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Insel der Freibeuter

Insel der Freibeuter

Titel: Insel der Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa
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si-cherheitshalber die Rettungsboote los!«
    So brisant die Situation auch war und so sehr ihn schon seit der ersten Begegnung der Mann aus Lissabon anwiderte, Don Hernando Pedrárias konnte
    nicht umhin, die absolute Kaltblütigkeit des Kapi-täns zu bewundern, den es offensichtlich kolossal amüsierte, auf eine Unmenge riesiger Schiffe zuzu-steuern, die wie blinde Büffel vorwärts stürmten. Er mußte ihnen in finsterer Nacht ausweichen, und dabei konnte er lediglich auf seine eigene Geschicklichkeit und eine Handvoll halbgenesener Männer
    zählen, die kaum ausreichten, um auch nur die Hälf-te der Segel zu setzen.
    »Drei Mann ans Steuer!« rief er, als seine eigene Galionsfigur nur noch eine knappe Meile von den
    Galionsfiguren der Vorhut trennte. »Zwei Grad
    Backbord! Alle Segel anziehen!«
    Der erfahrene Kapitän Joáo de Oliveira wußte, daß die schwere Flotte wie gewöhnlich mit allen Segeln fuhr, um die Rückenwinde zu nutzen. In ihrem
    Windschatten würde er praktisch nicht mehr von der Stelle kommen. Daher beschloß er, mehr Fahrt zu
    machen, solange er noch genügend Wind dazu hatte, um sich selbst auf die ankommenden Schiffe zu
    stürzen, nicht frontal, sondern im Winkel von etwa 40 Grad im Verhältnis zu den Positionslichtern der ersten Linie.
    Auf diese Weise wurde einerseits zwar das Risiko
    eines Zusammenstoßes beträchtlich größer, wenn
    der Kapitän in der Dunkelheit die wahre Länge der Galeonen, zwischen denen er kreuzen wollte, nicht rechtzeitig erkannte, andererseits behielt er damit eine gewisse Kontrolle über die Botafumeiro, die
    ansonsten wie ein im Wasser treibender Korken hilflos den Fregatten des Begleitschutzes aus der zweiten und dritten Linie ausgeliefert gewesen wäre, die sie im Handumdrehen in Stücke geschossen hätten.
    Die Davitwachen eines so großen Flottenverbands
    waren logischerweise vor allem damit beschäftigt, den vorgeschriebenen Abstand zu den Positionslichtern der übrigen Schiffe zu halten und den Steuer-männern die Kursänderungen zuzurufen. Im übrigen
    vertrauten sie darauf, daß sie auf kein Hindernis sto-
    ßen konnten, solange sie ihrem Flaggschiff blind
    folgten.
    Daß da plötzlich eine Brigg aus der Finsternis auftauchte, traf die Wachen daher völlig unvorbereitet.
    So sehr sich das Schiff auch bemühen konnte, der
    Flotte auszuweichen, ein Desaster innerhalb des
    Verbands, in dem kein nicht vorher von Signalen
    angekündigtes Manöver möglich war, schien nahezu
    unausweichlich.
    Während die Minuten verstrichen und die Entfer-
    nung zur Flotte schrumpfte, gewann die Botafumeiro an Fahrt und stürzte sich wie ein Blitz auf das erste der Lichter. An Bord schlugen inzwischen alle Herzen bis zum Hals, denn beim kleinsten Fehler würde die Botafumeiro unweigerlich ein massives Handelsschiff rammen, das ihr an Tonnage um das Doppelte überlegen war.
    Nur eine knappe halbe Meile lag zwischen den
    Bordseiten der Flottenschiffe, ebenso groß war der Abstand zwischen den Linien: nicht gerade berau-schend viel Platz, um auf offener See zu manövrieren, besonders dann nicht, wenn man die Länge der jeweiligen Schiffe in der Dunkelheit schätzen mußte.
    »Ein Grad Backbord!« befahl der Lissaboner
    schließlich. »Die Taue fest anziehen!«
    Im letzten Augenblick öffnete Joáo de Oliveira den Winkel etwas weiter und ließ ein großes, über acht Meter hohes Schiff in seinem Kielwasser passieren, wobei der Klüverbaum des Spaniers fast den Achtersteven der Botafumeiro streifte. Nun steuerte er die Botafumeiro direkt auf die mittleren Positionslichter des zweiten Schiffs zu. Bis er es erreicht hätte, wür-de dieses ihn überholt haben. Als er den schwachen Schein der großen Achterlaternen ausmachen konnte, wußte er, daß die Gefahr für den Augenblick ge-bannt war. Nachdem er wieder einmal ausgespuckt
    hatte, murmelte er:
    »Steuer geradeaus!«
    Hastig ließen die vier Männer das Steuerrad krei-
    sen. Kurz darauf schrie der Portugiese aus vollem Halse:
    »Nach zwei Minuten volle Wende Steuerbord! Paßt
    auf die Mastbäume auf!«
    Der Befehl ging von Mund zu Mund.
    Alle an Bord, der kränkliche schwarze Koch einge-
    schlossen, beeilten sich, den Befehl auszuführen. Sie wußten, daß es um ihr Leben ging, und so drehte
    sich die Brigg bald wie eine elegante Ballerina um sich selbst.
    Das ganze Manöver spielte sich in dem Zwischen-
    raum ab, den sich zwei Fregatten der zweiten Linie ließen.
    Bis sie von neuem den nunmehr von Backbord
    kommenden Wind

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