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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Ihnen bereits erklärt, dass ihn das erste Verbrechen in die Sträflingssiedlung gebracht hat. Eine Wiederholungstat bedeutet meist Port Arthur, was jedoch im Ermessen des Richters liegt. Und ich kann Ihnen sagen, dass unser Richter mehr von Haft als von körperlicher Züchtigung hält.«
            »Ein wahrer Menschenfreund«, bemerkte Barnaby zynisch.
            »Nein, Sir, das nun nicht. Er ist lediglich der Meinung, die Peitsche sei kontraproduktiv, und zieht Zwangsarbeit als Strafe vor, wovon es in Port Arthur mehr als genug gibt. Wenn Sie möchten, kann ich auf eine der beiden anderen Strafen plädieren. Was meinen Sie?«
            Barnaby war bestürzt. »Guter Gott, das kann ich nicht entscheiden. So etwas hat man noch nie von mir verlangt.«
            »Sie leben doch schon lange hier, Mr. Warboy, und haben noch nie von diesen Dingen gehört? Falls Ihnen die Strafen zu hart erscheinen, sollten Sie bedenken, dass die Sträflinge in der Überzahl sind und daher um jeden Preis die Disziplin gewahrt werden muss.«
            »Sieht so aus«, murmelte Barnaby.
            »Lassen Sie den Kopf nicht hängen. Nach Verbüßung ihrer Strafe sind sie immerhin freie Männer, die hier ein neues Leben beginnen können. Die Deportation eröffnet ihnen auch neue Möglichkeiten.«
            »Das können Sie Forbes erzählen!«
             
            Als Josie die breite Treppe vor dem neuen Franklin Building hinaufstieg und durch die Kolonnade mit dem Fliesenboden und den hohen kannelierten Säulen ging, fiel ihr ein, dass es Leutnant Flood, einem Nachbarn, gehörte. Wie konnte er mit seiner Farm so viel Geld verdienen, während sie kaum über die Runden kam? Und schlimmer noch, er hatte sogar den angenehmen Posten des Adjutanten beim Gouverneur erhalten.
            Sie stieß die imposante Glastür auf und warf einen Blick auf die Liste der Leute, die im Haus residierten. Sie hatte einen Brief von Lester erhalten – und zwar illegal, er trug nicht das Kürzel des Zensors –, in dem er verlangte, sie solle ihn aus Port Arthur herausholen!
            Was sollte sie machen? Sie kämpfte mit den Tränen, als sie sich Lesters Reaktion auf ihren neuen Plan ausmalte. Er würde toben! Als sie den Treppenabsatz erreichte, bemerkte sie kaum den Herrn, der zurücktrat, um sie vorbeizulassen, sie dann aber ansprach.
            »Ach, Sie sind das, Mr. Warboy. Wie schön. Wir haben uns lange nicht gesehen. Verzeihung, ich habe gehört, es gab einen Todesfall auf Ihrer Farm. Das muss sehr unerfreulich für Sie gewesen sein.«
            »Ja, und das ist es noch.«
            »Sie müssen unbedingt zum Tee kommen und uns alles erzählen.«
            »Das würde ich gern, ganz sicher. Aber was führt Sie in diesen üblen Flood-Palast?«
            Josie zwang sich zu einem Lächeln. Sie wollte es ihm eigentlich nicht sagen, doch die Worte platzten einfach aus ihr heraus. »Ich verkaufe die Farm. Mr. Baggott ist mir dabei behilflich.«
            »Guter Gott, warum denn das?«
            »Ich muss jetzt gehen, Mr. Warboy.« Sie ließ ein älteres Paar vorbei. »Wir blockieren die Treppe. Ich erzähle es Ihnen ein anderes Mal.«
            »Ich komme morgen früh zu Ihnen zum Tee«, sagte er entschlossen. »In letzter Zeit war ich so beschäftigt, dass ich meine Freunde vernachlässigt habe. Mein Sohn und seine Familie sind übrigens abgereist.«
            Josie unterdrückte ein Kichern. »Nein!«
            »Doch!«, strahlte er. »Endlich Frieden im Haus.«
             
            Barnaby Warboy traute seinen Augen nicht, als er Penn mit einer Lumpenpuppe vor dem Haus sitzen sah.
            Er sprang aus der Kutsche und rief Hunter zu, der gerade in der Nähe war: »Was macht sie hier? Sind sie etwa zurückgekommen?«
            Das Mädchen lächelte durch das zerzauste Haar, worauf Barnaby durch die Haustür schoss und nach Dossie brüllte.
            »Sind sie zurück?« Er sah sich panisch um. »Wo stecken sie?«
            Dossie trat aus der Küche und zupfte nervös an einem Lappen. »Sie haben sie hier gelassen, Mr. Warboy«, flüsterte sie. »Sie meint, es ist nur Urlaub.«
            »Warum hast du sie nicht davon abgehalten?«
            »Ich hab es nicht gewusst, Sir. Ich schwöre bei Gott, ich hab es nicht gewusst, erst als sie hereinspazierte, und selbst da

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