Insel der glühenden Sonne
»Danke.«
»Bitte hier unterzeichnen.«
Barnaby kam sich nun doch vor, als nähme er ein Paket entgegen, und war wütend auf sich selbst, weil Shanahan doch wieder Recht behalten hatte. Dabei tat er der Frau nur einen Gefallen.
Mrs. Roddock führte sie zum Ausgang, öffnete aber nicht die Tür.
»War das alles?«, fragte Barnaby überrascht.
»Es ist üblich, uns eine Entschädigung für unsere Mühen anzubieten.«
»Oh, verstehe.« Er wühlte in der Manteltasche nach seiner Geldbörse und gab ihr zehn Shilling, was wohl mehr war, als sie erwartet hatte.
Er führte Miss Cullen zum Tor, ließ es vom selben faulen Aufseher öffnen und schob sie schnell nach draußen.
Als sie Shanahan mit der Kutsche warten sah, brach sie in Tränen aus.
»Was ist los?«, fragte Barnaby.
»Sie hatte eine schlimme Zeit, Sir. Ich glaube, sie ist einfach froh, hier draußen zu sein.«
»Ich bin Ihnen ewig dankbar, Sir«, schluchzte Marie Cullen.
Barnaby stieg in die Kutsche. Er sah, wie sie neben Shanahan auf den Bock sprang, und nickte zufrieden. Sie würde sich um Penn kümmern. Um Penn und das Baby.
Sean legte Marie eine Decke um die Schultern und sah in ihre traurigen dunklen Augen.
Sie gehörte zu einer Gruppe Mädchen, die man aus dem Armenhaus von Cork geholt und unter fadenscheinigen Vorwürfen zu sieben Jahren Haft in Van Diemen’s Land verurteilt hatte.
»Wo sind deine Stiefel?«
»Die Oberaufseherin behält sie, wenn wir Arbeit kriegen«, sagte sie. »Sie meint, der Boss muss uns Kleider und Stiefel kaufen.«
»Ach so, natürlich. Geht es dir denn gut?«
»Nur ein bisschen Krupp, sonst nichts. Danke, dass du mich nicht vergessen hast, Sean. Dein Mr. Warboy scheint ein netter Mann zu sein.«
»Ist er auch.«
Ihre Nähe machte ihn nervös. Er hatte Angst, sie könne Matt erwähnen, mit dem sie sich angefreundet hatte, als Sträflinge einen Zaun um die Koppel der Frauenfabrik gezogen hatten. Das Versprechen, ihm einen Grabstein zu kaufen, lastete schwer auf ihm, denn er hatte bisher nicht genügend Geld dafür aufbringen können.
Als er den Hügel hinunter in die Stadt fuhr, hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er den alten Mann für alles verantwortlich machte, was auf der Farm geschehen war. In letzter Zeit ging ohnehin alles schief, und er erzielte keinerlei Fortschritte in seinem Bemühen, die Richter Pellingham und Matson zur Rechenschaft zu ziehen.
»Morgen feiern wir eine Gedenkfeier auf der Farm«, sagte Sean. »Einer unserer Jungs ist zum Herrn gegangen. Unsere Köchin Dossie kümmert sich um dich, sie ist eine gute Frau. Du brauchst keine Angst vor ihr zu haben.«
»Und wie ist der Boss? Und die Lady? Die Oberaufseherin sagt, ich werde ihre Zofe.«
»Zofe?«, fragte Sean lachend. »Gott im Himmel, Marie, sie ist nur ein dummes Mädchen und in anderen Umständen. Jemand muss auf sie aufpassen.«
»Ach, die Arme.«
Wie üblich hielt er vor Pollards Laden, wo Sam den Boss herzlich begrüßte und sich nach seinem Befinden erkundigte. Dann blickte er überrascht zu Marie.
»Sie ist wieder da?«
»Ja, sie braucht Kleidung«, sagte Barnaby. »Ich hätte Dossie mitnehmen sollen.«
»Egal, meine Frau ist im Laden. Sie kann ihr etwas heraussuchen.«
Während Mrs. Pollard mit Marie verschwand und Mr. Warboy weitere Erledigungen machte, wies Sam Sean an, die Regale im Vorratslager einzuräumen.
»Hör mal, da war doch dieser Richter, von dem du ständig redest«, meinte Sam.
»Welcher? Pellingham oder Matson?«
»Matson. Er lebt jetzt mit seiner neuen Frau in Sorell.«
»Wo liegt das?«
»Nordöstlich von hier. Ein üppige Stelle für einen Richter, heißt es, mit mietfreiem Haus und Dienstboten.«
Worauf etwas Seltenes geschah: Sean Shanahan war sprachlos. Er trug weiter Säcke mit Mehl und Reis und machte sich daran, die Regale zu säubern, während es in ihm tobte.
Barnaby war bestürzt. »Haben Sie sich denn
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