche Lebensweise akzeptierten.
    »Die meisten werden schon als Sklaven ihrer
    Stammeshäuptlinge geboren«, hatte er einmal erläu-tert. »Eigentlich ändert sich nur die Hautfarbe ihres Herrn, und oft werden sie von den Weißen scho-nungsvoller behandelt. Das Schlimmste ist stets die Überfahrt, da die Händler den größten Profit heraus-schlagen wollen und aus den Schiffen wahre Tierkä-
    fige machen.«
    »Würde es dir vielleicht gefallen, Sklave zu sein?«
    fauchte ihn Lucas Castano mißmutig an.
    »Was bin ich anderes gewesen, bevor ich mich da-
    zu entschlossen habe, Wegelagerer, Sklavenhändler oder Pirat zu werden?« gab der andere bitter zurück.
    »Von früh bis spät habe ich mich für einen Hunger-lohn abgerackert, und von der Hautfarbe abgesehen ging es mir kaum anders als diesen Unglücklichen.«
    Er warf seinen Zuhörern einen griesgrämigen Blick zu, um in einem fast vorwurfsvollen Ton zu schlie-
    ßen: »Wer von euch noch nie in ähnlicher Weise
    ausgebeutet worden ist, der soll die Hand heben.«
    Keiner meldete sich, und wenn Sebastian an die
    harten Zeiten dachte, in denen die verwünschte Casa de Contratación von seinem Vater verlangte, ein
    ums andere Mal zwischen den Haien nach Perlen zu
    tauchen, die sie ihm dann zum läppischen Preis von Perlmutt abkaufte, mußte er zugeben, daß der Malteser tatsächlich recht hatte und sich ihr damaliges Leben nur wenig von dem eines beliebigen afrikani-schen Sklaven unterschied.
    Als sie eine Woche später endlich die Küste des
    Festlands erblickten, ließ der Kapitän daher eine Abordnung der Schwarzen an Bord der Jacare kommen, die als Älteste unter ihren Gefährten das größte Ansehen genossen.
    »Ich habe beschlossen, euch im Golf von Paria an
    Land zu bringen. Dort könnt ihr in den Wäldern der Orinoco-Mündung verschwinden. Ihr bekommt
    Waffen, damit ihr überleben könnt.« Er musterte sie der Reihe nach, während er fortfuhr: »Den Spaniern wird es gar nicht gefallen, eine Gruppe geflohener Sklaven frei herumlaufen zu sehen, denn wenn sich das herumspricht, werden sich euch viele Sklaven
    anschließen. Ihr müßt eure Freiheit mit Blut und
    Feuer verteidigen. Doch dafür müßt ihr euch erst
    einmal einen Anführer wählen, denn mehr kann ich
    nicht mehr für euch tun.«
    »Du hast schon so viel getan«, warf der große
    Schwarze ein, den sie aus dem Meer gerettet und auf den passenden Namen Moises getauft hatten. »Du
    hast uns das Leben gerettet, dafür werden wir dir ewig dankbar sein.«
    »Am besten dankt ihr mir, indem ihr euch nicht
    noch einmal versklaven laßt«, entgegnete der Mar-
    gariteno lächelnd. »Ich sehe, daß ihr unterschiedlichen Stämmen angehört und viele verschiedene
    Sprachen sprecht, doch werdet ihr nur frei sein,
    wenn ihr eure Unterschiede für immer vergeßt.«
    »Wie viele Verfolger wird man schicken?«
    »Keine Ahnung«, räumte Sebastian Heredia ein,
    »doch es werden einfache Soldaten sein, die Urwald und Hitze hassen. Daher werden die Sümpfe stets
    eure besten Verbündeten sein. Laßt euch auf keine offene Schlacht ein,

Weitere Kostenlose Bücher