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Insel der Freibeuter

Insel der Freibeuter

Titel: Insel der Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa
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Schiffsbesatzungen als schmackhafter Proviant so beliebt war, luden die Jäger dann wieder auf ihre Schiffe und
    setzten Kurs auf Jamaika. Drei Tage später kamen
    sie dort an, verkauften ihre Ware und verschleuderten ihren Gewinn in den Bordellen und Spielhöllen von Port-Royal, das ihnen den Glanz der ruhmreichen Jahre geraubt hatte.
    Die meisten von ihnen kehrten niemals zurück.
    Als Don Hernando Pedrárias und Kapitän Tiraden-
    tes schließlich die wurmstichige Pier betraten und ein einsamer, zahnloser und vom Skorbut befallener Bettler mit ausgestreckter Hand ein Almosen verlangte, blickten sie sich ernüchtert in die Augen.
    »Die Schildkröte ist alt geworden…«, kommentier-
    te der Portugiese mit seinem ihm eigenen Sinn für Humor. »Ich denke, hier werden wir nicht finden,
    was wir suchen.«
    Mit Sonne, Wind, Sand und Salz pflegt die Natur
    am häufigsten zu zerstören, was Menschenhände
    aufgebaut haben, und bei dieser verfluchten Insel, die so viel unschuldiges Blut auf dem Gewissen hatte, schien diese Natur beschlossen zu haben, alle verhaßten Zeugnisse dieser traurigen Vergangenheit auszulöschen.
    Die majestätische Festung Le Vasseurs fiel allmählich in Trümmer, der »Hafen« versank langsam, und die meisten der einst luxuriösen Gasthäuser, Schenken und Freudenhäuser waren kaum noch mehr als
    eine Ansammlung von Brettern ohne Anstrich, die
    seit dem letzten Hurrikan keine Fenster mehr hatten.
    »Schöner Or’! Ja Seno!« konnte sich der Portugiese nicht verkneifen, indem er den Akzent des Bord-kochs imitierte. »Schön und berühmt!«
    Von neuem spuckte er aus, um damit auszudrük-
    ken, was er in Wahrheit von einer Insel hielt, von der man ihm schon als Kind Wunderdinge erzählt
    hatte. Schließlich entschloß er sich jedoch dazu, in der am besten erhaltenen Hafenschenke Platz zu
    nehmen. Seine schmutzige Kleidung, seine schmie-
    rigen zerzausten Haare und seine braunen Hauer
    paßten geradezu vorzüglich zu den schmutzigen
    Stühlen, den schmierigen Tischen und den braunen
    Nägeln der verwahrlosten Bedienung, die vor langer Zeit sicher einmal ein Piratenliebchen gewesen war.
    »Was darf’s denn sein?« fragte sie.
    »Rum.«
    »Merde«, murmelte die Wirtin sichtlich verärgert.
    »Rum. Immer nur Rum! Seit die verdammten Eng-
    länder diesen >Teufelstöter< erfunden haben, will kein Mensch mehr ein anständiges Gesöff haben.«
    Die bittere Klage war in gewisser Weise berechtigt.
    Seit dem verfluchten Tag, an dem ein irischer Säufer in Barbados auf die Idee gekommen war, den Zuk-kersaft des Zuckerrohrs zu destillieren, hatte sich der Geschmack der Antillenbevölkerung in punkto Alkohol wie durch Zauberhand geändert.
    Tatsächlich hatten manche Männer, die oft monate-
    lang auf See waren, nichts anderes im Kopf als das starke Feuerwasser, das anfänglich killdevil oder
    »Teufelstöter«, später rumbullion (in etwa »Durcheinander«) und schließlich abgekürzt nur noch Rum genannt wurde. Wenn sie an Land gingen, wollten
    sie nur eins: sich möglichst schnell und billig zu betrinken.
    Die milden, verwässerten Weine, die aus Frank-
    reich und Spanien importiert wurden, waren nicht
    nur zu teuer, oft wurden sie auch auf der langen und heißen Überfahrt schal oder sauer. Ein ganz anderes Kaliber war da ein guter Krug Rum aus Westindien, der umgehend für Euphorie sorgte, ein Vorteil, der nicht zu unterschätzen war, wenn man sich mit voller Absicht betrinken wollte.
    Der Rum hatte sich daher zum unangefochtenen
    König aller westindischen Schenken aufgeschwun-
    gen. So kehrte die Wirtin trotz ihrer Proteste und Flüche denn auch bald mit zwei riesigen Krügen des stärksten »Teufelstöters« zurück, setzte sie so hart auf den Tisch, daß reichlich Rum überschwappte,
    und fragte geradezu aggressiv:
    »Noch etwas?«
    Der Portugiese nickte:
    »Wir brauchen Männer.«
    »Männer? Was für Männer?«
    »Schwindelfreie Toppsgaste mit Mumm in den
    Knochen und erfahrene Kanoniere, die gutes Geld
    verdienen wollen.«
    »Wenn es in diesem Drecksnest noch mutige Män-
    ner gäbe, hätten sie schon vor langer Zeit das verfluchte Port-Royal in Brand gesteckt«, murmelte das häßliche Weib und zog geräuschvoll den Rotz hoch.
    »Wie hoch ist mein Anteil?«
    »Eine Dublone pro Kopf.«
    Die zottelige Hexe nickte zustimmend.
    »Ich werde sehen, was sich machen läßt.«
    Tiradentes richtete drohend den Finger auf sie.
    »Aber bring mir keinen Abschaum. Ich will erfah-
    rene Leute.«
    Die Frau lachte

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