Insel der glühenden Sonne
traurig.
»Es hatte mit den alten Problemen zu tun, Sie haben sicher davon gehört.«
»Mit Ihrer Enkelin? Ja, das tut mir sehr Leid, eine furchtbare Sache. Ich war überrascht, dass es auf Ihrer Farm zu so etwas kommen konnte; die Männer schienen doch manierlich im Vergleich zu meinen. Ich bekomme immer nur den Ausschuss.«
Barnaby war froh, das Thema wechseln zu können.
»Denken Sie darum an einen Verkauf?«
»Ja, und weil sich die Farm nicht auszahlt. Ehrlich gesagt, ich kann einfach keinen Hof führen. Ich habe es versucht, weil mein Mann darauf bestanden hat, aber es ist einfach zu schwer. Ich verliere nur Geld.«
»Mein Gott, kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
»Nein, meine Entscheidung steht fest.«
Barnaby warf einen Blick auf das gerahmte Bild des Ehemanns, das über dem Kamin hing – er hatte das rosige, runde Gesicht des englischen Landmanns. »Und was hält Ihr Mann davon?«
»Es wird ihn nicht freuen, aber er ist noch immer leidend und musste die Abreise erneut verschieben.«
»Das bedauere ich sehr. Der arme Mann muss Sie und Louise furchtbar vermissen.«
Es klopfte, und Josie stand auf, um zu öffnen. Er hörte, wie ihre Stimme lauter wurde, und war hin und her gerissen, ob er sie unterstützen oder sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern sollte. Bald darauf kehrte sie mit wütendem Gesicht zurück.
»Jemand hat ein halbes Dutzend Kartoffelsäcke aus der Scheune gestohlen. Das bringt das Fass zum Überlaufen! Letzte Woche drang nachts jemand ein und entwendete die neuen Schaufeln mit dem langen Griff. Ich muss fast alles an die Wand ketten!«
Barnaby stand auf. »Du lieber Himmel, setzen Sie sich wieder, ich schenke Ihnen Tee nach. Tief Luft holen, das beruhigt. Sie haben natürlich allen Grund, wütend zu sein; es ist verdammt feige, Sie derart auszunutzen. Haben Sie Ihrem Mann die Situation geschildert? Ich meine, eine Seereise würde ihm vielleicht gut tun, und hier draußen gibt es ja auch fähige Ärzte.«
Josie brach in Tränen aus. »Es hat keinen Zweck, Barnaby, ich kann die Lüge nicht länger aufrechterhalten. Er ist nicht krank und lebt nicht in England. Mein Mann ist als Sträfling hier in Van Diemen’s Land, deshalb haben wir die Farm gekauft. Wir wollten alle zusammen sein, wenn er freigelassen wird. Er konnte es nicht ertragen, uns in England zu lassen.«
»Oh, verstehe. Ich meine, mir erscheint die Idee, die Familie zusammenzuhalten, ganz ausgezeichnet. Sicher ist er ein guter Mensch.«
»Ja, das ist er wirklich. Nur leider ziemlich temperamentvoll …«
Barnaby hob die Hand. »Nein, Josie, Sie müssen sich für nichts entschuldigen. Wenn Sie sagen, er ist ein guter Mann, reicht mir das völlig. Kann ich Mr. Harris irgendwie behilflich sein?«
»Im Augenblick nicht. Mr. Baggott zieht Erkundigungen ein.«
Barnaby brauchte Farmhelfer, hätte es aber geschmacklos gefunden, ihr eine Stelle für ihren Mann anzubieten. Am besten, er würde selbst mit Baggott reden und ihn fragen, was er für Harris tun könnte.
»Meinen Sie nicht, Sie könnten noch abwarten, bis Ihr Mann eine Arbeitserlaubnis für seine eigene Farm erhält?«
»Nein«, hauchte sie, »das würde zu lange dauern.«
Barnaby war verwirrt. Warum würde es zu lange dauern?
Ein erfahrener Farmer konnte praktisch gleich nach seiner Ankunft in der Kolonie mit einer Arbeitszuteilung rechnen … außer, er führte sich so schlecht, dass er in Haft bleiben musste.
O Gott, dachte er und versuchte, Josie aufzuheitern, indem er ihr ausmalte, wie viel die Farm wert sein würde, nun, da so viele wohlhabende Einwanderer ins Land kamen.
Auf dem Weg nach Hobart dachte Barnaby noch immer an den Sträfling Harris. Er wusste, dass Baggott das Rätsel für ihn lösen konnte, wollte aber keinesfalls danach fragen. Allerdings könnte er dafür sorgen, dass Josie nicht einem unseriösen Spekulanten aufsaß, der nach billigem Land suchte. Er musste ohnehin zu seinem Makler und würde mit ihm darüber sprechen.
Als sie vor den hohen Mauern der Frauenfabrik hielten, spürte er wenig Neigung, das berüchtigte Gebäude
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